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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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erzählt«, meint sie und nun kann man ein dezentes Lallen in ihrer Stimme nicht mehr überhören.
    »Du brauchst wirklich keine Hemmungen zu haben. Wie kommt es, dass du einen fremden Mann im Auto mitgenommen hast? Wieso liegt der bei uns auf Station als dein Mann?«
    Ich spüre, wie meine Lider aufgeregt zucken.
    Wie soll ich ihr das erklären? Ich verstehe es selbst kaum. Und Tomke? Sie wird gleich kommen. Was wird sie denken? Ich erzähle meine Geschichte nicht ihr, sondern dieser jungen Frau. Sie wird denken, dass ich kein Vertrauen zu ihr gehabt habe. Die Wahrheit ist, dass ich kein Vertrauen zu mir selbst gehabt habe. Maike ist mir im Keller zum richtigen Zeitpunkt begegnet.
    »Da gibt es gar nicht so viel zu erzählen«, fange ich vorsichtig an. »Ich bin in diese Geschichte hineingerutscht, weil ich sie nicht von Anfang an richtiggestellt habe. Angefangen hat sie mit einer ganz normalen Ehe. Nicht überglücklich und nicht unglücklich. 30 Jahre lang.
    Dann wird alles anders. Der Mann betrügt seine Frau. Nicht einfach so, sondern er hat eine richtige Parallelbeziehung. Über eine lange Zeit. Die Frau kommt schließlich dahinter, und der Mann verlässt seine Freundin. Nach zwei Jahren …«
    »Du willst nicht wirklich darüber reden, nicht wahr?«, unterbricht mich Maike ohne Groll.
    »Doch«, widerspreche ich. »Ich erzähle gerade meine Geschichte. Aber es gibt nicht viel zu erzählen. Es sind zu viele Jahre, über die ich nichts berichten kann. Das finde ich am schlimmsten.«
    Maike sieht mich sanft an.
    »Außer, dass ich im Fernlehrgang drei Sprachen gelernt habe«, füge ich hinzu, um aus dieser Stimmung wieder herauszukommen.
    »Und das Beste ist, dass ich endlich weiß, ich kann mich scheiden lassen. Das hört sich vielleicht eigenartig an. Aber auf die Idee bin ich nie gekommen.«
    Jetzt lächelt Maike breit, als würde sie mich komplett verstehen. Unmöglich, denke ich. Aber es tut gut.
    Unsere Getränke sind da, und Maike greift sich ihr Glas. Der Inhalt schwappt dabei abenteuerlich.
    »Heute ist der richtige Tag, um sich zu betrinken. Trinkt denn niemand mit? Skol!«
    Sie setzt ihr Glas an, und bevor ich ihr eine beschwichtigende Antwort geben kann, ertönt hinter mir eine bekannte Stimme: » Doch, ich. Bringen Sie mir bitte auch ein Glas von dem Weißwein.«
     

7
    Maike sieht erfreut zu der Frau vor unserem Tisch hoch.
    »Moin, Tomke!«
    Die nickt nur und pfeffert ihre Jacke und Tasche über einen Stuhl und lässt sich dann auf den neben mir fallen. Nicht, ohne laut zu stöhnen. Es klingt dieses Mal nicht lustvoll, sondern erschöpft. Als stieße sie mit einem Mal sämtliche Restluft aus ihrem Körper.
    Blicke wandern zu unserem Tisch, aber es ist mir nicht peinlich. Ich sehe nur das Lächeln von Maike zu Tomke wandern und denke: So einfach kann das Leben manchmal sein. Völlig unnötig meine Sorge, wie ich die beiden einander vorstellen könnte.
    »Ihr kennt euch?«, frage ich und kann meine Erleichterung nicht verbergen.
    »Ja, vom Bauchtanz«, antwortet Tomke und lässt mit einer kleinen Bewegung ihren üppigen Busen kreisen.
    Maike kichert: »Das habe ich nie so hingekriegt. Aber du bist mit deiner Körbchengröße auch klar im Vorteil.«
    Tomke winkt lässig ab. Ihr Wein wird serviert. Sie nimmt das Glas und stößt kurz an meine Kaffeetasse an.
    »Du warst lange nicht beim Tanzen«, sagt sie zu Maike.
    »Nee«, meint die und wird übergangslos wieder ernst.
    »Ich hatte eine Scheißzeit.«
    Ohne eine weitere Frage zu stellen, nickt Tomke verständnisvoll. Mir wird warm im Bauch. Das ist genau der Grund, warum ich sie so sehr mag.
    »Und ihr?«, fragt Tomke mit einem kurzen Blick von mir zu Maike.
    »Woher kennt ihr euch?«
    Für einen Augenblick komme ich ins Straucheln. Meine eigene Situation war gerade in angenehme Ferne gerückt.
    »Aus dem Krankenhaus. Maike arbeitet auf der Station, auf der mein Mann liegt«, antworte ich hastig.
    Ich spüre Maikes prüfenden Blick und weiche ihm aus. Am liebsten hätte ich mir auf die Zunge gebissen, aber nun ist es heraus. Ich kann nicht mehr sagen: Nein, nicht mein Mann. Das habe ich dir zwar am
    Frühstückstisch erzählt, aber diesen Mann auf der Intensivstation kenne ich gar nicht. Ich habe ihn als Anhalter mitgenommen. Das war sein Pech. Ich hatte einen Unfall, und ich habe nicht widersprochen, als sie ihn im Krankenhaus als meinen Mann aufgenommen haben. Warum? Ich war verwirrt. Vielleicht habe ich es mir auch gewünscht. Der Gedanke

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