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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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schuldenfreier Verrückter«, räumt er gut gelaunt ein.
    »Wie soll das funktionieren?«, frage ich und merke deutlich, wie die Panik in mir Oberhand gewinnt.
    »Dich gibt es dann nicht mehr? Wie willst du weiterleben?«
    »Gut werde ich leben. Ich bin nicht von meinem Namen abhängig. Selbstverständlich brauche ich deine Hilfe.«
    Unvermittelt stellt er sein Glas in die Halterung und beugt sich zu mir herüber. Er umfasst mit beiden Händen meine Schultern und zieht mich zu sich heran. Seine Sektfahne streift mein Gesicht. Ganz nah.
    »Das ist die Chance für einen Neuanfang«, flüstert er mir zu und beginnt, mit einer Hand meine Brust zu kneten. Ich winde mich aus seinem Griff. Mit ungeahnter Geschicklichkeit.
    »Und Sandra?«, frage ich verzweifelt und hoffe, sie ist der Joker, der ihn zur Besinnung bringen wird.
    »Es tut mir leid, aber Sandra ist erwachsen. Sie wird die Beerdigung von ihrem Vater verkraften. Außerdem ist sie eine starke Frau.«
    Ich sacke zusammen. Er ist bereit, Sandra nie wieder zu sehen. An ihn und Sandra habe ich geglaubt. Auf das Band zwischen ihnen war ich immer eifersüchtig.
    »Was starrst du eigentlich so fassungslos?«, fragt Reinhard. Er hat sich mit dem Sekt getröstet.
    »Gerade hast du noch die Scheidung gewollt. Nun bekommst du sie frei Haus geliefert. Bist eine ehrbare Witwe und Schulden hast du auch keine mehr. Und deinem Penner schadet es nichts.«
    Er lacht, und ich muss an eine Mephisto-Aufführung denken. Er wäre eine gute Besetzung gewesen.
    Nein, mich bekommt er nicht. Ich reiße die Autotür auf und springe raus. Keine Minute länger kann ich so nah neben ihm sitzen. Die gleiche Luft atmen. Der Wind kühlt mein erhitztes Gesicht. Ich konzentriere mich auf das Meer, als erwarte ich von ihm eine Antwort.
    Meine Gedanken schwirren in meinem Kopf wie ein Bienenschwarm.
    Meine Panik macht es unmöglich, sie zu sortieren.
    »Ich mache da nicht mit!«, schreie ich und Reinhard öffnet auch seine Seitentür.
    »Ach, du machst nicht mit?«, grölt er zurück.
    »Aber über eine Woche die Behörden irreführen, das konntest du. Was glaubst du, wie viele Möglichkeiten du hast? Vielleicht psychisch krank? Okay, das könnte funktionieren. Wunderbar. Mutter in der Klapse und Vater den Arsch voll Schulden. Vielleicht sogar im Knast.«
    »Sei still!«, flehe ich ihn an.
    »Erst wenn du vernünftig geworden bist, meine Liebe.«
    »Sei still. Sei einfach still!« Mittlerweile heule ich und renne kopflos um den Wagen.
    Reinhard setzt ein Bein aus dem Wagen. Er will auch aussteigen. Durch die Bewegung rutscht seine Brieftasche aus der Jackentasche. Reinhard bückt sich schwerfällig nach ihr. Der Alkohol zeigt seine Wirkung. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hat, bleibt er sitzen und grinst mich an: »Ich bin erst still, wenn du aufhörst, so hysterisch zu sein, meine schöne Bonnie.«
    Hysterisch denke ich: Bonnie und Clyde? Wir ein Gaunerpärchen? Vereint durch ein gemeinsames Verbrechen? Für immer! Und er wird erst still sein, wenn ich nicht mehr hysterisch bin. Hysterisch oder normal. Er wird das immer entscheiden. Streicheleinheiten zu seinen Bedingungen. Abhängig von seinem Wohlwollen. Abhängig. Lebenslänglich.
    Das denke ich und setze mich schon in Bewegung. Sehe mir selbst zu, wie ich mit einem schnellen Satz und mit ganzer Kraft die Autotür vor sein grinsendes Gesicht knalle. Er versucht, dem Schlag zu entkommen. Sein Kopf bleibt zwischen Tür und Rahmen hängen. Das gibt ein unangenehm dumpfes Geräusch und macht mich schlagartig wach. Sein schlaffer Körper drückt gegen die Tür. Sie gibt nach und Reinhard sackt wie in Zeitlupe auf die Wiese. Quer über seinen Kopf läuft helles Blut aus einer breiten Platzwunde.
    Das wollte ich nicht. Bitte, das wollte ich nicht. Warum ist er nicht einfach still gewesen? Warum hat er mich nicht ernst genommen? Da dreht er sich stöhnend und hebt langsam wieder seinen Kopf. Er sieht mich an.
    In seinen Augen sind weder Verwunderung noch Angst zu erkennen. Nicht einmal eine Bitte. Nichts – nur zynische Verachtung. Ein schmales Lächeln umspielt seine Lippen. Dabei läuft ihm das Blut ungehindert über das Gesicht, tropft auf sein Hemd. Das gibt ihm die Ausstrahlung eines Psychopathen. Er setzt sich hin, als wäre nichts geschehen und sagt: »Gib mir den Verbandskasten und dann fahr endlich!«
    Oh nein, ich werde nicht fahren. Nicht mit dir. Meine Augen sehen die Sektflasche, als meine Hand sie schon umfasst. Ich hole aus und schlage

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