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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sehr
treffende Witze und schloß das Thema mit der Bemerkung: »Unsere liebe kleine
Hilary« — so nannte sie Larry oft aus reiner Bosheit, weil sie ihr das
vertrauliche >Larry< nicht gönnte — »unsere liebe kleine Hilary hat immer
einen Sack voll Überraschungen bereit.«
    Ich zog mich mit Larry in die
Küche zurück, wo sie mit einem Seufzer der Erschöpfung auf die Brotkiste sank.
    »Wieso sagte sie immer >kleineIch bin einssiebzig groß und drei Zentimeter größer als sie. Ach, noch sechs
lange, deprimierende Tage! Heute morgen wäre ich beinah geplatzt. Gott sei
gelobt, daß ihr uns zum Tee eingeladen habt!«
    »Trag das nur nicht so
dramatisch vor. Bei schönem Wetter fahren wir sie spazieren, und wenn’s regnet,
zwingen wir die Männer, mit ihr Bridge zu spielen. — Da kommt gerade der
Colonel angefahren. Nun können wir ja beobachten, wie die zwei sich
wiedererkennen.«
    Larry blickte böse aus dem
Fenster. Nichts war ihr heute recht. »So einen Wagen wie der hat, schafft man
sich doch nur aus Protzerei an. Aha, die nun wieder ortsgebundene Tochter kommt
mit, aber leider kein Julian. Das wird ja heute ein gelächterloser Tee, wie ich
so etwas nenne.«
    »Ein Glück, daß Julian zu Hause
geblieben ist, dann kannst du wenigstens nicht vor den Augen deiner
Schwiegermutter mit deinen Eroberungen dicketun.«
    Als ich hinausging, um den
Colonel zu begrüßen, merkte ich deutlich, daß er sich mir gegenüber weniger
formell geben wollte, während er Larry noch etwas frostig begrüßte.
    »Wenn der versucht, mich vor
den Kopf zu stoßen, werde ich ihn mit Cholly anreden«, murmelte sie, ohne daß
die andern es bei ihrem lebhaften Geschwätz hören konnten.
    Allem Anschein nach war er
hocherfreut, Mutter zu sehen. Eigentlich war das ein rührendes Bild und für
mich ein Beispiel, wie alten Leuten zumute ist, wenn sie plötzlich jemand
wiedertreffen, mit dem sie in jungen Jahren vergnügt waren.
    »Weißt du, Brenda, eine kleine
Glocke schlug in mir schon an, als ich deine Tochter kennenlernte. Eine
gewisse, wenn auch nur schwache Ähnlichkeit fiel mir gleich auf, doch ich
konnte mich nicht besinnen, wem sie ähnlich sah.«
    Mutter sagte mit sichtlichem
Behagen, er solle nur abwarten, bis er Felicity zu sehen bekäme, die gliche
haargenau dem jungen Mädchen, mit dem er damals in England bekannt war. Ich
grinste Larry an, während ich daran denken mußte, wie kalt der Panjandrum
gewesen war, als ich ihn im Laden kennenlernte, wie kühl er sich auf dem Hof
beim Schafebaden benommen und wie steif und humorlos er mich aus dem
Schlafzimmerfenster gerettet hatte. Wie wäre er wohl hier aufgetreten, hätte
nicht die >kleine Glocke< in ihm angeschlagen, die sowieso nur sehr leise
geklungen haben konnte.
    Immerhin hatte ich es, wie
Larry sagte, >weit gebracht<. Der Nachmittag wurde höchst erfolgreich.
Mrs. Lee war so liebenswürdig, daß sie sogar vergaß, sich über die
>Schundromane< zu mokieren, die Larry las. — »Im allgemeinen, Susan,
erzählt sie jedem Menschen, ich hätte kein Interesse an guter Literatur — das
habe ich allerdings auch nicht, aber sie braucht das trotzdem nicht so
hochtrabend zu sagen.« — Ich spürte deutlich, daß sie nun der Ansicht war,
Larry hätte hier doch die richtigen Freunde gefunden.
    »Mein Bedarf ist bald gedeckt«,
sagte Larry, als wir drei hinausgingen, um für den Tee zu sorgen.
    »Weshalb redest du denn nicht?«
fragte ich. »Stumm wie ein Fisch hast du dagesessen und mit deiner
Schwiegermutter den ganzen Nachmittag kein Wort gesprochen.«
    »Weiß ich. Vor anderen Leuten
rede ich nur selten mit ihr, einfach, weil ich keine Anrede für sie habe«,
erwiderte sie kühl. »Sie Mutter zu nennen bringe ich nicht fertig, zumal ich an
meine Mutter, die sicher ganz anders gewesen ist, gar keine Erinnerung mehr
habe. Und wenn ich sie Binkie nennen müßte, würde mir speiübel. Nun weißt du
Bescheid. Seit drei Jahren habe ich eine Anrede vermieden und kann doch jetzt
nicht, nur dir zuliebe, damit anfangen.«
    Auch ohne Larrys aktive
Mitwirkung war unser Tee ein entschiedener Erfolg, der für die ganze Woche den
Ton angab. Sie sagte später, sie hätte nie geglaubt, daß ihre alljährliche
Leidenszeit diesmal so glimpflich verlaufen würde. Ihre einzige Sorge sei
jetzt, daß eine halbjährliche daraus werden könnte.
    Das Wetter war ganz prächtig, so
daß wir mehrere Ausflüge machen konnten: zum Colonel, zu einem besonders
schönen Aussichtspunkt und zur Westküste, wo wir die

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