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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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nicht.« Markby fand Mrs. Brissett stocksteif in der Mitte der Küche sitzend, die Bommelmütze wie eine Krone fest auf dem Kopf, die Hände im Schoß gefaltet. Sie hatte die Schürze abgenommen, jedoch die pinkfarbenen Hausschuhe nicht ausgezogen.
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, Mrs. Brissett«, sagte Markby und setzte sich an den Tisch.
    »Wir freuen uns wirklich sehr, helfen zu können«, sagte Mrs. Brissett, und fügte – den Pluralis majestatis abschwächend – erklärend hinzu:
    »Fred und ich. Fred hat alles mögliche für Miss Needham getan, hat Sachen repariert, Regale angebracht, Malerarbeiten erledigt … Fred hatte von Miss Needham immer eine sehr hohe Meinung. Er wird alles bestätigen, was ich sage. Unsere ganze Familie hatte Miss Needham sehr gern. Sie war so gut zu unserer Dawn, als die ihre Schwierigkeiten hatte.« Mrs. Brissett machte eine Pause, um Atem zu holen.
    »Was wollen Sie wissen? Wenn es wegen dieser Pillen ist, dann kann ich Ihnen nur sagen, was ich schon Miss Mitchell erklärt hab. Die arme Miss Needham hat nie welche genommen.«
    »Ich fürchte, sie hat es doch getan«, sagte Markby sanft.
    »Aber wir sind auch der Meinung, daß es nicht zu ihrem Charakter paßt, und wir würden gern wissen, woher sie kamen und wie sie dazu kam, sie zu nehmen. Sie muß sie nämlich an diesem Morgen eingenommen haben. Soviel ich weiß, sind Sie nach dem Frühstück ins Cottage gekommen, um aufzuräumen, ja?«
    »Das ist richtig.« Der Bommel auf ihrer Mütze bebte heftig. Gleich fällt sie runter, dachte Markby abgelenkt. Markby blieb bei seinem Thema.
    »Erinnern Sie sich vielleicht, ein Medizinfläschchen oder eine Pillenpackung oder eine Tüte mit dem Aufdruck einer Apotheke gesehen oder weggeworfen zu haben?«
    »Nein, nichts dergleichen, und mir wäre es aufgefallen, denn so was hat’s im Cottage nie gegeben. Sie hatte mir gesagt, ich soll am zweiten Weihnachtstag nicht kommen«, fuhr Mrs. Brissett fort.
    »Aber ich sagte ihr, ich komme trotzdem, nur für eine Stunde, um ein bißchen was wegzuräumen, das Frühstücksgeschirr zu spülen, solche Dinge eben.«
    »Ach ja, das Frühstücksgeschirr – «, sagte Markby vor sich hin. Mrs. Brissett warf ihm einen argwöhnischen Blick zu und nahm eine noch steifere Haltung ein.
    »Viel Geschirr?«
    »Nicht besonders.«
    »Für wie viele Leute?« Mrs. Brissett preßte die Lippen zusammen.
    »Mrs. Brissett«, sagte Markby,
    »ich stecke meine Nase nicht aus Neugier in Miss Needhams Angelegenheiten. Jemand hat diese Pillen ins Haus gebracht, und wenn sie, sagen wir, in einer Schachtel waren, hat er oder sie die restlichen wieder mitgenommen. Jemand hat sie Miss Needham gegeben. Ich möchte wissen, wie. Hatte sie darum gebeten und sie freiwillig eingenommen – oder was?« Mrs. Brissett schloß und öffnete nervös die Hände.
    »Ich will’s Ihnen sagen, Sir. Es hat mir Kummer gemacht. Konnte deshalb nicht schlafen. Fred wird es Ihnen bestätigen. Fragen Sie Fred, ich hab zu ihm gesagt, sie selber hatte nie solche Pillen. Ich weiß es. Ich hätte sie gesehen. Hab aber nie keine einzige nicht gesehen. Jemand muß sie ihr gegeben haben, hab ich gesagt. Und Mr. Markby« – ernst beugte Mrs. Brissett sich vor –,
    »wer’s auch getan hat, er hat es heimlich getan, hat es so getan, daß sie nichts gemerkt hat, weil wenn sie gewußt hätte, was das für Zeug ist, hätte sie es nie genommen, nicht Miss Needham!« Volltreffer, jubelte Markby innerlich.
    »Mrs. Brissett, erzählen Sie mir jetzt von dem Frühstücksgeschirr?«
    »Es war für zwei«, sagte Mrs. Brissett.
    »Ich sag Ihnen ganz ehrlich, ich weiß nicht, wer er war. Aber es war nicht das erste Mal, daß ich für zwei abgespült oder das Bett gemacht hab …« Mrs. Brissett hob die Hand vor den Mund und hüstelte diskret.
    »Wenn es benutzt worden war, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Durchaus.«
    »Sie hatte mehrere Freunde. Miss Needham war sehr beliebt.« Könnte ich drauf wetten, dachte Markbys Alter ego nicht sehr galant.
    »Aber an diesem Morgen – obwohl von allem zwei Stück da waren, Tassen, Teller und das – das Bett … Ich glaub nicht, daß er dort geschlafen hat. Doch sicher konnte ich natürlich nicht sein. Es waren keine Haare vom Rasieren im Waschbecken und nur ein Kissenstapel im Bett.«
    »Sie denken also, er ist zum Frühstück vorbeigekommen und dann wieder gegangen?«
    »So ist es«, sagte Mrs. Brissett.
    »Ist doch nichts dabei.« Sie unterbrach sich.
    »Oder vielleicht

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