Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Völkchen zu reden, bin ich die ganze Nacht hier.«
»Dieses Völkchen« musterte Markby über den Küchentisch hinweg. Er erkannte in ihnen die jungen Leute, die an Silvester im Bunch of Grapes an der Prügelei beteiligt gewesen waren. Das war der Junge, der versucht hatte, Simon aus dem Gedränge wegzuzerren, aber nicht besonders freundlich zu ihm gewesen war. Er war ungefähr ein- oder zweiundzwanzig Jahre alt, schlank, blaß, nervös. Auf seinen Knien lag eine gehässig und durchtrieben dreinschauende Tigerkatze, der er wiederholt schnell über das kurze, widerspenstige Fell strich.
»Okay, Sohn«, sagte Markby.
»Immer mit der Ruhe.« Er zog sich einen Stuhl an den Tisch und setzte sich zu ihnen. Die Küche war offensichtlich der bevorzugte Aufenthaltsraum. Sie war verhältnismäßig sauber, verhältnismäßig warm, nicht ungemütlich. Die Wärme kam, wie er feststellte, von einem tragbaren Elektroofen. Er sah neu aus. Sie hatten ihn offenbar selbst gekauft. Die beiden Mädchen saßen nebeneinander und beobachteten ihn mißtrauisch. Eine hatte den Mund offen. Die andere starrte ihn aus schwarzumrandeten Augen finster an. Es war diejenige, die Tom das Tablett auf den Kopf geschlagen hatte. Ein richtige kleine Streitaxt. Sie hatten sich beide stadtfein gemacht, trugen ihre besten Sachen: schwarze Lederjacken, schwarze T-Shirts mit grellbuntem Aufdruck, viele Ketten und Nieten und an den Ohrläppchen einen Haufen Eisenwaren. Er öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, beugte sich die Streitaxt vor. Ihre Ketten klirrten, und der einem Hahnenkamm ähnliche rostschwarze Haarschopf schien vor Empörung zu zittern. Sie sah wie ein kleiner kampflustiger Gockel aus.
»Keiner von uns hat was damit zu tun. Wir haben ihn gefunden, das ist alles. Es tut uns allen leid und so – aber mit uns hat es nichts zu tun.«
»Ich verstehe«, sagte Markby.
»Vielleicht könntet ihr mir sagen, wie ihr heißt?« Sie wurde Tracy genannt, das andere Mädchen Cheryl und der Junge Micky.
»Deine Katze?« erkundigte Markby sich bei Micky.
»Nein – nun ja, in gewisser Weise. Es sind zwei. Keine Ahnung, wo die andere ist. Sie lungern hier rum. Leben gewissermaßen hier.« Er hatte einen leichten Belfaster Akzent.
»Wie wir«, sagte Tracy trocken.
»Haben keinen besseren Platz.« Markby hatte unvorsichtig die Hand nach der Katze ausgestreckt, und Tracy sagte warnend:
»Er beißt!«
»Oh, dann streichle ich ihn lieber nicht.«
»Uns beißt er nicht«, verteidigte Micky seinen Liebling.
»Simon hat er gebissen.« Endlich meldete sich auch Cheryl zu Wort.
»Wußte er’s denn?« sagte Markby vor sich hin.
»Hat Simon keine Katzen gemocht?«
»Der hat nichts gemocht, der hat keine Menschen gemocht und keine Tiere. Komischer Kerl.«
»Aber er hat doch gegen die Fuchsjagd demonstriert, nicht wahr? Vielleicht mochte er Füchse.«
»Da wissen wir nix drüber«, sagte Cheryl vage.
»Hat immer irgendwas gelabert. Hab nie richtig zugehört. Er konnte einen fertigmachen, wissen Sie, regte sich dauernd über irgendwas auf.«
»Diese Sache mit der Fuchsjagd war nicht seine Idee«, sagte Tracy verächtlich.
»Simon hat nie eigene Ideen gehabt. Plapperte immer nur nach, was andere Leute gesagt hatten. Hörte irgend etwas und quatschte es nach. Wiederholte immer, was Deanes gesagt hatte.« Markby hob die Brauen.
»Colin Deanes, der Autor?«
»Ja – ich nehme an, man kann es Schreiben nennen, was er macht. Er schreibt keine Geschichten oder Zeug fürs Fernsehen. Nur lauter trockenes Zeug. Keine Ahnung, wer das liest. Keiner, nehme ich an. Simon hat Deanes für Batman gehalten.«
»Hören Sie«, mischte der junge Ire sich ins Gespräch,
»wir wissen ehrlich nichts. Waren den ganzen Abend aus.«
»Pardy war nicht mit euch zusammen?«
»Nein, nun, man hatte ihn ja aus dem Bunch of Grapes rausgeschmissen. Nach der Prügelei an Silvester. Sie erinnern sich bestimmt. Sie waren doch dort. Aber wir sind noch immer hingegangen. Wir haben kein Hausverbot.«
»Und wo hat Simon jetzt getrunken?« Sie sahen sich gegenseitig unsicher an.
»Keine Ahnung«, antworteten sie im Chor.
»So – und wer hat ihn gefunden?«
»Wir alle«, sagte Tracy, die Sprecherin.
»Wir sind alle zusammen nach Hause gekommen.«
»Ihr seid direkt vom Bunch of Grapes hierhergegangen?«
»Ja – nun, mehr oder weniger. Sie schließen um halb elf, aber wir haben unterwegs noch einmal Halt gemacht und uns beim Imbißwagen, der am Abend gegenüber von der
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