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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Bibliothek steht, einen Hamburger gekauft.«
    »Okay, und weiter. Ihr seid nach Hause gekommen und …«
    »Haben die Tür aufgemacht und sind über ihn gefallen«, sagte Tracy knapp.
    »Habt ihr ihn angefaßt?« Sie antworteten nicht sofort und sahen sich verstohlen an.
    »Ich hab mich niedergekniet und ihm die Hand auf die Schulter gelegt«, sagte Micky endlich widerstrebend.
    »Ich hab ihn nicht bewegt. Irgendwie hab ich sein Gesicht berührt …« Er sah plötzlich aufgeregt aus und fing an, um den Mund herum zu schwitzen.
    »Meine Finger wurden ganz klebrig, ich wußte, daß es Blut war … Ich bekam Angst – bin zurückgesprungen. Dann hab ich es wieder versucht, wollte seinen Puls finden. Hab sein Handgelenk umfaßt … Mußte mich aber beinahe übergeben.«
    »Das war mutig von dir«, sagte Markby und meinte es ernst.
    »Es noch einmal zu versuchen, meine ich. Aber ihr seid ganz sicher, daß ihr ihn nicht bewegt – nicht versucht habt, ihn umzudrehen?«
    »Ihn bewegen! Umdrehen! Ich hab die größte Mühe gehabt, ihn überhaupt anzufassen, zu mehr war ich wirklich nicht imstande.« Micky unterbrach sich; dann:
    »Ich wollte sicher sein, denn …« Er brach ab und schaute auf das Tier auf seinen Knien hinunter. Seine Finger gruben sich in die lose Hautfalte am Nacken der Katze.
    »Denn? Es ist in Ordnung, sag einfach, was du denkst«, ermutigte ihn Markby.
    »Ich hab mir gedacht, wenn er noch lebt, aber im Sterben liegt – ich hab gedacht, dann sollte einer von uns vielleicht einen Priester holen …« Die Worte waren kaum hörbar. Er sah nicht auf. Die beiden Mädchen starrten ihn an.
    »Wozu?« fragte Tracy.
    »Ich hab’s einfach nur gedacht«, sagte Micky unglücklich.
    »In Ordnung«, unterbrach Markby freundlich.
    »Aber dann hast du gemerkt, daß es dafür zu spät war.«
    »Ja. Ich hab den Mädchen gesagt, sie sollten ihn nicht anfassen. Ich hatte gespürt, daß er tot war. Tracy ging die Polizei anrufen.«
    »Von wo aus? Von hier?«
    »Nein, wir haben kein Telefon. Aber gleich um die Ecke ist eine Zelle.« Die Zeit, um die der Anruf bei der Polizei eingegangen war, konnte man nachprüfen, der Hamburger-Verkäufer würde sich vielleicht an sie erinnern, wahrscheinlich waren sie Stammkunden bei ihm, ebenso der Wirt vom Bunch of Grapes. Es sollte nicht schwierig sein, den Verlauf ihres Abends nachzuvollziehen. Das war eine erfreuliche Abwechslung. Gewöhnlich war es komplizierter. Draußen im Flur hörte man Metall klappern. Der Fotograf stellte seine Lampen auf. Eine neue Stimme erklang, der Polizeiarzt war eingetroffen.
    »Ihr habt ihn nicht besonders gemocht?«
    »Das heißt nicht, daß wir ihn die Treppe runtergestoßen haben oder sonst was«, sagte Tracy aufmüpfig.
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Ich hatte nur den Eindruck, daß ihr ihn nicht mochtet.«
    »Er hat gesponnen«, sagte Cheryl plötzlich.
    »Hatte sie nicht alle. Und sein stinkvornehmes Gerede ist mir echt auf den Geist gegangen. Er war ein Blender, das war er.« Markby sah sie ebenso erstaunt an wie ihre beiden Freunde. Das war für sie nicht nur eine lange Rede gewesen, sie war auch überraschend scharfsinnig.
    »Warum ein Blender, Cheryl?« fragte Markby.
    »Hab ich doch schon gesagt, diese vornehme Stimme. Und er war auf so ’ner vornehmen Schule. Aber hier mit uns zu wohnen und sich so anzuziehen, wie er’s getan hat – als war er einer von uns, doch das war er nicht. Bei ihm war alles nur Mache. Deshalb hat Deanes auch ein solches Getue um ihn gemacht. Er war einer von denen, keiner von uns.« O du meine Güte, dachte Markby bedauernd, armer Colin Deanes. Die Leute, denen er am allermeisten helfen wollte, sahen in ihm also nur einen sich in alles einmischenden Wohltäter der Mittelschicht, dessen Loyalität vor allem seinesgleichen galt. Armer Deanes.
    »Im Flur fehlt die Glühbirne in der Lampe«, sagte er.
    »War schon länger keine da?« Sie sahen sich wieder gegenseitig an.
    »Gestern war sie noch in Ordnung«, sagte Micky.
    »Ich habe erst vorige Woche eine neue eingeschraubt. Dauernd gehen die Birnen hier kaputt. Das liegt an den Leitungen.«
    »Aber gewöhnlich halten sie länger?«
    »O ja, länger schon. Und es war ganz bestimmt eine da.« Endlich, dachte Markby, und der dumpfe Ärger in ihm wich einem Gefühl der Zufriedenheit. Endlich hat er einen Fehler gemacht. Er hätte die Birne wieder einschrauben müssen, bevor er ging. Er hat gehofft, wir würden glauben, Simon sei über den zerrissenen Treppenläufer

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