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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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abbiegen«, sagt sie zu mir und lehnt ihren Kopf zurück an den Beifahrersitz.
    Mit knappen Anweisungen lotst sie mich weiter aus Wilhelmshaven bis auf die Küstenstraße. Ansonsten schweigt Tomke. Ich lasse sie. Wir werden später noch Zeit zum Reden haben. Nicht heute. Ich bin müde und sehne mich danach, allein zu sein.
    Wenn wir Maike ins Bett verfrachtet haben, werde ich einen Spaziergang machen und danach auch schlafen gehen.
    Dezente Schnarchgeräusche signalisieren, dass Maike längst eingeschlafen ist. Ein Blick in den Innenspiegel bestätigt das.
    Gegen meinen Willen schleicht sich Reinhard in meine Gedanken und macht mich unruhig. Ich halte das Lenkrad fester und denke: Nein, ich habe keine Angst. Ich weiß, was ich will. Ich will die Scheidung. Ich werde mich nicht länger wie ein kleines Mädchen von ihm behandeln lassen. Und was noch wichtiger ist: Ich werde mich auch nicht so benehmen!
    Wir sind kurz vor Minsen, als mich Tomkes Frage aus meinen Gedanken zurückholt: »Kannst du bitte über Hohenkirchen fahren?«
    Ich nicke mechanisch und biege ab, ohne zu wissen, warum. Geschweige denn, wo Hohenkirchen eigentlich liegt. Ihre Bitte klang so dringlich, dass ich meine Enttäuschung, dadurch später nach Hause zu kommen, beiseiteschiebe.
    In Hohenkirchen kommandiert mich Tomke bis vor ein Feuerwehrgebäude. Ich sehe sie fragend an. Sie bleibt sitzen, schlägt sich mit der flachen Hand vor die Stirn und sagt: »Ganz vergessen. Sie sind ja umgezogen.«
    Wir fahren in die Ortsmitte zurück, biegen an der einzigen Ampel ab und halten am Ende eines größeren Gebäudekomplexes.
    Tomke greift mit fahrigen Bewegungen nach Tasche und Mantel. Sie ist nervös. Ich frage sie lieber nicht, was sie vorhat.
    Auf einem Schild steht: ›Kung-Fu-Schule-Samurai‹. Vielleicht will sie sich dort anmelden? Immerhin macht sie auch Bauchtanz. Das klingt für mich nicht weniger exotisch. Aber warum ist sie dann so aufgewühlt?
    Beim Aussteigen steckt sie sich noch einen Pfefferminz in den Mund und geht mit schnellen Schritten auf ein Flachdachgebäude zu. Erst jetzt entdecke ich noch ein Schild: ›Polizeiwache‹.
    Was will Tomke bei der Polizei? Erst ein Bestattungsinstitut und nun die Polizei? Ich halte ihre Geschichte noch immer nicht für eine launige. Da steckt Wahrheit drin. Ich bin mir sicher.
    Maike verschluckt sich an einem heftigen Schnarcher, fängt sich wieder und schläft tief und fest weiter. Ich befürchte, wir werden sie ins Haus tragen müssen. Hoffentlich kommt uns Tomkes Mann nicht in die Quere. Er scheint wirklich sehr schwierig zu sein.
    Warum hat eine gestandene Frau wie Tomke Angst, und warum bleibt sie bei ihm?
    Ich schüttele über meine Fragen den Kopf. Sieh dich doch selbst an, Teresa. Du bist 30 Jahre bei Reinhard geblieben und den größten Teil der Zeit hast du dir erfolgreich eingeredet: Eigentlich liebe ich meinen Mann. Er kann auch anders sein. Kann er, wenn er will. Doch letztendlich war jeder Schritt von ihm auf mich zu nur Berechnung. Keine Versöhnung, keine Entwicklung. Und schon gar keine Liebe. Selbst die spontane Trennung von der anderen Frau war Kalkül. Er wollte mich nicht verlieren, weil sonst sein Gerüst ins Wanken gekommen wäre.
    Ich habe mehr Zugang zu seiner Familie. Sie wären alle auf meiner Seite gewesen. Ich kenne alle seine Geschäftspartner. Wie hätte er dagestanden? Schuldig geschieden. Für Reinhard existieren diese Begriffe noch.
    Ein Leben mit der anderen Frau konnte er nicht einschätzen. Das war viel zu unsicher. Selbst wenn er viel für sie empfunden hätte. Ganz zu schweigen von Sandra. Seinem Liebling. Sie hätte ihm das nie verziehen. Eigenartig. Diese Erkenntnisse schmerzen nicht mehr. Als gehörten sie schon nicht mehr zu meinem Leben.
    Die andere Frau hieß Chris. Wochen, nachdem ich ihren kleinen Zettel entdeckt hatte, Wochen, nachdem Reinhard die Beziehung zu ihr beendet hatte, Wochen später, trieb es mich zu ihr. Ich musste sie einfach einmal gesehen, einmal gesprochen haben.
    Das würde mir helfen, vieles klären. So dachte ich. Nach dem Treffen war alles noch viel schlimmer. Chris war weder jünger noch attraktiver als ich. Das wäre leichter gewesen.
    Ich hatte sie mir arrogant, jünger, gutaussehend und ein wenig leichtlebig vorgestellt. Aber vor mir stand eine verletzte Frau in meinem Alter.
    Wir sind ohne große Worte wieder auseinandergegangen. Es gab nichts zu besprechen.
    Ich sehe Tomke nach. Ich mag ihre entschlossenen Schritte. Kurz vor dem

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