Frühstück um sechs
Putzen, Lesen und Bekannte besuchen.«
»Ich dachte, du hattest ein Buch schreiben wollen?«
»Das habe ich aber nicht getan, und ich bitte dich, davon nicht mehr zu reden. Wenn das nämlich erwähnt wird, treibt mich mein Gewissen ans Sockenstopfen oder Fensterputzen oder zum Briefschreiben. Lieber will ich den ganzen Tag herumreiten.«
Also fing nun Paul jeden Morgen, bevor er losritt, Tommy ein und gab ihm ein Bündel Heu, damit das Tier Beschäftigung hatte, bis ich in wildem Tempo meinen Haushalt besorgt, die Glut im Herd zugedeckt und die nötigsten Kleinigkeiten besorgt hatte. Dann brach ich auf, in einem Anzug, in dem ich scheußlich formlos aussah, und ritt um drei Schafkoppeln. Als ich nach vierzehn Tagen weder ein >verworfenes< Lamm übersehen noch ein Tor offengelassen hatte oder vom Pferd gefallen war — die drei möglichen Katastrophen nach ihrer Rangfolge aufgezählt —, war Paul so zufrieden, daß er mich weitermachen ließ.
Wir konnten es nun so einrichten, daß wir nachmittags auch andere Dinge zusammen erledigten. Manchmal holten wir die Post oder besuchten Sam oder Tim. Freilich war es bei Paul meistens so, daß er gleich, wenn er mal Zeit hatte, neue Arbeiten fand. Aber jetzt brachte er es wenigstens manchmal fertig, abends wach zu bleiben und ein Buch zu lesen oder über Bücher zu sprechen, was mir sehr recht war.
Larry hatte Sam schon immer geholfen. Sie erklärte nur, die Wohnung sähe oft toll aus, doch das sei ihr wurscht. Natürlich war das nicht ernst zu nehmen, denn sie verstand es durchaus, ihre Doppelrolle gut zu spielen. Sie war als Hausfrau nicht eitel, hatte jedoch stets alles so in Schuß, daß die Wohnung sich sehen lassen konnte. Tiere hatte sie allerdings immer mehr als genug um sich: in der Waschküche ein zu früh geborenes Kalb, in ihrem großen Fliegenschrank den inzwischen fast ausgeheilten Fasan, vor dem Kamin die beiden Hunde und in der Sattelkammer vielleicht noch ein verwaistes Lamm, das um sein Leben rang. Die Ziege trottete natürlich überall herum, sie folgte Larry beim Schafetreiben oder zankte sich auf dem Hof mit den Hunden. Larry lebte inmitten ihrer seltsamen Familie ganz gelassen. Sie setzte Sam anständige Mahlzeiten vor und machte Witze über sich und jeden, der ihr in den Sinn kam.
Eines Nachmittags, als ich zur Post fuhr und ihr guten Tag sagen wollte, traf ich vor ihrem Tor Julian Arden in tadellosem Reitdreß, wie er gerade von einem gepflegten Halbblut sprang, Larry kam gerade in Reithosen heraus und winkte uns fröhlich zu.
»Sieh dir den englischen Gentleman im korrekten Parforcedreß an. Der ist doch einfach süß!« rief sie. »Dem werde ich jetzt einen strammen Ritt zeigen, denn er spürt selbst, daß er sich zur Abwechslung ans einfache Leben gewöhnen muß. Ist doch nett von mir, daß ich meinen guten Ruf dabei riskiere.«
»Steht der wirklich auf dem Spiel? Kannst du nicht ausreiten, mit wem du willst?«
»Meine liebe, simple junge Frau, Sie sind hier im Busch, wo verheiratete Damen mit ihren Männern oder ihren sogenannten Freundinnen ausreiten, aber nie mit einzelnen Herren. Ich frage mich, ob ich Julian jetzt noch in diesem Sinne als meinen Freund bezeichnen kann. Ich hoffe doch. Würde mich dann wohlfühlen wie ein Backfisch.«
Julian schüttelte sich in übertriebener Weise. Larry redete weiter: »Wie wäre es, wenn du mitkämst, Susan? Wir würden unsere guten Namen retten und mehr Spaß haben. Überleg nicht lange, steig aus dem greulichen Wagen, wir reiten alle drei los. Sams Pferd steht dir zur Verfügung, und ich kann dir meine zweitbesten Reithosen geben. Wir brauchen dann nicht auszuposaunen, daß Anne wegen Erkältung nicht mitmachen konnte.«
Wir nahmen Satteltaschen für die Post mit und klapperten von dannen. Larry sah auch mit ihrer höchst lächerlichen Baskenmütze und dem verblichenen roten Jersey schön aus. Ihre Reithosen waren für mich zu lang, und ich hielt mich fast nicht für würdig, ein so elegantes Stück zu tragen.
Tantchen begrüßte uns voller Freude. Sie erklärte, nachmittags sei das Geschäft flau gewesen. Ob wir ins Haus gehen und für uns alle Tee zubereiten würden? Sie wollte inzwischen nur noch die Ware für Mrs. Grant einpacken, dann käme sie gleich nach.
Als wir unseren Tee getrunken hatten, setzte sie sich kerzengerade und machte ein strenges Gesicht.
»Jetzt kommt eine Bombe! Es wird Zeit, daß ihr jungen Leute mal etwas tut, um eure Existenzberechtigung zu beweisen. Das heißt, euch
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