Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück im Bett

Frühstück im Bett

Titel: Frühstück im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
Zeit hatte das Bild hier gelegen, eine grimmige Mischung aus Karmesinrot und Schwarz, Kobaltblau und Ocker, mit wütenden gelben Streifen und grünen Explosionen. Kein Teppich. Niemals ein Teppich. Schluchzend kniete sie neben der riesigen Leinwand nieder, die den Betonboden bedeckte, berührte den verkrusteten zerbrochenen Deckel der Farbendose, einen fossilisierten Zigarettenstummel. Kein Müll, versehentlich herabgefallen, sondern absichtlich platzierte Relikte, die schöpferische Momente markierten. Mühsam rang Sugar Beth nach Luft. Nichts an den Gegenständen und Klecksen und Tropfen war dem Zufall überlassen worden. Stattdessen bildeten sie eine kreativ gestaltete Komposition, eine Eruption aus Formen, Farben und Gefühlen.
    Wie hatte sie dieses Kunstwerk jemals für einen Teppich halten können? Sie kroch um den Rand herum und fand in einer hinteren Ecke die Signatur – ASH. Vorsichtig strich sie mit einem Finger darüber.
    Dann setzte sie sich auf ihre Fersen. Sogar im grellen Licht der Glühlampe, die an einem Deckenbalken baumelte, erkannte sie die Verwandtschaft zwischen dem Farbentumult und dem Chaos ihres Herzens. Sie schwankte, gab sich dem wütenden Rhythmus hin und ihrem Elend, bewegte ihren Körper, blickte in die Seele des Gemäldes.

    »Sugar … Sugar … Sugar-Schätzchen …«
    Ein Schrei. Ein Pfiff.
    Ruckartig hob sie den Kopf.
    »Sugar … Sugar … Komm heraus und spiel mit uns …«
    Erbost sprang sie auf. Schon wieder Cubby Bowmar und seine Kumpel.

    Sie standen auf dem schmalen halbrunden Rasen vor dem Kutschenhaus – sechs Kerle. Bierdosen in der Hand, die Gesichter zum Mond emporgewandt, riefen sie nach ihr. »Komm, Sugar Beth … Komm zu uns, Baby …«
    Gejohle und Geschrei.
    »Sugar … Sugar … Sugar …«, sangen und grölten sie. »Sugar … Sugar … Sugar …«
    Wolfsgeheul. Trunkenes Jaulen. Schweinisches Grunzen.
    Wütend stürmte sie zu ihnen. »Ich hab’s satt, Cubby. Hört sofort auf!«
    Die Arme ausgebreitet, fiel Cubby gegen Tommy Lilburn. »Ah, Sugar Beth, wir wollen nur ein bisschen Liebe.«
    »Wenn ihr nicht augenblicklich von meinem Grund und Boden verschwindet, du und die anderen miesen Arschlöcher, kriegt ihr ganz was anderes.«
    Junior Battles wankte zu ihr. »Das meinst du nicht ernst, Sugar Beth. Komm, trink ein Bier mit uns.«
    »Weiß deine Frau, wo du bist?«
    »Sei nicht so ekelhaft, wir feiern nur unseren Männerabend.«
    »Eher einen Idiotenabend.«
    »Oh, du bist die schönste Frau von der Welt!« Cubby schob seine freie Hand unter die Achselhöhle, bewegte den Arm auf und ab, wie ein Hahn mit einem einzigen Flügel, und begann wieder zu singen. »Sugar … Sugar … Sugar …«
    Begeistert stimmte Junior ein. »Sugar … Sugar … Sugar …«
    Den Kopf in den Nacken geworfen, spuckte Tommy Bier aus und kreischte.
    »Um Himmels willen, seid still!«, befahl sie und wollte auf Cubby losgehen. Im selben Moment tauchte Colin aus dem Nichts auf, ein düsterer Racheengel, und stürzte sich auf die Betrunkenen.
    Cubby stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, als Colins Schulter seine Brust traf und ihn ins Gras schleuderte. Dann wurde ein schreiender Junior von einem gezielten Kinnhaken gegen einen Baumstamm geschmettert. Carl Ray Norris wollte weglaufen. Aber Colin warf sich auf seinen Rücken und stieß ihn zu Boden. Fast gleichzeitig schlug er Jack McCall nieder. Etwa acht Schritte entfernt, sank Tommy auf die Knie, bevor der Berserker ihn erreichte.
    Allmählich merkte Colin, dass sich niemand wehrte. Seine Hände in die Hüften gestemmt, wartete er fluchend auf Cubby oder Junior, Jack oder Carl Ray. Auf seinem dunklen Haar und dem weißen Hemd schimmerte Mondlicht.
    Er sah wie ein Pirat aus, das schwarze Schaf einer Adelsfamilie  – gezwungen, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, indem er spanische Galeonen plünderte und primitive Seefahrer niedermetzelte.
    »Kommt her, Jungs!«, rief er und hob die Arme. »Wolltet ihr nicht spielen? Los, spielt mit mir!«
    Sugar Beths Blick schweifte von Colin zu den Männern am Boden, zu Tommy, der auf allen vieren umherkroch und seine Bierdose suchte. In ihren Ohren rauschte das Blut. »Würde nicht einer von euch genügen, um ihn zu bekämpfen?«
    »Verdammt, Sugar Beth …« Cubby rieb sich das Knie.
    »Dafür sind wir zu besoffen.«
    »Aber ihr seid sechs!«, schrie sie.
    »Wir könnten ihn verletzen.«
    »Genau das wäre der Zweck dieser Übung, du Narr!«
    »Hör mal, Sugar

Weitere Kostenlose Bücher