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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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sie rochen neu, wie eben ein funkelnagelneues Buch riecht. Meredith kehrte zum Anfang zurück und las das Impressum, die Namen von Verlag und Druckerei, Datum, Copyright, ISBN … Ein lautes Knacken in der Küche. Merediths Herzschlag setzte aus, und sie erstarrte, das Buch in der Hand.
    »Mrs. Brissett?« rief sie. Es folgten ein leises Schnaufen und ein gedämpfter Ausruf. Ein Moment Stille und dann ein Knarren und schlurfende Schritte. Wer auch in der Küche war, es war nicht Mrs. Brissett, sondern ein Eindringling, der die Hintertür aufgebrochen hatte, weil er nicht wußte, daß Meredith hier war. Jetzt wußte er es. Meredith wartete und beobachtete die Tür zum Salon. Schritte im Flur. Dann ging langsam die Tür auf.
    »Guten Morgen, Mr. Deanes«, sagte Meredith, nicht mehr sehr überrascht, nicht jetzt.
    »Ich nehme an, Sie wollten das hier holen.« Und sie hielt das Exemplar von Revolutionäre Jugend in die Höhe, in dem sie gelesen hatte. Auch heute trug er seinen pelzbesetzten Parka. Er schob sich die Brille höher auf die Nase und sah sie verblüfft an.
    »Miss Mitchell? Was machen Sie hier? Ich dachte, Sie seien nach Bamford gefahren … Ihr Wagen ist nicht da.« Das klang leicht verärgert, als habe sie in einem Spiel einen falschen Zug gemacht.
    »Er ist kaputt. Mr. Fenniwick bringt ihn mir heute irgendwann zurück. Bald, wie ich hoffe.« Je früher, um so besser, dachte sie plötzlich. Sie war hier allein mit ihm, niemand würde sie hören, wenn sie rief – und Tom war unten in seinen Stallungen … Harriets Telefon war im Flur, aber Deanes stand noch immer in der Tür. Deanes betrachtete das Buch in ihrer Hand.
    »Ja – das gehört mir. Ich war besorgt, daß es jemand wegwerfen könnte … Ich wollte es holen, wie Sie sagten. Ich mußte den Riegel an der Hintertür gewaltsam öffnen, hatte aber die Absicht, ihn wieder in Ordnung zu bringen, bevor ich gehe.« Er streckte die Hand aus. Meredith hielt das Buch fest.
    »Ich würde es gern lesen, hab schon angefangen – sehen Sie. Hätten Sie was dagegen, wenn ich es noch ein bißchen behielte?«
    »Ja, das hätte ich. Sie können es nicht behalten, ich muß es wiederhaben.« Das klang ziemlich aufgeregt. Seine blassen Wangen röteten sich.
    »Es ist ein Vorausexemplar, nicht wahr?« sagte Meredith.
    »In der Buchhandlung in Bamford hat man mir gesagt, es sei noch nicht erschienen. Harriet muß es von Ihnen bekommen haben.« Deanes setzte sich auf den Stuhl neben der Flurtür. Seine Brillengläser glänzten, und wie damals auf dem Gemeindeland konnte sie seine Augen nicht sehen.
    »Ich kann es erklären, Miss Mitchell.«
    »Davon bin ich überzeugt, Mr. Deanes.« Er zögerte, beugte sich plötzlich vor.
    »Ich bin sicher, Sie werden es verstehen, Miss Mitchell, Sie sind eine vernünftige Frau. Sie hatten ein offenes Ohr für mich, als ich Ihnen von meiner Arbeit erzählte. Sie begreifen, wie wichtig meine Arbeit ist. Diese jungen Menschen verlassen sich auf mich. Was auch geschieht, meine Arbeit muß weitergehen. Wenn Sie mich anhören, werden Sie sehen, daß das Ganze ein schrecklicher …« Er brach ab.
    »Fehler war?«
    »Nein – nur ein wirklich schreckliches Pech. Alles, was nachher kam, hatte darin seinen Ursprung. Diese Frau hat mir alles aufgezwungen. Alles ging so gut, und dann … Sie ist dahintergekommen. Sie hat mich gehetzt.« Deanes hob die Hand und umfaßte mit einer weit ausholenden Geste das ganze Cottage.
    »Sie war eine furchtbare Frau.«
    »Bitte erzählen Sie, Mr. Deanes«, drängte sie. Sein Blick fiel auf die Schachtel mit den gerahmten Fotos. Dann geschah etwas, doch Meredith wußte nicht recht, was es war. Er zuckte zusammen. Sein Verhalten änderte sich. Er sah nicht mehr erregt aus, schien nicht mehr ängstlich darauf bedacht, ihr etwas zu erklären. Sein Verstand schien völlig klar – obwohl, wer wußte schon, wie dieser Verstand arbeitete –, und er sah zornig aus. Sehr zornig. Er sprang auf, packte das oberste Foto, das die drei kleinen Mädchen zeigte, und fuchtelte Meredith damit vor der Nase herum.
    »Das!« schrie er.
    »Das ist die Ursache für alles. Drei Frauen, die mein Leben ruiniert haben. Sie!« Er stieß mit dem Finger gegen das Bild der kleinen Harriet.
    »Die Dämonin! Sie hat mich verfolgt. Die hier …« – der Finger zeigte jetzt auf Fran –
    »… genauso. Ich habe mir die eine vom Hals geschafft, und die andere taucht auf. Ich hätte es wissen müssen.«
    »Und das dritte Kind«, flüsterte

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