Frühstück mit Kängurus
Felsen? Keine Luxussuite mit Daunenkissen? Kein flauschiger Hotelbademantel und keine gut gef ü llte Minibar? «
» Die Badem ä ntel passen doch sowieso nie, Allan. «
» Wenn's nur das w ä re. « Er schaute mir in die Augen und fasste sich. » Stattdessen fahren wir ...? «
» Zur ü ck nach Alice Springs. «
W ä hrend er diesen Gedanken einsickern lie ß , blickte er ü ber mich hinweg in die Ferne. » Hm « , sagte er schlie ß lich, » da gehn wir wohl mal besser gucken, ob der Schei ß felsen einen Sechshundermeilen-Rundtrip wert ist. «
War er.
Mit dem Ayers Rock verh ä lt es sich so: Wenn man endlich bei ihm anlangt, hat man ihn fast schon ü ber. Denn selbst wenn man tausend Meilen von ihm entfernt ist, vergeht kein Tag, an dem man ihn nicht vier-, f ü nfmal sieht - auf Postkarten, Reiseveranstalterpostern, auf dem Umschlag von Fotob ä nden -, und je n ä her man ihm kommt, desto h ä ufiger sieht man ihn. W ä hrend man zum Parkeingang f ä hrt, den k ü hnen Eintrittspreis von f ü nfzehn Dollar pro Kopf entrichtet und der Zufahrtsstra ß e folgt, ist man sich deshalb voll bewusst, dass man eintausenddreihundert Meilen gefahren ist, um ein gro ß es, regloses, wie ein Brotlaib geformtes Gebilde anzuschauen, das man schon tausendmal auf Fotos gesehen hat. Man n ä hert sich dem ber ü hmten Monolithen also in einer eher verhaltenen Stimmung ohne gro ß e Erwartungen, ja sogar eher pessimistisch.
Und dann sieht man ihn und ist sofort wie gebannt.
Dort mitten in einer unvergesslichen, gewaltigen Leere steht eine Erhebung von außerordentlicher Würde und Grandiosität, dreihundertachtundvierzig Meter hoch, knapp zweieinhalb Kilometer lang, nicht so rot, wie man nach den Fotos erwartet, doch in jeder anderen Hinsicht faszinierender, als man je gedacht hätte. Mittlerweile habe ich mit vielen Leuten darüber diskutiert, und fast alle stimmten mit mir darin überein, dass sie sich dem Uluru schon beinahe mit Überdruss genähert und dann nur noch Mund und Nase aufgesperrt und es sich nicht hätten erklären können. Dabei ist der Uluru weder größer noch vollkommener gestaltet, noch in irgendeiner anderen Weise anders als das Bild, das man schon im Kopf hat. Ganz im Gegenteil. Man kennt den Felsen. Man erkennt ihn mit einem Gefühl, das nichts mit Kalenderbildern und Umschlägen auf Fotobänden zu tun hat, sondern sich auf etwas viel Elementareres gründet.
Man begreift es nicht und kann es auch absolut nicht in Worte fassen, doch man empfindet eine Bekanntschaft mit ihm - eine ungewohnte Vertrautheit. Irgendwo in den tiefen Schichten der eigenen Existenz hat sich ein Bruchstück einer lange schlummernden Urerinnerung, ein kleines abgetrenntes Fitzelchen DNA gerührt oder gezuckt. Eine Regung, die viel zu schwach ist, als dass man sie verstehen oder interpretieren könnte, aber aus irgendeinem Grunde ist man überzeugt, dass dieses große, ehrfurchtgebietende Ding eine Bedeutung für einen hat und der Besuch hier wohl doch mehr als Zufall ist.
Ich behaupte nicht, dass es so ist. Ich behaupte nur, dass dieses Gefühl einen überkommt. Der andere Gedanke, den man hat, ist der, dass der Uluru nicht nur ein sehr prachtvoller, mächtiger Monolith ist, sondern auch ein extrem gut sichtbarer. Ja, mehr noch, er ist höchstwahrscheinlich das am direktesten erkennbare Naturgebilde auf Erden. Ich will ja nicht zu weit gehen, ich meine nur, wenn man als intergalaktischer Reisender in unserem Solarsystem einen Unfall hätte, würden die Retter am wahrscheinlichsten folgende Anweisungen erhalten: »Fliegt zum dritten Planeten und dann darum herum, bis ihr den großen roten Felsen seht. Den könnt ihr nicht verfehlen.« Wenn man jemals auf Erden ein einhundert- fünfzigtausend Jahre altes Raumschiff aus der Galaxie Zog ausgräbt, dann hier. Ich behaupte nicht, dass ich damit rechne, absolut nicht. Ich merke hier nur an, wenn ich ein uraltes Raumschiff suchen würde, dann würde ich hier anfangen zu buddeln.
Allan war offensichtlich ähnlich berührt. »Komisch, was?«, sagte er.
»Was?«
»Ich weiß nicht. Einfach, ihn anzusehen. Ich meine, man kriegt ein komisches Gefühl.«
Ich nickte. Es stimmte. Abgesehen von dem anfänglichen Schock, dass man den Uluru unerklärlicherweise zu kennen glaubt, zieht er einen, einerlei, von woher man sich ihm nähert, total in seinen Bann. Man kann gar nicht aufhören ihn anzuschauen; man will gar nicht aufhören. Beim Näherkommen wird er noch spannender. Er hat mehr
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