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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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die zuständige Behörde im Hinblick auf künftige Zwischenfälle alles im Griff hat. Wollen Sie mir sagen, daß das nicht zutrifft?«
    »Nein, nein, das ist soweit in Ordnung. Aber alles ist nun doch ein bißchen komplizierter, als es ursprünglich den Anschein hatte.« Greens Augen wurden schmal. Er preßte die Hände, die auf dem Tischtuch lagen, fester zusammen, senkte den Kopf und beobachtete sie unter kräftigen Brauen hervor. Sitzungssaalgehabe, dachte Meredith. Sie fuhr fort:
    »Wie Sie vielleicht wissen, wurden bei der Obduktion Tranquilizer in Harriets Blut nachgewiesen.«
    »Und?« Er hob die kräftigen Brauen. Entweder war er ein guter Schauspieler, oder er wußte wirklich nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Alle, mit denen ich gesprochen habe und die Harriet kannten, können das nicht verstehen. Sie hat diese Pillen nicht genommen. Sie hat überhaupt keine Pillen genommen. Soweit bekannt, hatte sie keine Depressionen. Wir können keine leeren Pillenpackungen und auch die restlichen Pillen nicht finden.«
    »Wer«, erkundigte sich Green und musterte sie scharf,
    »ist ›wir‹?«
    »Ich, die Familie – die Polizei.« Meredith warf das letzte Wort erst nach einer merklichen Pause ein.
    »Und das hat etwas mit mir zu tun?«
    »Sie könnten uns möglicherweise helfen, eine Erklärung zu finden. Haben Sie Pillen dieser Art im Cottage gesehen?«
    »Die Antwort auf alle Fragen lautet nein.« Die Kellnerin brachte den Kaffee. Green warf zwei Pfundnoten auf das Tischtuch und scheuchte das freudig überraschte Mädchen weg. Die Gefühle gehen mit ihm durch, dachte Meredith hochzufrieden. Er gehörte zu den Leuten, die sonst das Kleingeld nachzählten, wenn sie eine Schachtel Streichhölzer kauften. Er ist unsicher.
    »Ich muß Ihnen sagen, Miss – äh – Miss Mitchell, daß mir die Art, wie Sie mir diese Fragen stellen, nicht gefällt. Ich hoffe, Sie haben einen überzeugenden Grund.« Stimme und Benehmen waren dazu gedacht, weniger standfeste Sterbliche zu entmutigen, und früher bestimmt schon sehr erfolgreich eingesetzt worden. Aber nicht jetzt. Oh, nicht mit mir! dachte Meredith fast vergnügt. Sie war nicht der Bürolehrling. Sie hatte mit viel Schlimmeren als ihm zu tun gehabt. Sie würde er nicht einschüchtern.
    »Ich dachte«, sagte sie zurückhaltend,
    »Sie wüßten gern genau, wie Harriet gestorben ist, da Sie so eng mit ihr befreundet waren.«
    »Ich dachte, daß es schon klar auf der Hand liegt, wie sie gestorben ist, und vielleicht legen Sie dieser Freundschaft eine übertriebene Bedeutung bei.«
    »Sie waren am Weihnachtstag bei ihr. Auf jeden Fall waren Sie abends da. Ich finde, das weist auf eine gewisse Nähe hin.« Meredith nippte an ihrem Kaffee, um ihm zu zeigen, daß ihre Hand nicht zitterte.
    »Abgesehen davon, daß Sie Harriets Nachbarin waren, wer sind Sie?« fragte er schroff. Meredith sagte es ihm, und sein Blick wurde vorsichtiger. Er hob die ineinanderverschlungenen Hände, stützte das Kinn darauf und die Ellenbogen auf den Tisch. Auf seinem noch unberührten Kaffee hatte sich ein Film gebildet. Er war nicht bereit, sich dem gleichen Test zu unterziehen wie sie.
    »Hören Sie«, sagte er leise.
    »Ich will Ihnen haargenau sagen, was diese Freundschaft war. Dann werden Sie mich vielleicht in Ruhe lassen. Wenn Sie das nicht tun, werde ich rechtliche Schritte gegen Sie unternehmen, damit Sie aufhören, mir zuzusetzen. Ich habe nicht die Absicht, Einzelheiten meines Privatlebens und meiner Geschäftsangelegenheiten vor einer Fremden auszubreiten, aber ich sage Ihnen so viel: Meine Frau und ich sind wie zivilisierte Menschen übereingekommen, getrennte Wege zu gehen. Sie ist Partnerin in einigen meiner Unternehmen, und ihr Vater ist ebenfalls an einigen meiner Unternehmen beteiligt. Es wäre also weder in Felicitys noch in meinem Interesse, wenn wir uns scheiden ließen.« Meredith stellte abrupt die Kaffeetasse ab. Sie hatte Tante Lou völlig mißverstanden. Keine grüne Politik, aber der Familienname Green. Dieser grüne Mann. Dieser Green.
    »Doch wenn es einen Skandal gäbe – und Harriets Unfall hat unglücklicherweise einen zwielichtigen Aspekt, was Sie zugeben werden –, wenn die nationale Presse davon Wind kriegt – und ich spreche jetzt von den sensationslüsternen Boulevardzeitungen –, wenn sie von meiner Freundschaft mit Harriett erfahren würden, dann können Sie sich die Story vorstellen, die sie daraus machen würden: Geliebte von Top-Manager nach dramatischem Sturz

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