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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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die Ehe bereits perfekt gemacht. Mir war es beinah schon ein Rätsel, wie Paul und ich es fertiggebracht hatten, unsere Heirat bei ihr durchzusetzen.
    Ich rief Larry an und bat sie, mit ihrer Schwiegermutter zum Tee zu kommen, um meine Mutter und den Colonel kennenzulernen.
    »Nein, wahrhaftig, Susan«, sagte sie, »ich hätte nie gedacht, daß du gesellschaftlich so vorwärts kämest, bis in die Oberen Zehntausend sozusagen. Du hast es weit gebracht.«
    »Mrs. Lee ist wohl nicht zu Hause? Wie kommst du überhaupt mit ihr zurecht?«
    »Ach, es ist fürchterlich. Sam hat sie zum Glück auf einen Spaziergang mitgenommen. Der Arme, für ihn ist die Situation scheußlich, aber ich glaube allen Ernstes, daß mit ihr keine junge Frau gut auskommen kann. Natürlich, die ganze Sache fing gleich schlecht an. Du weißt doch, was ich dir von dem jungen Fasan erzählt hatte. Na, als ich zum Omnibus mußte, hatte ich’s rasend eilig und wollte das Tierchen irgendwo in Sicherheit bringen, denn die Hunde haben sich doch noch nicht an diese Gesellschaft gewöhnt. Also, ich steckte es in die oberste Schublade in dem kleinen Hinterzimmer. — Wieso? — Oh nein, das Tier war sehr sauber.«
    »So stubenrein wie Christina vermutlich?«
    »Sei nicht so häßlich. Ich habe eine Masse Papier in das Schubfach getan. Wie sollte ich wohl ahnen, daß meine Schwiegermutter ausgerechnet in das Zimmer platzt, wo sie schon mehrmals war, um die Augen vor einem geradezu widerlich schlechten Foto zu verdrehen, auf dem sie so mütterlich ihren Sam als Dreijährigen auf den Knien hält! Na, ich hatte diesmal vergessen, das Bild, das sonst weggepackt ist, extra für sie auf die Kommode zu stellen. Und was soll ich dir sagen? Sie macht die Schublade auf, um das Bild zu suchen — und prompt fliegt ihr die kleine Janey direkt ins Gesicht! Sie kriegte beinahe einen Nervenschock, es war entsetzlich aufregend für mich.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen, daß sie richtig böse geworden ist?«
    »Wer denn? Ach so, meine Schwiegermutter? Nein, wegen der regte ich mich nicht auf, sondern wegen der armen kleinen Janey, die nun frei herumflog. Und dabei schlich Maus, der Neufundländer, durch die Gegend und freute sich wohl schon auf den Braten. Na, ich habe Janey dann schließlich eingefangen, und Sam hat sofort einen Stall für sie gezimmert, so daß die Sache noch gut endete.«
    »Und Mrs. Lee?«
    »Sie entschied sich dafür, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, indem sie mühsam scherzte: >Hier darf man sich aber wirklich über nichts wundern, liebes Kind!< Und noch so ein paar Redensarten, die zwangslos klingen sollten. Ach, mir hätte übel werden können.«
    »Du urteilst zu hart über sie, findest aber auch alles verkehrt, was sie macht.«
    »Ja, das wird wohl auch so bleiben«, erwiderte sie unumwunden mit fröhlichem Lachen. »Aber ich werde sie morgen zum Tee mit euren großartigen Freunden bringen. Mit dem Colonel wird sie wenigstens eins gemein haben...«
    »Wie bitte?«
    »Gemein, ja das ist der richtige Ausdruck... Aber jetzt muß ich fliegen und eine Mahlzeit auf den Tisch hauen. Und dann werden wir uns einen langen, gemütlichen Abend machen, wir drei ganz unter uns. Ach, es ist zum K...!«
    Bestimmt war Larry mal wieder >in Laune<. Wie mochte Sam sich dabei fühlen? Ich bedauerte ihn und sogar Mrs. Lee.
    Als ich das später zu Paul sagte, nahm er ausnahmsweise heftig Partei für Larry: »Die Schwiegermutter weiß sich schon zu behaupten, nur keine Angst. Und Larry muß ich eins zugute halten: sie belästigt niemals Sam mit unangenehmen Dingen. An uns andern läßt sie ihre Launen ja aus.«
    »Wie ist diese Mrs. Lee eigentlich?«
    »Ein Panzerwagen«, sagte Paul schlicht und fügte, um ehrlich zu sein, hinzu: »Nicht äußerlich, da wirkt sie eigentlich sehr hübsch.«
    Also ein >Panzerwagen<, aber sie war wirklich hübsch und für ihr Alter wunderbar jugendlich. Absolut rücksichtslos, eine Stärke, die sie mit einem schrecklich wirkenden spielerischen Gebaren zu verbinden wußte, besonders wenn sie über Larry sprach. Es war unverkennbar, daß sie Larry nicht mochte und in dem Glauben lebte, ihr Sohn habe sich mit der Heirat etwas vergeben. Sie brachte es stets fertig, Larry lächerlich zu machen, ohne sich so klar auszudrücken, daß man ihr beikommen konnte. Sicher gehörte sie in die Klasse der strapaziösesten Schwiegermütter.
    Über den Fasan machte sie sehr treffende Witze und schloß das Thema mit der Bemerkung: »Unsere liebe

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