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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Viertelstunde vereint in ihrem Kummer über Verlorenes.
    Simon war in die Jubilee Road zurückgegangen. Das Haus war dunkel. Er öffnete die Haustür, und schale Luft schlug ihm entgegen. Das Haus war die reinste Müllkippe. Er streckte die Hand nach dem Schalter aus, um Licht zu machen, aber nichts geschah. Die Glühbirne war schon wieder kaputt. Die elektrischen Leitungen waren in einem so schlechten Zustand, daß Glühbirnen bestenfalls zwei Minuten hielten. Im Dunkeln tastete er sich die ächzende Treppe hinauf und hielt sich an dem wackeligen Geländer fest, das sich unter seinem Griff bewegte. Er stieß die Tür seines Zimmers auf, das ganz oben der Treppe gegenüber lag. Im selben Moment hörte er im Nebenzimmer – Mickys Zimmer – ein leises Knarren.
    »Mick?« rief er mit einem leisen Unterton von Hoffnung.
    Niemand antwortete. Es war niemand da. Das kurze Aufflackern der Erwartung, daß er vielleicht doch noch mit Gesellschaft rechnen konnte, wurde grausam erstickt – wieder eine ausgebrannte Hoffnung mehr. Simon riß seine Tür auf und knipste das Licht an. Das Zimmer war so, wie er es verlassen hatte, ein Chaos, das Bett nicht gemacht, die Laken schmutzig. In einer Ecke stapelte sich dreckige Wäsche, und auf dem Tisch verstreut lag seine Arbeit. Simon betrachtete sie lächelnd. Ja, heute abend wollte er eine ganze Menge schaffen. Ein bißchen Kaffee würde ihm dabei helfen.
    Er trat hinaus in den düsteren Flur und zögerte an der Treppe, versuchte in dem schwachen Licht, das hinter ihm durch die offene Tür seines Zimmers fiel, die Stufen auszumachen, die in schwarzes Nichts hinunterführten. Und dann ging das Licht in seinem Zimmer plötzlich aus, und um ihn herum war völlige Dunkelheit.
    »Verdammt!« stieß er hervor.
    »Jetzt ist auch noch die Glühbirne kaputt …« Und das war sein letzter klarer Gedanke.

KAPITEL 11
     
    Als der Anruf hereinkam, wurde Markby umgehend davon informiert. Er ordnete an, daß Pearce sofort verständigt werden mußte und ihn am Tatort treffen sollte. Von Gefühlen beherrscht, wie er sie seit Jahren nicht mehr empfunden hatte, brach er in die Jubilee Road auf.
    Kein Polizist gewöhnt sich je an den plötzlichen gewaltsamen Tod. Wenn seine Laufbahn ihn zwingt, sich ziemlich häufig mit ihm zu befassen, umgibt er sich mit einem schützenden Panzer, der ihn gegen die Schrecken des Todes abschirmt. Manchmal mag er äußerlich hart und gefühllos wirken, doch innerlich sind das nur wenige. Die meisten hassen Mord, jedesmal aufs neue.
    Markby haßte den gewaltsamen Tod am allermeisten, wenn er die sehr Alten und die Jungen traf. Er hatte Pardy nicht gemocht, aber es war ein junges Leben, das ausgelöscht worden war. Ein junges, vielleicht vergeudetes Leben, doch eines Tages hätte der Junge möglicherweise doch noch seinen Weg gefunden, wenn er genug Zeit gehabt hätte. Aber diese Zeit war zu knapp bemessen gewesen. Markby fühlte einen dumpfen Zorn in sich.
    Vor dem Haus in der Jubilee Road parkte ein Streifenwagen, und in einem Erkerfenster im Erdgeschoß war Licht. Die Haustür stand, von einem uniformierten Mann bewacht, offen, aber der Flur hinter ihm war finster. In den benachbarten Häusern wurden in den Schlafzimmerfenstern vorsichtig die Vorhänge ein Stückchen zurückgezogen. Die Nachbarn beobachteten, neugierig, furchtsam, entsetzt, frohlockend. Viele Leute genossen eine saftige Katastrophe, vorausgesetzt, sie traf sie nicht selbst und sie konnten sich von ihr distanzieren oder die Zeitung zuklappen, wenn sie genug gelesen hatten.
    »Guten Abend, Sir«, sagte der Uniformierte.
    »Dort drin brauchen Sie eine Taschenlampe. In der Diele ist keine Glühbirne. Wir haben im Wohnzimmer Licht gemacht und die Tür geöffnet, aber es reicht nicht bis zur Leiche.«
    »Überhaupt keine Glühbirne?« fragte Markby.
    »Nein, Sir, sieht so aus, als habe jemand sie herausgeschraubt. Vielleicht war sie kaputt, und sie wollten sie ersetzen. Sie sind alle mit Constable Jones in der Küche. Sie kann mit solchen Situationen sehr gut umgehen.«
    »Wer sind ›sie‹?«
    »Die anderen jungen Leute. Drei. Sie wohnen alle hier im Haus. Sie wissen doch, wie das ist – sie tun sich zusammen, um die Miete bezahlen zu können. Aber sehen Sie sich nur mal das Haus an, ich bin erstaunt, daß der Hauswirt jemanden gefunden hat, der darin wohnen wollte.«
    »Wer hat ihn gefunden?« fragte Markby und schnitt den Bericht über den Zustand des Hauses ab.
    »Wer hat die Tat gemeldet?«
    »Eines

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