Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
viel wahrscheinlicher, daß er es irgendwo hineingeschmissen hätte.«
    »Tut mir leid, Sir«, sagte der unglückliche Pearce.
    »Ich hätte daran denken müssen.« Markby knurrte etwas, ging ins Haus zurück und durch die Haustür ins Freie.
    »Müllwagen?« fauchte er den Constable an, der dort Wache stand.
    »War eben hier, Sir.« Markby fluchte und schaute den Gehsteig entlang. Kein einziger Plastiksack mehr, aber eine zerrissene Weihnachtskarte, ein Hühnerknochen und ein Stück Lametta markierten die Stelle, wo nebenan der Müllsack gestanden hatte. Ähnliche Abfallreste lagen in Abständen auf dem Gehsteig.
    »Die Katzen haben die Säcke aufgerissen, bevor der Müllwagen kam«, erklärte der Constable. Er hoffte, man würde nicht ihm die Schuld dafür in die Schuhe schieben.
    »Weg«, sagte Markby.
    »Wenn das Ding in einem dieser Säcke war. Mit dem übrigen Abfall zum städtischen Müllabladeplatz transportiert. Verdammt, verdammt, verdammt …« Er ging zu seinem Wagen. Pearce war normalerweise nicht unfähig, aber heute hatte er einen schlimmen Fehler begangen – zum Teil wegen des Zeitfaktors. Sie hatten bis zu Markbys Rückkehr von der vertagten gerichtlichen Untersuchung nicht gewußt, daß Pardy eins auf den Schädel bekommen hatte. Wäre Pearce nur eine Stunde früher in der Jubilee Road gewesen … Sinnlos, er, Markby, trug die Verantwortung. Eine Gestalt im gelben Overall war an der Straßenecke aufgetaucht und kam schnell auf sie zu.
    »Hier, Kumpel!« rief der Müllmann dem Constable zu.
    »Wissen Sie noch, Sie haben gesagt, daß Sie nach so was Ähnlichem wie einer Waffe suchen …«
    »Ja?« Der Constable warf einen nervösen Blick auf den Chefinspektor. Wenn der Alte das hörte, würde er ihm einen Streifen abreißen, weil er über die Suche mit einem Außenstehenden gequatscht hatte.
    »Na ja, unten am Eckhaus war noch ein Sack aufgerissen«, sagte der Müllmann,
    »und als ich ihn hochhob, ist das hier rausgefallen … Ich hab meinen Kumpels erzählt, was Sie gesagt haben, und Baz, das ist der Fahrer, hat gemeint, wir sollten es Ihnen auf jeden Fall bringen.« Er hielt dem Constable einen kleinen Holzhammer entgegen.
    »Passen Sie auf, wie Sie damit umgehen!« rief der Constable.
    »Mr. Markby, Sir, warten Sie eine Minute!«
    Freitagabend begann es wieder zu nieseln, und Meredith zündete den Gasofen an und schaltete den Fernseher ein. Von Zeit zu Zeit warf sie einen Blick auf das Telefon, aber es klingelte einfach nicht, und aus Prinzip wollte nicht sie diejenige sein, die zum Hörer griff. Sie war eigentlich keine begeisterte Fernseherin, weil sie fand, daß es sie am Denken hinderte. Jetzt schien es ihr jedoch wünschenswert, nicht denken zu müssen. Sie schaltete den Apparat in der Ecke des Wohnzimmers ein, saß, die Füße unter sich gezogen, auf dem Sofa und wurde von der Folge flimmernder farbiger Bilder und den merkwürdig näselnd synchronisierten Stimmen auf Kanal vier hypnotisiert, in dem ein unverständlicher, surrealistischer spanischer Film lief. Daß der Plot, von Traumsequenzen unterbrochen, ohne Zusammenhang schien, machte ihr kaum etwas aus. Das meiste zog ungehört an ihrem Ohr vorbei. Hier saß sie, in einem fremden Zuhause, auf einem Sofa, das ihr ebensowenig gehörte wie der Fernsehapparat. Und das nur, weil sie mit Mitte Dreißig nichts eigenes besaß, außer einem alternden Wagen und ein paar Koffern mit Kleidern. Richtig, eine Kiste mit Haushaltsgeräten und Bettwäsche hatte sie auch noch, irgendwo zwischen Osteuropa und den Kanalhäfen; eine Kiste, die sie, wenn sie endlich ankam, nicht öffnen würde, weil sie hier ohnehin alles hatte; und sollte sie die Kiste eines Tages öffnen, würde sie sich fragen, warum in aller Welt sie sich die Mühe gemacht hatte, das ganze Zeug per Schiff nach Hause zu schicken. Aber sie wußte, warum sie sich diese Mühe gemacht hatte. Sie hatte es nach Hause geschickt, um sich zu beweisen, daß sie ein Zuhause hatte. Sie trug es wie eine Schnecke oder eine Schildkröte auf dem Rücken. Eine Kiste per Schiff nach Hause zu schicken, auch wenn sie nichts anderes enthielt als Kram, demonstrierte, daß ihr Leben Substanz hatte. Sie lächerlicherweise auch noch zu versichern, betonte diese Tatsache zusätzlich. Aber wenn alles irgendwo auf der Autobahn vom Laster fiele, würde es ihr überhaupt nichts ausmachen. Doch schließlich hatte sie es so gewollt, so und nicht anders, oder? Als sie England verlassen hatte (aus England floh, war wohl

Weitere Kostenlose Bücher