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Frühstück im Bett

Frühstück im Bett

Titel: Frühstück im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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große Tonne mit Sugar Beths alten Kostümen von der Theatergruppe gestanden. »Nichts.«
    Da er sich zu ihr wandte, musste ihr die Stimme wieder gehorchen. »Das sehe ich.« Irgendwie gelang es ihr, sich zusammenzureißen. »Aber in diesem Haus gibt’s ein paar Geheimnisse.«
    Zwischen Schornsteinen und Mansardenfenstern verbargen sich mehrere Nischen. Sie eilte zu einer Ecke, links vom größten Kamin. Hier hatte sie zusammen mit Leeann Zelte aus zerbrochenen Stühlen und einer alten Wolldecke gebaut. Diddie
hatte ihr vor ewiger Zeit gezeigt, wie man das Geheimfach öffnete, und sie davor gewarnt, das selber zu versuchen. »Schau doch, Schätzchen, nur große Käfer und behaarte Spinnen.«
    Nun kniete Sugar Beth vor einem halben Meter breiten Teil der alten Täfelung nieder und tastete den unteren Rand ab. »Mein Großvater fürchtete eine Rückkehr zur Prohibition, und er meinte, dieses Versteck würde ihm schlaflose Nächte ersparen.« Als sie den verborgenen Hebel fand, drückte sie darauf. »Am oberen Rand findest du einen zweiten Hebel.«
    Colin schob sich an ihr vorbei, und der teure Stoff seiner Hose streifte ihre Schulter. »Ja, da ist er.«
    Im Lauf der Jahre hatte sich das Holz verzogen, und Sugar Beth musste mit aller Kraft an dem Brett zerren, um es herauszulösen. Colin half ihr und entfernte es.
    Natürlich bot das Fach zu wenig Platz für eine von Lincoln Ashs überdimensionalen Leinwänden. Das hatte sie gewusst. Aber vielleicht hatte er Tallulah ein kleineres Bild geschenkt. Oder ein großes, das man zusammenrollen konnte. Wochenlang hatte sie von diesem Augenblick geträumt. Jetzt war es so weit, und sie fürchtete, was sie entdecken würde. »Schau du hinein.«
    Er bückte sich. »Anscheinend leer. Aber ich sehe kaum was …« Seine Hand glitt in das dunkle Fach. »Oh, dahinten ist was.« Ihr Mund wurde trocken, ihre Handflächen fühlten sich feucht an. »O Gott!« Er zog eine staubige alte Flasche hervor. »Fünfzig Jahre alter Macallan Scotch!«
    »Den schenke ich dir«, murmelte sie bedrückt. »Vielleicht findest du noch was.«
    »Geh vorsichtig damit um!«, warnte er, als sie ihm die Flasche aus der Hand riss und unsanft auf den Boden stellte. Er griff wieder in das Fach. »Also, das ist eindeutig kein Scotch.«
    Leise quietschte sie auf. Colin zog eine dicke Röhre hervor, etwa einen Meter lang, in altes braunes Papier gewickelt und verschnürt.

    »Fühlt sich nicht so an wie …«, begann er und richtete sich auf.
    »Heiliger Himmel …« Sie nahm ihm die Röhre aus den Händen und rannte zu einem Fenster.
    »Hör mal, Sugar Beth, das Ding ist viel zu leicht.«
    »Oh, ich wusste ja, dass es hier ist! Das wusste ich!«
    Mühelos löste sie die Verschnürung, und das spröde Packpapier zerriss unter ihren Fingern. Darunter kam eine Papierrolle zum Vorschein. Keine Leinwand. Nur Papier.
    Sugar Beth lehnte sich tief enttäuscht an den Fensterrahmen.
    »Lass mal sehen«, bat er.
    »Kein Gemälde.«
    Colin tätschelte ihre Schulter. Dann entrollte er das Papier. Es dauerte eine Weile, bis er das Schweigen brach. Seine Stimme klang noch ehrfürchtiger als in jenem Moment, in dem er den Scotch entdeckt hatte. »Die Originalpläne für die Fensterglasfabrik. Aus den zwanziger Jahren. Was für ein fantastischer Fund!«
    Vielleicht für ihn. Sugar Beth kehrte zum Geheimfach zurück und bückte sich. Systematisch tastete sie die Holzwände ab und schob ihre Finger in alle Ecken.
    Nur Spinnweben.
    Unglücklich sank sie auf ihre Fersen. Hinter ihr raschelte Papier. Colin legte die Pläne beiseite. Als er neben ihr niederkniete, wurde sie vom Duft seines Eau de Toilette eingehüllt – und von seinem Mitleid. Er strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, sein Daumen liebkoste ihre Wange. »Dieses Bild brauchst du nicht, Sugar Beth. Du bist durchaus fähig, deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wahrscheinlich wirst du nicht im Luxus schwelgen, aber …«
    »Ich muss dieses Gemälde finden.«
    »Also gut«, seufzte er. »Durchsuchen wir zusammen das Kutschenhaus und den Bahnhof. Vielleicht spüre ich was auf, das du übersehen hast.«
    »Ja – vielleicht.« Der Wunsch, an seine Brust zu sinken, war
so übermächtig, dass sie hastig aufstand. »Jetzt muss ich wieder arbeiten.«
    »Ich gebe dir den restlichen Tag frei.«
    Schon wieder dieses unerträgliche Mitgefühl. »Nein, ich habe so viel zu tun. Du musst mich nicht trösten.«
    Er wollte einfach nur freundlich sein. Und sie fauchte ihn an. Aber

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