Frühstück mit Kängurus
wollte aus zweierlei Gr ü nden zu dieser Halbinsel: Meine alte Freundin Catherine Veitch hatte sie in ihren Briefen als ü beraus reizvoll geschildert, und dort war Australiens tragischer Premierminister Harold Holt auf Tauchstation gegangen.
Seinen verh ä ngnisvollen letzten Badegang hatte er in Portsea getan, an der ä u ß ersten Spitze der Halbinsel, also begab ich mich, nachdem ich in der kleinen Stadt Mor- nington ü bernachtet hatte, am n ä chsten Morgen dorthin. Obwohl ich bei blassem Sonnenschein losgefahren war und es ausgesehen hatte, als werde das Wetter sch ö n, lag Portsea unter dickem k ü hlen Meeresnebel. Fast alle der wenigen Menschen, die drau ß en waren, trugen Baumwollpullover oder Jacken.
Portsea ist sehr klein - eine Hand voll L ä den und Cafes, dahinter ein paar gro ß e H ä user, die in den Nebelschwaden abweisend und d ü ster aussahen -, doch ber ü hmt f ü r seinen Wohlstand. Bei einer Versteigerung war gerade eine Strandh ü tte f ü r einhundertf ü nfundachtzigtausend Dollar an den Mann gebracht worden. Kein Strandhaus, wohlgemerkt, sondern eine Strandh ü tte - ein simpler Holzschuppen ohne Strom, Wasser oder sonstige Annehmlichkeiten au ß er der N ä he zu Sand und Meer. Der K ä ufer gelangte auch nicht etwa in den Besitz der H ü tte. Das Einzige, was er f ü r seine einhundertf ü nfundachtzig- tausend Dollar bekam, war das zeitlich unbegrenzte Recht, der Gemeinde j ä hrlich ein paar hundert Dollar Miete zu zahlen. Die H ü tten, die nur Einheimische erwerben d ü rfen, sind irrsinnig begehrte Besitzt ü mer. Die, die man gerade » verkauft « hatte, war f ü nfzig Jahre in derselben Familie gewesen.
Ich trank einen Kaffee zum Aufw ä rmen und machte mich dann auf zum Mornington Peninsula National Park, der das letzte Zipfelchen Land einnimmt, das an einem h ü geligen Vorposten namens Point Nepean aufs Meer trifft. Dort flie ß t eine ber ü chtigte Str ö mung, die The Rip hei ß t und an der engen Durchfahrt in die Port Phillip Bay entsteht. Das Gel ä nde war erst seit kurzem ö ffentlich zug ä nglich. Einhundert Jahre lang war es - mehrere hundert Morgen herrlichsten K ü stenbesitzes in Victoria - f ü r das gemeine Volk gesperrt, weil es den Streitkr ä ften geh ö rte, die es als Schie ß platz benutzten. Halten Sie einen Moment mit mir inne, damit wir das mal ganz n ü chtern und sachlich betrachten. Da ist man im Besitz eines Landes von drei Millionen Quadratmeilen, fast alles unbewohnt und hervorragend geeignet zu bombardieren. Sperrt aber hier, nur ein paar Stunden Fahrt von der zweitwichtigsten Stadt des Landes, eine Halbinsel von seltener, pr ä chtiger Sch ö nheit und betr ä chtlicher ö kologischer Bedeutung f ü r die Ö ffentlichkeit, weil man sie in tausend St ü cke sprengen will. Finden Sie das sinnvoll? Letztendlich wurde das Milit ä r nach jahrelangem Beschwatzen und gutem Zureden dazu bewegt, ein St ü ck davon abzugeben, und man machte einen Nationalpark daraus. Da die Armee trotzdem noch etwa zwei Drittel der Halbinsel f ü r sich behalten hat und gelegentlich Bomben drauf schmei ß t, m ü ssen Sie, wenn Sie erst mal eine Eintrittskarte haben, auf einer Stra ß e, die auf beiden Seiten von hohen Z ä unen ges ä umt ist, mit ernsten Warnschildern vor noch nicht explodierten Bomben und der Idiotie, unbefugt dort einzutreten, eine zwei Meilen lange Milit ä rzone ü berwinden. Man kann einen Shuttlebus nehmen oder laufen. Weil ich mich ein wenig sportlich bet ä tigen wollte, beschloss ich zu laufen, und brach in dem dichten Nebel auf. Ich hatte den Eindruck, dass ich die Gegend weitgehend f ü r mich hatte.
Ich war erst wenige Meter gelaufen, da gesellte sich eine Fliege zu mir - kleiner und schw ä rzer als eine Hausfliege. Sie brummte vor meinem Gesicht hin und her und versuchte, auf meiner Oberlippe Platz zu nehmen. Ich schlug sie weg, aber sie kehrte sofort zur ü ck und wollte immer wieder an die Stelle. Dann kam eine zweite hinzu, die gern meine Nase hinaufgekrabbelt w ä re. Auch sie wich mir nicht von der Pelle. Binnen einer Minute surrten ungef ä hr zwanzig dieser lebenden Flecken um meinen Kopf herum, und ich versank rasch in den Zustand erb ä rmlichsten Elends, der sich bei l ä ngeren Begegnungen mit der australischen Fliege einstellt.
Fliegen sind nat ü rlich immer l ä stig, aber die australische Variante zeichnet sich durch eine besondere Hartn ä ckigkeit aus. Wenn eine australische Fliege in Ihre Nase oder Ihr Ohr
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