Frühstück im Bett
tut’s mir Leid. Inzwischen bin ich anders geworden.«
Verlegen zuckte Kelli die Achseln. Konnte sie nur hinter dem Rücken der Leute über sie reden und ihnen nichts ins Gesicht sagen? Gigi bedauerte das Mädchen, das keine Ahnung hatte, wie man sich Macht aneignete.
»Nun – meine Schuld war’s nicht«, erwiderte Kelli schließlich, was absolut infantil klang. »Niemand mochte dich.«
Damit brachte sie Gigi in Wut. Aber sie fürchtete, sie würde ihre Macht einbüßen, wenn sie jetzt die Beherrschung verlor. »Ich bin unreif gewesen«, erklärte sie und verwirrte Kelli, die nicht an rückhaltlose Ehrlichkeit gewöhnt war.
Zum ersten Mal ergriff Heather das Wort. »Ich glaube, wir alle waren unreif.«
Schweigend starrte Kelli zu Boden, und Gigi ging alleine weiter. Ob sie sich je wieder mit Kelli anfreunden würde oder das überhaupt wollte, wusste sie nicht. Aber beim Englischunterricht beantwortete sie jede Frage, die ihr gestellt wurde.
Sugar Beth traute ihren Ohren nicht. »Was? Du bietest mir einen Job an?«
»Weil ich mich in einer Notlage befinde. Und du liest wenigstens gern.« Jewel legte einen Bücherstapel neben die Kasse. »Heute ist mir Meredith weggelaufen. Ohne Kündigungsfrist. Ein Anruf von ihrer ehemaligen Liebhaberin – und sie fuhr sofort nach Jackson.«
Bei Colins Dinnerparty hatte Sugar Beth gemerkt, dass Meredith nicht nur eine Angestellte gewesen war, und so ließ sie sich von Jewels lässiger Haltung nicht täuschen. »Tut mir Leid. Damit meine ich nicht den Job. Den finde ich wundervoll. Aber ein gebrochenes Herz ist unerträglich.«
Anmutig hob Jewel die schmalen Schultern. »Darüber werde ich bald hinwegkommen. Wir haben nicht zueinander gepasst. Das wussten wir beide, doch wir waren einsam und – um den Tatsachen ins Auge zu blicken, Parrish bietet keine große Auswahl an Mädchen, die Mädchen mögen.«
»Sicher weißt du’s …« Das durfte Sugar Beth nicht verschweigen. »Wenn du mich einstellst, könnte es deinem Geschäft schaden.«
Zum ersten Mal, seit Sugar Beth die Buchhandlung betreten hatte, lächelte Jewel. »Machst du Witze? Nach allem, was ich am Samstagabend beobachten konnte, werden die Kunden Schlange stehen, nur um hier reinzukommen und dich zu quälen.«
Sugar Beth musste ihr unglücklicherweise zustimmen. Trotzdem nahm sie den Job an.
Auf der Rückfahrt zur Mockingbird Lane sagte sie sich, nun würde sie ein einfacheres Leben führen. Sie war viel zu oft in Colins Nähe gewesen. Und das schadete ihrem Seelenfrieden. Sie schaltete das Autoradio ein und summte Lucinda Williams’ sehnsuchtsvollen Frauensong mit. Das half ihr allerdings keineswegs, ihre Gedanken zu verdrängen. Sie musste endlich aufhören, alles zu dramatisieren, und die Dinge in die richtige Perspektive rücken. Am Sonntagmorgen hatte sie sich einen Eisbecher mit heißer Schokoladensauce gegönnt. Viel zu lange hatte sie auf solche Freuden verzichtet. Deshalb war das
Verlangen gewachsen, und schließlich hatte sie an nichts anderes mehr denken können. Mit dieser Feiertagsepisode war ihr Appetit auf derlei Ausschweifungen nun für lange Zeit gestillt.
Seufzend drehte sie das Radio lauter. Statt an einen Eisbecher mit heißer Schokoladensauce zu denken, sollte sie lieber überlegen, wie sie auf den Dachboden von Frenchman’s Bride gelangen würde. Am nächsten Tag sollte sie ihren Job in Jewels Buchhandlung antreten. Also musste sie ihr Ziel an diesem Tag erreichen. Bei dieser Erkenntnis spürte sie, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte.
Die Tür des Arbeitszimmers war geschlossen. Aber sie hörte Colins Computertastatur nicht klicken. Wahrscheinlich war ein Schriftstellerleben viel angenehmer, wenn die Schriftsteller nicht schreiben mussten. In der Spüle stand Ryans Kaffeetasse. Nur widerstrebend erinnerte sich Sugar Beth an den Schmerz in seinen Augen. Mochte es auch unfair sein – daran gab sie Winnie die Schuld. Was für eine rückgratlose Frau! Ihrem Mann wegzulaufen, nur weil eine alte Freundin auftauchte …
Als sie durch die Fenster des Sonnenzimmers schaute, vergaß sie die Probleme der Galantines. Am anderen Ende des Gartens schwang jemand einen Spaten. Soviel sie wusste, war kein Gärtner bestellt worden …
Verdutzt riss sie die Augen auf, rannte hinaus und blieb atemlos neben ihm stehen. Die Finger um den Griff seines Spatens geschlungen, musterte er sie mit der üblichen Arroganz. Abwehrend hob sie eine Hand. »Um Himmels willen, sag nichts, bevor mein
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