Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Brandung bestaunten.
Außerdem wurde abends Bridge gespielt. Der Colonel und Julian spielten beide
sehr gut. Tim und Anne legten eine komplizierte Patience, bei der anscheinend
um jeden kleinen Vorteil furchtbar viel geredet werden mußte. Es wurde eine
vergnügliche Woche, in der mir erst richtig zum Bewußtsein kam, wie reizend
meine Mutter im Grunde ist. Jeder hatte sie gern, und Larry sagte zu Paul, sie
wüßte gar nicht, was sie verbrochen hätte, um eine Schwiegermutter wie Mrs. Lee
zu kriegen.
    Mutter hatte eine Schwäche für
Julian, der klug genug gewesen war, sich von Larry möglichst fernzuhalten,
solange Mrs. Lee da war.
    »Ich freue mich sehr auf
Cholly«, sagte Mutter. »Er wird dann natürlich seine Farm hier verkaufen und
wieder nach England ziehen. Die Ardens schwimmen ja in Geld und haben sogar bei
diesen kümmerlichen Zeiten einen sehr guten Stand im Bezirk.«
    Wir verabschiedeten alle
zusammen die Mütter. Der Panjandrum bestand darauf, beide >Mamas<
persönlich nach Te Rimu zu fahren. Schon der Gedanke, daß sie den Postomnibus
nehmen sollten, verursachte ihm eine Gänsehaut. Sam brachte als braver Sohn
seine Mutter bis ins Abteil, während wir andern, Anne, Larry und ich, Julian,
Tim und Paul, begeistert winkten, bis der Zug um die erste Kurve verschwand.
Dann ließ Larry einen gewaltigen Seufzer vom Stapel.
    »Ach, jetzt möchte ich mich
tatsächlich mal ordentlich betrinken oder saftige Witze erzählen! Da ich aber
leider keinen Schnaps mag und nicht weiß, was die Leute unter saftigen Witzen
verstehen, bin ich lackiert.«
    Immerhin konnte ich einen
wirklich guten Sherry auftischen, ein Geschenk von Papa. Larry ließ sich
herbei, ihn zu probieren. Während wir alle auf die lieben Abgereisten tranken,
gab sie doch eine Geschichte zum besten.
    »Meine schönste Erinnerung an
diesen Besuch, liebe Tafelrunde«, begann sie mit feierlicher Miene, »wird der
Vorfall mit Christina bleiben, als sie sich einmal vorbeibenahm. Ihr wißt ja,
daß das Zicklein an und für sich stubenrein ist, jedenfalls beinah, aber bei
Regen mag sie nicht aus der Wohnung gehen. Meine Schwiegermutter kam in die
Küche, ehe ich Zeit fand, Besen und Kehrschaufel zu holen, und sah das
Entsetzliche. Gerade wollte ich mich entschuldigen, da sagte sie: >Das sieht
unserer lieben kleinen Hilary wieder mal ähnlich: Korinthen ausgerechnet dann
zu verschwenden, wenn Trockenfrüchte so schwer zu bekommen sind!!!<«
    »Und was haben Sie
geantwortet?« fragte Julian. »Na, heraus mit der Sprache, wir sind aufs
Schlimmste gefaßt.«
    »Nichts. Kein Wort. Aber ich
war in schrecklicher Versuchung, diese >Korinthen< zusammenzufegen und
sie ihr anzubieten, damit sie für ihren nächsten Bridgeabend einen schönen
Obstkuchen backen konnte. Getan habe ich das freilich nicht. Das ist eben das
Üble, wenn man eine Lady sein muß.«
    »Ja, dadurch wird Ihnen das
Leben außerordentlich erschwert«, stimmte Julian verständnisvoll und ganz ernst
zu.
     
     

10
     
    Mit der friedlichen
Winterstille war es plötzlich aus, als der Juli kam. Eine Serie böser Stürme
setzte ein, unsere Tage galten nur der Sorge um die Schafe. Paul war den ganzen
Winter über dreimal wöchentlich zu den Mutterschafen geritten, doch jetzt
machte er das jeden Tag. Das hieß: sofort nach dem Frühstück aufbrechen,
mittags im Galopp zu einer eiligen Mahlzeit nach Hause und gleich wieder hinaus
bis zum Einbruch der Dunkelheit. Abends war er so müde, daß er in seinem Sessel
vor dem Kamin einnickte.
    Kurzum: ich hatte mit den
Junifrösten meinen Ehemann verloren. Es mußte etwas geschehen, um das zu
ändern. Bei schönem Wetter ritt ich mit ihm auf die Weiden, wodurch ihm
freilich nichts abgenommen wurde, aber mir behagten die langen, allzu ruhigen
Tage im Hause nicht mehr. Ich hatte geholfen, verlassene Lämmer aufzuspüren und
zurückzuholen, ich hatte gelernt, auf jeder Koppel die Stelle zu finden, von
der aus sich die Schafe am besten überwachen ließen — warum sollte ich keine
Schafhirtin werden?
    »Ich könnte doch ein paar von
den nächstgelegenen Koppeln übernehmen, denn ich weiß ja jetzt Bescheid«, sagte
ich zu Paul.
    Er sah mich erfreut, aber
zweifelnd an. »Das bedeutet allerdings, bei jedem Wetter draußen zu sein.«
    »Na und? Ich erkälte mich nie,
außerdem habe ich einen guten Ölmantel und Gummistiefel.«
    »Lädst du dir damit nicht
zuviel Arbeit auf?«
    »Aber nein! Ich bin dann
wenigstens gezwungen, mit der Hausarbeit keine großen Umstände zu

Weitere Kostenlose Bücher