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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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daß die Leitung unterbrochen war. Meredith dachte ganz offensichtlich, er habe sein Herz für Frances Needham-Burrell entdeckt. Ach was, zum Teufel! dachte er verärgert und griff nach einem Papierstapel in seinem Eingangskorb. Für ihre Gedanken war er nicht verantwortlich. Er würde nicht ins Rose Cottage stürzen, um sich zu rechtfertigen. Sie wollte keine engere Beziehung, fein. Dann würde es auch keine geben.
    »Gehen Sie nach Hause«, sagte er mürrisch zu Pearce, der es wagte, den Kopf durch den Türspalt zu stecken.
    »Ich mache Überstunden.«
    »Der Alte ist schlecht drauf«, warnte Pearce unten im Hinausgehen. Der
    »Alte«, dessen Laune nicht besser geworden wäre, hätte er das gehört, war entschlossen zu arbeiten, und das tat er auch konzentriert, nur mit zwei kurzen Kaffeepausen, bis spät abends. Daher war er auch noch im Polizeigebäude, als der Anruf über 110 hereinkam.
    Für Simon Pardy war es schon ein Problem, daß man ihn ablehnte. Er war es natürlich gewohnt, aber es machte das Leben noch ein bißchen schwieriger, als es ohnehin war. Inzwischen hatte er in fast jeder Kneipe in Bamford Hausverbot. Simon war von Natur aus nicht gesellig, doch sogar er war überrascht, wie unangenehm die neuen Einschränkungen seines gesellschaftlichen Lebens für ihn waren.

Das erste Lokal, das ihn nicht mehr einließ, war nach der Prügelei in der Silvesternacht das Bunch of Grapes gewesen. Das fand Simon absolut unfair, denn schließlich war der Idiot vom Mietstall über ihn hergefallen, nicht umgekehrt, also war es nicht seine Schuld gewesen, oder? Er hatte sich nur verteidigt. Colin Deanes war seiner Meinung. Und recht hatte er. Aber ins Bunch of Grapes durfte Simon trotzdem nicht mehr. Micky, Tracy und Cheryl hatten ihm andererseits unmißverständlich erklärt, daß sie weiterhin in ihre Stammkneipe gehen würden. Daß sie so unloyal waren, überraschte Simon nicht – er war, im Gegenteil, sogar überrascht gewesen, daß die Mädchen ihm zu Hilfe gekommen waren, als Fearon ihn angriff, obwohl ihm klar war, daß es sich um eine Sache des Prinzips gehandelt hatte, denn er hatte an dem Abend zu ihrer Party gehört. Doch ihre derzeitige Haltung erbitterte ihn. Zu einem Kumpel sollte man schließlich immer halten, oder? Zu jemandem, der mit ihnen im selben Haus wohnte? Wäre die Situation umgekehrt gewesen, hätte Simon nicht im Traum daran gedacht, zu ihnen zu stehen, doch daran verschwendete er keinen Gedanken.
    Die ungerechte Diskriminierung hatte jedoch schon früher begonnen; nach dem zweiten Weihnachtstag. Seit dieser Sache auf dem Market Square; seit die blöde Kuh vom Pferd gefallen und ihr der Schädel aufgeplatzt war, schien er ein Kainsmal zu tragen. Keiner wollte ihn um sich haben. Sie schienen zu glauben, sie könnten nicht in Ruhe ihr Bier trinken, wenn er da war, mit einem bösen Omen behaftet, verflucht. Hinzu kam, daß Harriet Needham eine erstaunliche Anzahl von Freunden und Bewunderern gehabt hatte, denn man hatte ihm schon mehrfach feindliche Blicke zugeworfen und ihn mit Worten bedroht. Es war nicht nur der Kerl vom Mietstall, der ihm Sorgen machte. Ja, es hatte sich herumgesprochen. Eine verrottete, dekadente Gesellschaft hatte sich gegen ihn, den Reformer, verschworen. Er gehörte nicht mehr dazu.
    Am Ende sah Simon sich gezwungen, allein in der miesesten Taverne von Bamford zu trinken. Der Wirt war ein alter, bärbeißiger Kerl, der schon froh sein mußte, an einem guten Abend in seinem Ausschank ein halbes Dutzend Gäste zu sehen, diese wenigen unerschütterlichen Seelen jedoch mit größter Geringschätzung behandelte. Er hatte nichts dagegen, daß Simon bei ihm trank. Ihm war auch egal, wenn keiner bei ihm trank. Er war an keine Brauerei gebunden, konnte daher tun, was er wollte, und tat es auch.
    An diesem Donnerstagabend, eine Woche nach dem Unfall, saß Simon in einer düsteren Ecke des oben erwähnten Pubs, die er zu der seinen gemacht hatte. Nicht, daß jemand dagewesen wäre, der ihm dieses Recht streitig gemacht hätte. Der misanthropische Wirt lehnte an der Bar und las die Zeitung. Zwei alte Männer mit Mützen hockten in der entgegengesetzten Ecke und tranken, und bei der Tür saß eine Wasserstoffblondine, die wie Simon zu ihrer Zeit aus mehreren guten Bars hinausgeworfen worden war, heute abend jedoch Glück gehabt hatte. Es war ihr gelungen, sich einen einsamen, gelangweilten Geschäftsmann auf Verkaufsreise zu angeln, und jetzt kippte sie so schnell wie möglich

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