Frühstück im Bett
Herz wieder zu schlagen anfängt.«
»Vielleicht solltest du deinen Kopf zwischen die Knie hängen.«
»Als ich allen Leuten erzählte, du hättest ein Drogenproblem, war’s ein Scherz. Hätte ich auch nur geahnt …«
»Gibst du mir Bescheid, wenn du aufhörst, Unsinn zu reden?«
Nie zuvor hatte sie so schäbige Levi’s gesehen – am rechten Knie fadenscheinig, am Hintern ein Loch. Dazu trug er ein
ebenso verschlissenes graues T-Shirt, alte Gärtnerhandschuhe und zerkratzte, staubige braune Stiefel. An einem hielt ein Knoten die zerrissenen Schnürsenkel zusammen. Und auf der langen, aristokratischen Nase prangte ein ehrlich erworbener Schmutzfleck. Nie hatte er unwiderstehlicher ausgesehen. Sie runzelte die Stirn. »Sogar dein Haar ist verdreckt.«
»Diesen Schaden wird ein kurzer Trip zu meinem Friseur beheben«, erwiderte er und stieß den Spaten wieder ins Erdreich.
»Ich mache keine Witze. Wenn die Armani-Fraktion dich so sieht, setzt sie dich auf die schwarze Liste.«
»Wie schrecklich.«
Am liebsten hätte sie ihn zwischen die Nussbäume gezerrt, die Arme um seinen Hals geschlungen und ihn geliebt, bis sie beide den Verstand verlieren würden. Hatte der Eisbecher am Sonntag nicht genügt?
An seinem T-Shirt sah sie dunkle Schweißflecken, und die Muskeln seiner Arme vibrierten, als er wieder zu schaufeln anfing. Neben ihm stand ein Schubkarren, in den er die Erde warf.
Offenbar hob er einen Graben aus. Oder vielleicht ein seichtes Grab …
Natürlich wusste er, wie neugierig sie war. Aber er grub noch eine Weile schweigend weiter, bevor er sich zu einer Erklärung bequemte. »Ich habe beschlossen, eine niedrige Steinmauer zu errichten, um das Anwesen abzugrenzen. Inzwischen ist es nicht mehr so kalt, weshalb ich mit der Arbeit beginnen kann.«
»Hängt das irgendwie mit deinem wortlosen Computer zusammen ?«
»An diese Mauer denke ich schon sehr lange«, verteidigte er sich und zeigte nach Westen, zu einer kleinen Senke. »Dort werde ich Trassen anlegen, im Einklang mit der Landschaft. Und dann will ich die Mauer an den Seiten des Grundstücks entlangführen.«
»Da hast du dir eine ganze Menge Arbeit vorgenommen.«
»Die kann ich mir nach Belieben einteilen.«
Der vordere Garten von Frenchman’s Bride war künstlerisch angelegt worden. Den hinteren hatte man recht stiefmütterlich behandelt. Colin hob noch mehr Erde aus. Einen Mann mit einem Spaten zu beobachten – das hatte was für sich. Der Schweiß an seinem Nacken könnte Schokoladensauce sein … Nein, das war unfair. Hirn und Muskelkraft müssten in getrennte Kategorien fallen, statt sich in einem so verlockenden Kerl zu vereinen. Sie musste sich definitiv zusammenreißen, bevor sie sich womöglich mit einem Dessertlöffel auf ihn stürzte. Wie sollte sie’s anfangen? »Ich muss auf den Dachboden gehen. Als ich im Bad war, hörte ich irgendwas rascheln.«
»Davon habe ich nichts bemerkt.«
»Wärst du oben gewesen, hättest du’s gehört.«
Jetzt unterbrach er seine Arbeit. Beide Hände auf den Spatengriff gestützt, musterte er Sugar Beth. »Seit du diesen Job angenommen hast, willst du auf den Dachboden.«
»Nun, ich bin Haushälterin, und das zählt zu meinen Pflichten.«
»So eine gute Haushälterin bist du nicht.«
Höchste Zeit, die Flucht zu ergreifen … »Okay, wenn es dir gefällt, dass Eichhörnchen über deinem Kopf nisten … Mir ist’s egal.« Sie warf ihr Haar in den Nacken und wandte sich ab. Unglücklicherweise bewegte sie sich nicht schnell genug, denn er ließ die Schaufel fallen und versperrte ihr den Weg.
»Von diesem neuen Buch wurde ich abgelenkt. Sonst hätte ich’s schon früher gecheckt. Glaubst du, dein Gemälde liegt auf dem Dachboden?«
Mühsam schluckte sie.
»All diese Geschichten, die du erfunden hast – das Geschirr, die Eichhörnchen … Das sind doch nur Vorwände, oder?«
Vergeblich sah sie sich nach einem Fluchtweg um, und so reckte sie ihre Nase in die Luft. »Wenn du’s so nennen willst …«
»Warum hat du mich nicht einfach danach gefragt?«
Sugar Beth suchte nach einer höflichen Formulierung für die Wahrheit – dass sie ihm zutraute, das Bild für sich selbst zu behalten. Aber er war ein kluger Mann. Sollte er’s selber rausfinden.
Das tat er nicht.
Über seinem Nasenrücken bildete sich eine tiefe Falte. Den Kopf schief gelegt, wartete er. In der Minute erkannte sie, dass sie ihn zu Unrecht verdächtigt hatte, und bemühte sich, die Situation zu retten.
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