Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
der Mädchen. Sie sind gemeinsam nach Hause gekommen und haben ihn alle zusammen gefunden.« Markby nickte, nahm die Taschenlampe, die der Constable ihm anbot, und betrat die muffig riechende Diele. Da war aber auch noch ein anderer Geruch. Schwach, doch er kannte ihn. Blut. Und Tod. Simon Pardy lag ausgestreckt auf dem Boden, am Fuß und seitlich der Treppe. Er war auf das Gesicht gefallen. Das Blut war ihm aus der zerschmetterten Nase geströmt und sickerte immer noch aus dem Ohr. Der Kopf saß ihm verdreht auf den Schultern. Augen und Mund waren geöffnet. Er sah überrascht aus. Das Geländer war auf halber Höhe der Treppe durchgebrochen.
    »Ist von oben heruntergestürzt«, sagte Markby vor sich hin.
    »Hat das Geländer gepackt oder ist dagegengefallen, aber es hat nachgegeben, und er ist gestürzt. Das Holz war durchgefault.« Er streckte die Hand aus und berührte vorsichtig das noch intakte Geländer. Es wackelte. Das ganze Gefüge war so wacklig, als sei es aus Streichhölzern gebaut. Die Treppe selbst war mit einem Teppich belegt, doch der war so alt und abgetreten, daß er mehr nach einem Stück löchriger und verstaubter Sackleinwand aussah und eher gefährlich als nützlich war. Wandanstrich und Tapeten waren in einem jämmerlichen Zustand, und die Bewohner machten nicht den Eindruck, als legten sie Wert auf ein gepflegtes Heim. Daß sie in einem solchen Haus leben mußten, mochte als Entschuldigung gelten. Obwohl sie hier noch besser dran waren als einige ihrer Altersgenossen, die in Hauseingängen schliefen. Markby ließ den Strahl der Taschenlampe durch den Eingangsbereich wandern. Das Licht aus dem Wohnzimmer, das der Constable erwähnt hatte, warf nicht viel mehr als einen düsteren Schatten. Die Küchentür am Ende des Flurs war geschlossen, doch der Lichtstreifen darunter war heller, und hinter der Tür war Stimmengemurmel zu hören. Draußen fuhr ein Wagen vor, und ihm folgte sehr schnell ein anderer. Markby hörte die Stimme des Constables, dann die von Pearce und dann noch andere. Pearce erschien, vom Licht der Straßenlaterne umgeben, als dunkle Silhouette in der Haustür. Er spähte in die Dunkelheit und fragte, als sei er außer Atem:
    »Mr. Markby?«
    »Guten Abend, Pearce«, sagte Markby höflich.
    »Wenn das der Fotograf ist, muß er selbst für Beleuchtung sorgen.« Pearce schob sich an der Leiche vorbei und schaute auf sie hinunter.
    »Was für eine Überraschung«, sagte er. Er blickte zum Treppengeländer auf.
    »Das ist vielleicht ein Schrotthaufen. Denken Sie, es war ein Unfall, Sir?«
    »Bis jetzt denke ich noch gar nichts. Wenn es einer war, konnte er in keinem ungünstigeren und unglücklicheren Moment passieren – Pardy war der Hauptzeuge bei der morgigen gerichtlichen Untersuchung.«
    »Die ist heute«, sagte Pearce.
    »Was?« Markby warf einen Blick auf seine Uhr. Fünf Minuten nach Mitternacht.
    »Wenigstens habe ich jetzt einen Grund, den Coroner um eine Vertagung zu bitten. Gehn Sie rauf, und sehen Sie sich ein bißchen um, aber passen Sie auf, wohin Sie treten. Achten Sie darauf, ob es Anzeichen dafür gibt, daß ein Kampf stattgefunden hat oder daß Pardy gestoßen wurde. Ich will mich mit seinen Freunden in der Küche unterhalten.« Als er die Küchentür öffnete, fand er sich plötzlich in grelles gelbes Licht getaucht und mußte blinzeln. Constable Jane Jones baute sich vor ihm auf und verstellte ihm den Weg. Dann sah sie, wer es war, und sagte:
    »Oh, guten Abend, Sir.«
    »Alles ruhig?« fragte er.
    »Ein bißchen aufgeregt, Sir.« Sie senkte die Stimme noch mehr.
    »Vor allem der Junge. Eines der Mädchen scheint ein bißchen schwer von Begriff, die andere ist ein hartgesottenes kleines Biest.«
    »Die weibliche Form dieser besonderen Spezies«, sagte Markby.
    »Okay, Jones. Verschonen Sie mich mit diesem bösen Feministinnenblick, laufen Sie raus, und sehen Sie zu, was Sie tun können. Gehen Sie zu den unmittelbaren Nachbarn links und rechts und auf der anderen Straßenseite. Es kann ein bißchen dauern, bis sie an die Tür kommen, aber im Bett ist keiner mehr, lauern alle hinterm Vorhang mit Augen wie Teetassen und Ohren wie Toreinfahrten. Die Stores sind ständig in Bewegung. Klatsch, Jones. Ich will den Klatsch genauso wie Zeugen, die ihn gesehen haben, als er nach Hause kam – er oder sonst jemand. Sie wissen ja, wie’s geht.«
    »Klatsch«, murmelte Jane Jones vor sich hin und machte sich auf den Weg.
    »Wenn ich die Nachbarn dazu animiere, über dieses

Weitere Kostenlose Bücher