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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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für mich zusammen. Ich umfasse ihren Arm und drücke meinen Kopf dagegen. Sie erwidert den Druck.
    »Heute Nacht sind wir zu zweit. Wir schaffen ihn jetzt ins Haus. Schließlich können wir hier nicht ewig vor dem Bewegungsmelder hocken. Die Nachbarn sollen erst morgen erfahren, dass etwas passiert ist.«
    Bei den letzten Worten löst sie sich von mir und geht. Ich folge ihr widerspruchslos. Obwohl sie schon wieder in Rätseln gesprochen hat. Was sollen die Nachbarn erst morgen erfahren? Ich kann den Gedanken nicht verfolgen, ich brauche meine ganze Aufmerksamkeit, um die neu aufkommende Übelkeit zu bekämpfen.
     
    Die Garage ist geräumig und hell. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie bis eben leer war.
    »Habt ihr kein Auto?«, frage ich.
    »Den Wagen hat meine Tochter«, antwortet Tomke knapp, rauscht an mir vorbei und öffnet die Beifahrertür.
    »Was soll die Regenjacke?«, fragt sie und ihre Hand greift schon danach, um sie ihm vom Kopf zu ziehen.
    »Lass sie dran!«, schreie ich entsetzt. Mein Hirn bietet mir eine Palette von gruseligen Möglichkeiten, wie sich sein Gesicht inzwischen verändert haben könnte.
    »Ich bin nicht sicher, ob sein Schädel ohne die Jacke nicht auseinanderfällt«, gebe ich zitternd meine schlimmste Befürchtung preis. Tomkes Hand zuckt zurück, als hätte sie sich verbrannt. Sie sieht mich nachdenklich an. Ich schaue zur Seite.
    So viel Brutalität hat sie mir nicht zugetraut. Das spüre ich deutlich. Ich mir selbst ja auch nicht. Aber für solche Bekenntnisse ist jetzt keine Zeit. Tomke dreht sich um und geht wortlos zu einem Regal. Sie kommt mit einem Stapel Plastikmüllsäcken zurück, legt einen in die Schubkarre und einen stülpt sie ihm über Regenjacke und Kopf.
    »Sicher ist sicher«, sagt sie. Ohne mich anzusehen, reicht sie mir ein Paar Gartenhandschuhe. Ich ziehe sie an und warte. Beobachte, wie sie die Schubkarre neben der offenen Seitentür platziert, sie immer wieder hin- und herschiebt, den Kopf schüttelt und schließlich sagt: »Ich habe es mir leichter vorgestellt, weil es ein Dreitürer ist. Aber hier ist zu wenig Platz für uns beide, um ihn in die Karre zu ziehen.«
    Sie sieht mich wieder direkt an: »Hast du eine Idee?«
    »Ich?«, frage ich entgeistert. Als wären wir hier mit einer größeren Gruppe und ich wäre die Letzte, der man zu dem Thema eine Frage stellen könnte.
    Tomke wendet sich resigniert von mir ab. Von mir ist keinerlei Hilfe zu erwarten.
    »Vielleicht können wir es mit diesem Erste-Hilfe-Griff machen«, stammele ich. »Diesen Griff um den Oberkörper, den kennst du doch?« Während ich das vorschlage, weiß ich, dass ich das nicht kann. Ihn noch einmal so nah umfassen. Und das will ich auch nicht. Tomke wiegt abschätzend ihren Kopf, sieht zu Reinhard und der Schubkarre und erklärt zu meiner großen Erleichterung: »Das schaffen wir nicht. Dabei rutscht er uns höchstens auf den Boden. Dann haben wir es noch schwerer.«
    »Ich könnte ihm von der Fahrerseite aus einen Schubs geben«, verkünde ich hastig und fühle mich so mutig, als hätte ich gerade einen Bungeesprung angekündigt.
    »Das könnte klappen«, gibt Tomke anerkennend zu und ich fühle mich gelobt wie für eine gute Note in der Schule.
    »Aber lass mal. Das mache ich«, entscheidet sie und geht auf die andere Seite. Ich beobachte seltsam fasziniert, wie sie sich auf den Fahrersitz kniet und den Gurt löst.
    »Halt die Karre fest«, holt sie mich aus meiner Erstarrung, und ich kralle mich an den Griffen fest.
    Tomke gibt ein kraftvolles Stöhnen von sich, und Reinhards Oberkörper landet mit einem dumpfen Geräusch in der Schubkarre. Nur seine Beine klemmen noch unter dem Handschuhfach fest.
    »Was jetzt?«, schreie ich los, aber Tomke ist schon neben mir. Sie beugt sich weit über ihn, packt kräftig ein Hosenbein und versucht, es anzuheben.
    »Du musst mitziehen«, fordert sie. »Er merkt es nicht mehr.«
    Ich nicke und packe beherzt nach seinem Hosenbund.
    »Auf drei!«, kommandiert Tomke, und ich halte mich an den Zahlen fest.
    »Eins! Zwei! Drei!«
    Während wir den Rest von ihm herauszerren, müssen wir aufpassen, dass sein Kopf nicht wieder aus der Karre rutscht. Mittlerweile fasse ich, was ich von ihm zu fassen kriege, und denke nicht mehr nach.
    Als er endlich mit eigenartig verrenkten Extremitäten in der Karre liegt, erinnert das Bild mich an eine Komödie mit Doris Day und Rock Hudson in den Hauptrollen. Aber ihnen würden sicher keine Schweißperlen in die Augen

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