Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
verließ, ging Meredith gemächlich zurück in die Hauptgeschäftsstraße der Stadt. Obwohl fest entschlossen, ihr Krankenbett zu verlassen, hatte Fran gegen Ende der Mahlzeit sehr blaß ausgesehen und sich ein paarmal an die Stirn gegriffen. Meredith hatte sie überredet, hinaufzugehen und sich am Nachmittag auszuruhen. Daran, daß Fran ohne Widerrede einverstanden war, konnte man ermessen, wie schlecht sie sich fühlte. Obwohl, dachte Meredith, sie wieder aufspringen und herumflitzen wird, sobald die Kopfschmerzen nachgelassen haben. Es wäre sinnlos gewesen zu leugnen, daß ihr ziemlich scheußlich zumute gewesen war, als sie die Tür geöffnet und Alan Markby dabei überrascht hatte, wie er Frans Hand in der seinen hielt. Der Schlag, den ihr der Anblick versetzte, war schlimm gewesen, schlimmer als sie sich vorgestellt hätte. Natürlich hätte sie es erwarten müssen. Hatte sie ihm doch am Abend vorher unmißverständlich erklärt, daß er sich von ihrer Beziehung nichts erhoffen durfte. Dennoch hatte er keine Zeit verloren und sich schnell nach einem Ersatz umgeschaut. Das tat ihrem Selbstwertgefühl nicht besonders gut. Aber sie durfte nicht murren, weil der Mann sie beim Wort genommen hatte. Sie hielt in ihren Gedanken inne. Es machte ihr doch nichts aus, oder? Oder doch? Ja, es machte ihr etwas aus. Es machte ihr verdammt viel aus. Sie litt an einem schlimmen Anfall guter, altmodischer Eifersucht. Vor einer Buchhandlung angekommen, blieb sie wie üblich stehen, um sich das Schaufenster anzusehen. Es schien eine ernstzunehmende, gut sortierte Buchhandlung zu sein, die vom Sachbuch über alle nur erdenkliche Themen bis zum Roman alles führte. Von der tröstlichen Wärme im Innern angezogen, gab sie einem Impuls nach und trat ein.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte der junge Mann an der Kasse und kam hinter dem Tresen hervor. Ihr kam ein Gedanke.
»Haben Sie das neueste Buch von Colin Deanes auf Lager? Ich glaube, es heißt Revolutionäre Jugend .« Das hatte ihr Alan gesagt. Es wäre interessant, mehr über Deanes’ Theorien zu erfahren.
»Oh, Mr. Deanes!« sagte der junge Mann begeistert.
»Er hat das Buch geschrieben, als er in der Nähe von Bamford wohnte, haben Sie das gewußt? Er kommt von Zeit zu Zeit zu uns herein. Aber Sie können das Buch leider noch nicht kaufen. Es erscheint erst im Februar. Ich habe mich beim Verlag erkundigt, weil Mr. Deanes hier im Laden eine Art Buchpräsentation veranstalten wollte. Er wollte über sein Werk sprechen und vielleicht ein paar Bücher signieren. Doch wir bekommen die Bücher erst im Lauf des Monats. Wenn Sie wollen, reserviere ich Ihnen ein Exemplar.«
»Aber ja«, sagte sie und nannte ihm Namen und Adresse.
»Wir schicken Ihnen eine Karte, sobald wir das Buch hereinbekommen haben, Miss Mitchell.«
»Danke.« Meredith wollte gehen und stieß, als sie sich umdrehte, mit Lucy Haynes zusammen.
»Oh, guten Tag, Mrs. Haynes. Erinnern Sie sich an mich?«
»Aber natürlich. Miss Mitchell, nicht wahr. Wie nett …« Nervös blickte Lucy zu ihr auf.
»Wie geht es Ihnen. Ich habe an Sie gedacht und freue mich wirklich, Sie zu sehen und zu wissen, daß Sie gesund sind. Es muß jetzt alles andere als angenehm sein, in Pook’s Common zu leben, und noch dazu direkt gegenüber vom Cottage der armen Miss Needham. Ich könnte es nicht. Offen gesagt, ich mag Pook’s Common nicht, hab es nie gemocht. Nur Geoffrey wollte es. Nun ja, er hat schon immer davon geträumt, irgendwo zu wohnen, wo möglichst wenig Menschen sind. Ich wollte das Cottage nie kaufen. Ich wäre gern nach Bournemouth gezogen. Das Klima ist gut, und ich liebe das Meer. Es gibt dort so hübsche Geschäfte, und unsere Tochter wohnt in der Nähe. Pook’s Common kommt mir immer irgendwie unheimlich vor. Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein.«
»Nein, das glaube ich nicht«, gestand Meredith.
»Ich finde es auch ein bißchen gruselig.«
»Wirklich?« Lucy freute sich geradezu rührend, weil sie ihren Eindruck bestätigt bekam.
»Geoffrey behauptet, ich rede Unsinn. Aber seit Miss Needhams Unfall – Gott, war das schrecklich – ist für mich die Vorstellung, da draußen leben zu müssen, schlimmer denn je.«
»Es ist einsam, das ist wahr.« Lucy rückte vertraulich näher und flüsterte:
»Es ist das Gemeindeland. Es ist so düster, und unser Cottage ist das letzte in der Häuserreihe, und zwischen uns und dem Gemeindeland ist nur dieser Stall. Manchmal nachts …«
»Ja?« drängte
Weitere Kostenlose Bücher