Frühstück im Bett
schüttelte den Kopf. »Irgendwann werde ich’s verstehen. Aber im Augenblick bin ich zu erschöpft, nachdem ich versucht habe, deine unersättliche Lust zu befriedigen.«
»Daran solltest du dich gewöhnen.«
Lachend startete er den Motor und brachte sie zum Kutschenhaus. Er begleitete sie zur Tür und gab ihr einen Gutenachtkuss wie ein perfekter Südstaaten-Gentleman. In der Tasche seines Jacketts steckte ein blaues Höschen.
Sugar Beth sah Colin erst am Mittwochmorgen wieder. Bevor sie zur Buchhandlung fuhr, sah sie ihn einen Karren voller Steine zu der Baumreihe hinter Frenchman’s Bride schieben. Gordon trottete zu ihm, und sie runzelte die Stirn. Eigentlich müsste Colin um diese Tageszeit an seinem Roman arbeiten.
In der Mittagspause ging sie zum Yesterday’s Treasures hinüber, eine Packung Taco-Chips in der Hand. Der Laden war am Vortag wieder geöffnet worden. Seither wurde er von denselben Busladungen einer neugierigen Senioren-Kundschaft gestürmt, die zuvor das Gemima’s Books heimgesucht hatte. An den Gedanken, dass Parrish zu einer Touristenattraktion avanciert war, konnte sie sich nicht gewöhnen.
Sie begrüßte Donna, die Verkäuferin. Dann schlenderte sie nach hinten und sah Winnie am Schreibtisch sitzen, ziemlich verschlafen, mit Sternenaugen. Sugar Beth rückte einen Stuhl heran, legte die Füße auf den Tisch und öffnete den Chips-Beutel. »Mitten in der Nacht hörte ich dich in mein Gästezimmer schleichen. Warum ziehst du nicht nach Hause?«
»Weil ich dich noch eine Weile quälen will.« Winnie gähnte und lächelte. »Gestern Abend hatte ich einen Riesenstreit mit Ryan.«
»Ah, das erklärt dein glückseliges Grinsen.«
»Früher haben wir nie gestritten.« Winnie griff über den Schreibtisch hinweg und nahm sich ein paar Chips. »Wenn die Fetzen fliegen – das ist einfach himmlisch.«
»Jedem das Seine. Aber ihr zwei seid furchtbare Weicheier – also wird’s nicht so gefährlich gewesen sein.«
»Wir haben uns angeschrien«, verteidigte sich Winnie. »Zumindest ist Ryan ziemlich laut geworden. Er wollte mich nach Hause mitnehmen. Jetzt bemüht er sich, meinen Entschluss zu verstehen. Aber er ist schrecklich frustriert.«
»Nicht wegen mangelnder erotischer Aktivitäten, so viel steht fest.«
Winnie kicherte. »Niemals hätte ich uns diese wilde Leidenschaft zugetraut.«
»Obwohl du viel perverser bist als ich?«
Zwanzig Minuten später kehrte Sugar Beth in die Buchhandlung zurück. Jewel überreichte ihr ein Kuvert. »Während Madam unterwegs war, wurde das für sie abgegeben.«
Sugar Beth riss den Umschlag auf und zog ein Hin-und-Rückflug-Ticket nach Houston hervor. Für den nächsten Tag – da hatte sie frei. Frühmorgens sollte sie an Bord eines Jets gehen und am selben Abend zurückfliegen. Außerdem enthielt das Kuvert die bezahlte Rechnung einer Mietwagenfirma mit dem Vermerk der Autonummer. Sie biss in ihre Unterlippe und schaute zum Antiquitätenladen hinüber.
Das könnte Winnie getan haben. Nein, die war viel zu sehr
mit ihrem eigenen Kram beschäftigt. Sugar Beth presste den Umschlag an ihre Brust – Colin …
Knapp vierundzwanzig Stunden später stand sie im ersten Stock von Brookdale, auf der Schwelle des Gemeinschaftsraums, und beobachtete Delilah, die sich über ein Puzzle beugte. Das vorzeitig ergraute Haar fiel glatt bis zum Kinn herab, ein Stirnband, mit Marienkäfern gemustert, hielt es aus dem runden Gesicht. An diesem Tag trug sie den rosa Pullover, den die Stiefmutter ihr vor ein paar Monaten gekauft hatte, und darunter ein lavendelblaues T-Shirt. Ein paar Sekunden lang schaute Sugar Beth sie einfach nur an, dann rief sie leise: »He, meine Süße!«
Delilah versteifte sich. Langsam hob sie den Kopf, die Augen voller Hoffnung. »Meine Sugar Beth?«
Und dann lagen sie sich in den Armen. Unentwegt rief Delilah den Namen, den sie so liebte.
In der nächsten halben Stunde konnte sie gar nicht zu reden aufhören. »Und ich dachte, du würdest nie mehr kommen … Du hast gesagt, du wärst mir nicht böse. Aber … Und ich habe Henry einen Muffin geschenkt … Dr. Brent hat meinen Zahn mit irgendwas gefüllt … Und Shirley weiß, dass man nur draußen rauchen darf …« Während sie sprach, umklammerte sie Sugar Beths Hand. Die ließ sie auch später nicht los, bei einem Spaziergang durch den Garten. Zum Lunch suchte sie sich ein Taco-Bell-Restaurant aus, und danach unternahmen sie einen Einkaufsbummel, der Sugar Beths Monatsgehalt
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