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Frühstück im Bett

Frühstück im Bett

Titel: Frühstück im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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kleine Kröte« nannte. Gleichzeitig begehrte sie alles, was sie besitzen würde, wenn sie ihn heiratete.
    Griffin musste gewusst haben, dass sie unfähig war, ihm die ersehnte Liebe zu schenken. Trotzdem führte er sie zum Traualtar, und dann bestrafte er sie, indem er unverhohlen mit einer anderen zusammenlebte. Um sich dafür zu rächen, erweckte sie den Eindruck, das wäre ihr egal. Schließlich trieb er’s auf die Spitze und wandte sich von dem Menschen ab, den sie am meisten liebte, der gemeinsamen Tochter.
    Obwohl sie einander hassten, dachten sie nie an eine Scheidung.
Griffin beherrschte den wirtschaftlichen Sektor von Parrish, Diddie den gesellschaftlichen und politischen, und keiner wollte verlieren, was der andere ihm bot. Und so waren sie beisammengeblieben und hatten ein verwirrtes kleines Mädchen ins zerstörerische Kielwasser ihrer Ehe gezerrt.
    Sugar Beth fuhr an einem McDonald’s vorbei, das nach ihrer Schulzeit eröffnet worden war, und an einem Reisebüro mit einigen der neuen, allgegenwärtigen kastanienbraunen und grünen Markisen. Dann bog sie in die Valley. Diese Straße, einen Häuserblock lang, war dem Renovierungswahn der Stadt entronnen. Am Ende erhob sich der verlassene Bahnhof. Sie stellte ihr Auto auf holprigem Asphalt ab. Während sie das halb verfallene Ziegelgebäude betrachtete, entdeckte sie die Stelle, wo Colin Byrne für das unscharfe Foto auf dem Schutzumschlag seines Romans posiert hatte.
    Vom Dach waren mehrere Schindeln herabgestürzt, alte Graffiti zierten die zersplitterten Sperrholzplatten, mit denen die Fenster vernagelt waren. Warum hatte Tallulah so großen Wert darauf gelegt, die alte Ruine zu erhalten? Wahrscheinlich, weil sie von der Stadtgeschichte besessen gewesen war, ebenso wie Griffin, und nicht eingesehen hatte, dass man den Bahnhof abreißen müsste.
    Bevor Sugar Beth aus dem Volvo stieg, dachte sie an den zerknitterten Brief in ihrer Handtasche.
     
    Liebe Sugar Beth, ich vermache dir das Kutschenhaus, den Bahnhof und natürlich das Gemälde, weil du meine einzige, noch lebende Verwandte bist. Und trotz deines Benehmens – Blut ist nun mal dicker als Wasser. Gewiss, der Bahnhof ist ein Schandmal. Aber nachdem ich ihn gekauft hatte, fehlten mir das Geld und die innere Kraft für Reparaturarbeiten. Sein bedauerlicher Zustand wirft ein schlechtes Licht auf die Stadt. Sicher möchtest du ihn verkaufen. Aber ich fürchte, du wirst keinen Interessenten finden. Sogar der Parrish Community Avancement Association mangelt es am Respekt vor historischen
Bauten. Das Kutschenhaus steht unter Denkmalschutz. In Lincolns Atelier darfst du nichts verändern, andernfalls geht mein gesamter Nachlass an die Universität. Was das Gemälde betrifft … Entweder findest du’s – oder auch nicht. Herzlichst, Tallulah Shelborne Carey.
    P.S.: Ganz egal, was dir deine Mutter erzählt haben mag – Lincoln Ash hat mich geliebt
     
    Ihre Behauptung, sie sei Ashs große Liebe gewesen, hatte Diddie fast zum Wahnsinn getrieben. Zuversichtlich verkündete Tallulah, er habe ihr versprochen, nach Parrish zurückzukehren, sobald seine Ausstellung in Manhattan die Pforten schließen würde. Am letzten Tag überfuhr ihn ein Bus. Diddie ließ überall verlauten, das Gemälde würde nur in Tallulahs Fantasie existieren. Aber Griffin widersprach ihr. »Natürlich gehört’s ihr, ich hab’s gesehen.« Als Diddie ihn drängte, Einzelheiten zu verraten, lachte er nur.
    Beharrlich weigerte sich Tallulah, das Bild auszustellen. Sie hatte erklärt, das Einzige, was ihr von Lincoln geblieben sei, würde sie nicht mit Neugierigen oder aufgeblasenen Kunstkritikern teilen, die er stets verabscheut habe. Denn die würden nur alles Leben aus dem Gemälde herausanalysieren. »Nach meinem Tod soll’s die Welt anstarren, solange sie will. Jetzt werde ich’s für mich behalten.«
    Sugar Beth drehte den Schlüssel im Schloss herum. Da sich das Holz verzogen hatte, musste sie ihre Schulter gegen die Tür stemmen, um sie zu öffnen. Als sie den Bahnhof betrat, flog etwas auf ihren Kopf zu. Kreischend duckte sie sich. Einige Sekunden lang wartete sie, bis ihr Herz wieder normal schlug, dann rückte sie ihren Cowboyhut zurecht und ging weiter.
    Was sie trotz des schwachen Lichts sah, widerte sie an. Eine stinkende Kruste aus Vogelmist und Schmutz bedeckte die alten Bänke im einstigen Wartesaal des Bahnhofs. Über eine Wand zogen sich rostrote Streifen, in der Mitte des Hartholzbodens schimmerte eine

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