Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
doch, Ihrer Meinung nach?«
»Das wissen wir nicht. Hatte Miss Needham die Gewohnheit, bevor sie zur Jagd ritt, ein – nun, sagen wir – ein Glas zu trinken, um sich warm zu halten?«
»Ja«, sagte Mrs. Brissett schlicht.
»Hat sie immer gemacht, bevor sie fortging – egal, wohin. Sie war eine echte Lady und konnte mit Alkohol umgehen. Ist nie getaumelt oder gefallen oder sonst was.« Markby blickte verzweifelt aus dem Fenster. Als er wieder sprechen konnte, sagte er:
»Ich danke Ihnen, Mrs. Brissett. Sie haben uns sehr geholfen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie über den Inhalt unseres Gesprächs mit niemandem reden würden – außer mit Mr. Brissett natürlich.«
»Wir können schweigen, Sir«, sagte Mrs. Brissett würdevoll.
»Ich und Fred.«
»Das ist recht. Oh – nur aus reinem Interesse, was haben Miss Needham und ihr Gast gefrühstückt? Eier mit Speck?«
»Nein – Miss Needham war eine wunderbare Köchin. Sie hat einen von diesen Cordel-blue-Kursen mitgemacht, und dort haben sie ganz ausgefallene Sachen gekocht. Sie hatten dieses Fischzeug – Reis mit Fisch und harten Eiern – Kedgeree heißt es, glaub ich.« »Kedgeree« , sagte Markby und blätterte in dem Kochbuch, das Meredith in der Küche gefunden hatte.
»Schauen wir mal. O hurra, hurra! Gekochter Reis, getrockneter gekochter Schellfisch, gekochte Eier, aufgeschnitten, Salz, Pfeffer, Cayenne, alles zu einem Kuddelmuddel zusammengerührt und siedendheiß serviert. Ich muß Paul fragen, aber wenn da jemand ein Dutzend winzige Tranquilizer hineingemixt hat, als sie ihm den Rücken kehrte, hätte sie das nie gemerkt und sie mit allem übrigen gegessen.«
»Und das ist Ihrer Ansicht nach passiert?« fragte Meredith sachlich. Er klappte das Buch zu und schnitt eine Grimasse.
»Ich weiß es nicht. Ich habe keinen Beweis. Aber er könnte es so gemacht haben. Eines haben wir ja so ganz nebenbei erfahren, Mrs. Brissett hat uns bestätigt, was uns Jack Pringle, der Harriets Arzt war, gesagt hat. Er konnte Harriet kaum behandeln, weil sie sich strikt weigerte, Medikamente einzunehmen. Er hat ihr keine Tranquilizer verschrieben, und das wird er bei der gerichtlichen Untersuchung auch sehr nachdrücklich erklären. Eines müssen wir unbedingt herausfinden – wer war dieses Phantom, ihr Frühstücksgast?«
»Wenn wir ihn finden«, wandte Meredith ein,
»könnte er sagen, sie habe ihn um die Pillen gebeten und sie freiwillig mit einem Glas Wasser geschluckt.«
»Das ist möglich. Aber wo ist er? Warum hat er sich nicht gemeldet?«
»Angst vor einem Skandal. Vielleicht ist er verheiratet.«
»Sie sind sicher, daß derjenige, der am Abend vorher bei ihr war – der Mann, der sie geküßt hat und den Sie als Silhouette auf der Jalousie sahen –, Sie sind absolut sicher, daß er ging?«
»Ich habe einen Wagen wegfahren gehört. Vielleicht ist er später zurückgekommen, als ich schon schlief. Am Morgen war kein Wagen da, doch ich bin spät aufgestanden. Ebensogut kann er sehr früh weggefahren sein, und ich habe ihn verpaßt. Das ist möglich.«
»Oder er war zu Fuß da – «, sagte Markby vor sich hin. Meredith wand sich voller Unbehagen.
»Tom Fearon?«
»Warum Tom?« Er sah sie scharf an.
»Er wohnt nur ein Stück weiter unten an der Straße. Am Montag hatten sie in den Stallungen eine Auseinandersetzung, aber viel hab ich nicht davon gehört.« Sie wiederholte, was sie aufgeschnappt hatte.
»Sie sagte ihm, er könne zu ihr kommen, wenn er sich beruhigt habe.«
»Nun, ich werde mit ihm sprechen. Aber sie hätte ihn sowieso gesehen, als sie am zweiten Weihnachtstag ihr Pferd zur Jagd abholte.« Er runzelte die Stirn.
»Kein Mensch reitet heutzutage noch zu einem Jagdtreffen. Sie haben alle Pferdetransporter und bringen die Tiere mit dem Wagen hin. Was hatte Harriet vor?«
»Tom hat einen Transporter, einen kleinen, für zwei Pferde.«
»Hm …« Markby legte das Kochbuch weg.
»Ich werde mir Tom vornehmen, heute oder morgen.«
»Ich habe nicht behauptet, daß es Tom war«, sagte Meredith hastig.
»Nur daß sie sich gut kannten und ein bißchen gestritten haben.«
»Was für ihn kein Grund wäre, ihr Tranquilizer in den Frühstücksreis zu mixen. Das ist nicht Toms Stil. Tom packt immer den sprichwörtlichen Stier bei den Hörnern. Wir haben es mit einer vorsätzlichen Handlung zu tun. Jemand hat die Pillen mitgebracht, hat auf seine Gelegenheit gewartet. Aber warum? Und was wollte er damit erreichen?«
»Er wußte, daß sie zur
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