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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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stehengelassen und Sam gesagt, ich wollte ihn morgens in die Werkstatt
bringen. Nachher habe ich nur die Bremse gelöst und bin im Leerlauf leise den
Abhang hinuntergerollt. Ganz ohne Geräusch, nicht mal die Hunde haben es
gehört. Sam ist ungefährlich, er wacht nie auf, ehe der Wecker klingelt, also
um sechs, und bis dahin werden wir schon zurück sein.«
    Plötzlich mußten wir beide laut
lachen, weil uns bewußt wurde, daß wir auf der völlig einsamen Landstraße wie
die Verschwörer flüsterten — was wir freilich auch waren. Aber viel sprachen
wir sowieso nicht mehr. Ich glaube, sogar Larry war ganz schön nervös. Als wir
durch die schweigenden Straßen der Ortschaft fuhren, mußte ich an Tantchen
denken, die friedlich schlief, während wir ein Verbrechen gegen eine
Institution Seiner Majestät des Königs begehen wollten. Wir fuhren ungefähr
drei Meilen bis zu einer Stelle, wo ringsum kein Haus zu sehen und die Straßen
beiderseits von dichtem Buschwerk gesäumt waren. Larry lenkte den Wagen ganz an
den Straßenrand, schaltete die Scheinwerfer aus und beleuchtete mit der
Taschenlampe die Bäume. Ja, da war der Draht der ein wenig durchhing, dicht
neben dem Ast eines großen Baumes.
    »Siehst du die Leitung?« fragte
Larry. »Kein Mensch wird sie hier im Halbdunkel bemerken — jedenfalls nicht in
den nächsten paar Stunden, und mehr Zeit brauchen wir nicht. Ich werde den
Wagen da in die Lücke zwischen das Gebüsch fahren, falls wirklich jemand hier
vorbeikommen sollte, was aber bestimmt nicht geschieht. Hinaufklettern kann ich
allein, doch du mußt achtgeben, ob irgendwo Licht auftaucht, und mußt mir, wenn
ich auf dem Ast weitergerutscht bin, die Drahtzange reichen.«
    Sie hatte eine lange Hose an,
in der sie gewandt kletterte. Ich wagte, während ich sie beobachtete, kaum zu
atmen und blickte unruhig forschend nach beiden Seiten die stille Straße
entlang. Schon hörte ich Larry im Geäst lachen. Sie rief herunter: »Wenn ein
Auto kommen sollte, leg dich im Wagen hin und markiere die Betrunkene. Ich
werde dann meine Beine hochziehen und Eulenrufe ausstoßen.«
    Wie zur Antwort klagte in
diesem Moment eine wirkliche Eule von einem nur wenige Meter entfernten Baum.
Ich zuckte bei den unheimlichen Tönen unwillkürlich zusammen. In meiner
zitternden Hand wackelte die Taschenlampe auf und ab. Larry sprach leise über
meinem Kopf: »Oben wäre ich! Muß bloß noch auf dem Ast längs krabbeln. Ein
bißchen hart für den Podex. Nun gib mir mal die Drahtschere ‘rauf, aber laß sie
um Himmels willen nicht fallen, sonst finden wir sie in diesem Dickicht nicht
wieder.«
    Es gelang mir, die Hand still
zu halten und ihr die Schere zu geben. Jetzt hörte ich sie ein paarmal heftig
pusten, dann fiel ein loses Stück Draht vor mir nieder, und kurz danach glitt
Larry zu Boden.
    »Einen Augenblick noch, ich
will den Draht da nicht baumeln lassen. Es könnte ein Schnüffler des Weges
kommen, der ihn entdeckt und sich veranlaßt fühlt, ausgerechnet hier sein
tägliches gutes Werk zu tun. Ich werde ihn hinter diesem Busch zusammenwickeln.
— So, das wäre erledigt!«
    Wortlos stiegen wir wieder in
den Wagen und sprachen erst, als wir die ganze Siedlung hinter uns hatten. Ich
begann trübselig: »Meiner Ansicht nach können wir hierfür wirklich ins
Gefängnis kommen.«
    So kühn und laut Larry auch
darüber lachte, in ihrer Stimme schwang doch ein leichtes Unbehagen. »Werde
nicht dramatisch. Wer kann uns denn etwas beweisen?«
    »Jeder Mensch kann sehen, daß
der Draht absichtlich durchschnitten wurde.«
    »Na und? Aber wie das geschehen
ist, kann niemand mit Bestimmtheit behaupten.«
    »Es sieht aber zu wenig nach
Zufall aus. Der Colonel wird ganz bestimmt gleich an uns denken.«
    »Mag sein, daß er einen
freundlichen Gedanken auf meine Wenigkeit richtet, aber das ist mir Wurscht! Er
soll mal versuchen, mir etwas zu beweisen. Wird er gar nicht versuchen, weil er
viel zu beschäftigt ist, sein Gesicht zu wahren. Und auf dich wird er sowieso
keinen Verdacht haben. Dich hat er ja gern — >die Tochter meiner lieben
Freundin Brenda<. Also Kopf hoch, Kleines. Es war brav von dir, daß du
mitgemacht hast, und das wirst du nicht bedauern, glaube mir. >Was wir
taten, ist viel besser als es scheint< — so sagt doch Shakespeare. Oder war
es Dickens? Die beiden bringe ich immer durcheinander.«
     
     

24
     
    Es war acht Uhr, als ich
erwachte. Paul guckte besorgt in mein Gesicht, eine Tasse schief in der Hand,
so daß Tee

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