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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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orangefarbenen Lotion einschäumen.
    Doch wir sind noch nicht am Ziel. Wir müssen den nächsten Schritt gehen. Einen, von dem ich immer noch nicht verstanden habe, wie er genau aussehen soll. Tomke macht so einen zuversichtlichen Eindruck. Aber ich möchte endlich selbst verstehen, wie es weitergehen soll. Weitergehen. Aus der Ferne schaltet sich der Gedanke an Sandra ein. Ich knipse ihn schnell wieder aus. Eins nach dem anderen. Ich gehe die Treppe hinunter. Wie am Morgen hängt frischer Kaffeegeruch in der Luft. Wie am Morgen. Seitdem hat sich alles verändert.
    Zum ersten Mal denke ich wieder an Maike. Wir hatten ihre Tür zugezogen. Ich drücke vorsichtig die Klinke herunter. Maike schnarcht friedlich. Im Zimmer hängt die abgestandene Luft einer Kneipe. Gut, denke ich. Schlaf schön weiter. Dich können wir jetzt wirklich nicht gebrauchen.
    Am Fernsehzimmer gehe ich vorbei, ohne einen Blick zur Seite zu werfen.
    Tomke hat in der Küche den Tisch gedeckt. Das ist mir recht. In dem großen Wohnzimmer würde ich mich verloren fühlen. Hier auf dem Stuhl zwischen Wand und Fenster fühle ich mich sicherer. Ich setze mich und lausche dem vertrauten Gurgeln der Kaffeemaschine.
    Eine Tür klappt, und Tomke kommt herein. Ihr Haar ist ungefönt und nach hinten gekämmt. Das lässt ihr Gesicht schmaler und verletzlicher erscheinen. Der eigenwillige Schlaf- oder Hausanzug aus türkisfarbenem Frottee erinnert, wie alle ihre Kleidungsstücke, an eine vergangene Zeit.
    »Das hat gutgetan«, sagt sie und nimmt die Kaffeekanne aus der Maschine.
    »Du bist sicher, dass du schon wieder Kaffee verträgst?«, fragt sie mich mit einem prüfenden Blick.
    »Ganz sicher. Das hat nicht an meinem Magen gelegen.«
    Tomke nickt und stellt Kaffee, Milch und Honig vor mich auf den Tisch. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie weiß, wie ich meinen Kaffee mag, tut gut. Der erste Schluck Milchkaffee auch.
    Tomke holt ihr Teestövchen, Kluntjes und Sahne und stellt es auf ihre Seite. Dazu legt sie eine große Tafel Schokolade. Ich warte, bis sie sitzt und ihren Tee vorbereitet hat.
    Doch bevor ich fragen kann, geht die Andeutung eines Lächeln über ihr Gesicht: »Du hast es noch immer nicht verstanden, nicht wahr?«
    Noch immer nicht verstanden. Zu langsam im Begreifen. Diese Worte habe ich zu oft gehört, und normalerweise bedeuten sie für mich Rückzug. Bei Tomke klingen sie liebevoll, und ich ziehe nur die Achseln hoch und sage: »Stimmt. Ich wollte dich gerade fragen.«
    Sie schiebt sich ein dickes Stück von der Schokolade in den Mund, dann mir die Packung rüber: »Nimm! Dunkle Schokolade ist gut für die Nerven.«
    Ich winke ab und sehe sie erwartungsvoll an.
    »Gerold ist seit einer Woche tot, und seine Leiche liegt unter einer dicken Asphaltschicht. Das habe ich dir schon erzählt. Seit heute Abend hoffe ich, dass er für immer dort bleiben wird. Falls sie ihn doch bei den nächsten Rohrleitungsarbeiten finden, dann wird niemand ahnen, wer er ist. Sie werden nicht wissen, nach wem sie suchen müssen.«
    »Aber dein Mann wird doch«, ich zögere, »er wird doch sicher vermisst.«
    »Das ist genau der Punkt. Wird er nicht. Weißt du, vorhin in Hohenkirchen, da wollte ich ihn schon als vermisst melden. Aber ich habe mich nicht getraut. Was für ein Glück. Gerold war keiner, der vom Zigarettenholen nicht nach Hause kommen würde, um ein neues Leben anzufangen. Das weiß hier jeder. Er wäre höchstens im Krankenhaus oder in der nächsten Kneipe gelandet. Das weiß auch jeder. Bei einer Vermisstenanzeige bliebe immer ein Verdacht kleben. Bei seinem Leichenfund hätten sie sich an sein Verschwinden erinnert und die Zahnärzte abgeklappert. So machen sie es jedenfalls in allen Krimis und vermutlich auch in Wirklichkeit. Aber so ist er ein Unbekannter und kann es auch bleiben. Sie werden nie auf ihn kommen, weil er ja offiziell schon tot ist und ordentlich beerdigt. In der Firma habe ich ihn krankgemeldet. Krank passt am besten zu unserer Geschichte, denn nun ist er tot.«
    Ich sehe sie unsicher an.
    »Du verstehst immer noch nicht?«
    Ich schüttele den Kopf: »Ehrlich gesagt, klingt das sehr verworren.«
    »Überhaupt nicht«, widerspricht Tomke. »Dieser Mann, der als Reinhard Garbers im Krankenhaus liegt, vermisst den jemand?«
    »Nein, Jochen sagte, Angehörige, das wäre lange her.«
    »Gut für uns«, sagt Tomke zufrieden.
    »Er wird nicht mehr aufwachen?«, vergewissert sie sich und fixiert mich mit ihren grünen Augen.
    Ich

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