Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
sie froh war, Gesellschaft zu haben. Allmählich wurde ihr bewußt, wie einsam es in Pook’s Common war. Die Haynes waren nicht wieder erschienen. Die Leute, denen die Autowerkstatt und das Cottage mit dem Wunschbrunnen gehörten, ließen sich auch nicht sehen. Vielleicht waren sie über Neujahr verreist. Harriet war tot und Meredith, wie sie sich fast entsetzt klarmachte, derzeit die einzige Bewohnerin von Pook’s Common. Außer sie zählte Tom Fearon dazu.
»Es macht mir keine Mühe«, sagte Mrs. Brissett energisch.
»Hat keinen Sinn, die Arbeit liegenzulassen, denn dann habe ich, wenn ich das nächste Mal komme, doppelt soviel zu tun. Das habe ich auch der armen Miss Needham gesagt. ›Machen Sie sich nicht die Mühe, am zweiten Weihnachtsfeiertag zu kommen‹, hat sie gemeint. ›Nur keine Angst‹, sag ich, ›ich komme.‹ Und ich war da – und hab sie zum letztenmal gesehen, kurz bevor sie ging …« Mrs. Brissett schniefte und stellte mit überflüssigem Kraftaufwand eine Einkaufstüte auf einen Küchenstuhl.
»Ich versuche ja, das Haus sauberzuhalten«, sagte Meredith demütig.
»Ja, meine Liebe, das weiß ich. Aber aufräumen und richtig putzen, das ist nicht dasselbe. Bei weitem nicht.« Mrs. Brissett hängte ihren Mantel auf, zog die Stiefel aus und holte aus ihrer Tüte ein Paar pinkfarbene Hausschuhe mit Nylonpelz. Abgeknickt wie ein Taschenmesser und vor Anstrengung keuchend, zog sie sie an.
»Unsere Dawn hat sie mir zu Weihnachten geschenkt.« Sie setzte sich auf und streckte ein strammes Bein in Kreppstrümpfen und pinkfarbenem Hausschuh zur Begutachtung aus.
»Hübsche Farbe, nicht wahr? Ich liebe Pink.« Sie ließ den Fuß sinken.
»Unsere Dawn hat sich schrecklich aufgeregt, als sie das von der armen Miß Needham erfuhr. So. Die Arbeit wartet nicht. So strickst du dem Baby kein neues Mützchen, wie meine alte Mum immer sagte.« Sie stand auf. Die Bommelmütze, die fest mit ihrem Kopf verbunden schien, hatte sie nicht abgenommen und band sich als nächstes eine Schürze um.
»Sie sind mit dem Frühstück fertig, oder?«
»Ja, ich wollte eben abräumen.« Und mich selbst auch wegräumen, dachte Meredith, das hat sie gemeint. Soll ihr nicht vor den Füßen rumlaufen.
»Lassen Sie nur, das mach ich schon, Miss Mitchell.«
»Mrs. Brissett«, sagte Meredith vorsichtig.
»Wegen Miss Needham. Als Sie mir versprachen, heute morgen zu kommen, hab ich das Inspektor Markby gegenüber erwähnt. Er möchte gern mit Ihnen sprechen und kommt später herüber. Hätten Sie etwas dagegen?«
»Ich klatsche nicht«, sagte Mrs. Brissett heftig.
»Und schon gar nicht über die arme Miss Needham, die steif und kalt daliegt.«
»Das ist kein Klatsch, Mrs. Brissett. Inspektor Markby versucht nur festzustellen, wie Miss Needham gestorben ist. Sie wollen doch helfen, oder?«
»Es macht mir nichts aus, mit Mr. Markby zu reden«, sagte Mrs. Brissett großmütig.
»Er ist ein Gentleman. Was man nicht von jedem Polizisten sagen kann. Mit einem anderen würde ich ganz bestimmt nicht reden. Als unsere Dawn ihre Schwierigkeiten hatte und der Kerl, mit dem sie verheiratet war, ins Haus eingebrochen ist – das war, bevor er sie ganz sitzengelassen hat –, da ist Fred zur Polizei gegangen und hat es gemeldet. ›Häuslicher Zwischenfall‹, haben sie gesagt, sind auf ihren vier Buchstaben sitzen geblieben und haben nichts getan. Damals habe ich mein Vertrauen zur Polizei verloren. Aber Mr. Markby ist anders, und er darf mich fragen, was er will. Doch ich weiß, wie Miss Needham gestorben ist. Der schlechte Kerl ist dran schuld, der ihr Pferd erschreckt hat.«
»Es geht noch immer um die Drogen, die Tranquilizer, Mrs. Brissett.«
»Sie hat nie welche genommen! Hat nie irgendwelche Pillen genommen!« platzte Mrs. Brissett heraus.
»Das hab ich Ihnen schon gesagt. Das hab ich allen gesagt. Und ich sag’s auch noch Mr. Markby, wenn es das ist, was er hören will.« Markby kam kurz vor elf vorgefahren. Meredith ging ihm entgegen und sagte leise:
»Ich bin eben dabei, Kaffee zu machen, und Mrs. Brissett ist darauf vorbereitet, mit Ihnen zu reden. Aber Sie werden sie nicht aufregen, nicht wahr? Sie hatte Harriet sehr gern. Sie wird nicht wollen …« Meredith unterbrach sich.
»Sie wird Ihnen nichts erzählen wollen, was ihrer Ansicht nach ein schlechtes Licht auf Harriet werfen könnte. Und sie hat da so ihre eigenen Vorstellungen.«
»Wird nicht über Männer sprechen wollen, meinen Sie?«
»Wahrscheinlich
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