Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
ihr verabredet.«
»Das habe ich nicht. Ich denke nur, daß sie hier sein wird. Ich wollte sie anrufen – nein! Man erwartet sie erst Ende der Woche!« Die letzten Worte waren ein Schrei, denn Lauras Augen waren zum Telefon gewandert, und sie hatte den Mund geöffnet. Unter der Zeitung gurgelte es, und das oberste Blatt zuckte. »Ich denke nur«, fuhr Markby hastig fort, »ich sollte fragen, was Meredith Weihnachten macht. Sie hat hier keine Familie und wird vielleicht allein sein, daher habe ich mir gedacht, ich sollte …«
»Absolut kein Problem, Alan. Bring sie mit.«
»Hierher?« Das Herz wurde ihm schwer, und er sah seine Schwester trübsinnig an.
»Um Himmels willen! So schlimm kann es doch nicht sein! Paul ist ein professioneller Kochbuchautor, und sein Essen ist unter Garantie genießbar, was man von meinem nicht behaupten kann. Familienweihnachten – Meredith wird begeistert sein.«
»Es ist nur, daß ich – vielleicht hat sie andere Pläne.«
»Wie denn? Nein, bring sie mit. Ich bestehe darauf.« Er sah sie unglücklich an. »Ich weiß kaum, wie ich sie fragen soll, Laura. Sie ist doch nur eine – eine flüchtige Bekannte. Um ehrlich zu sein – ich hätte sie wirklich nicht eine Freundin nennen dürfen. Wir haben uns sehr lange nicht gesehen, und inzwischen ist schon viel Wasser die Themse hinuntergeflossen. Sie könnte mich für aufdringlich halten. Vielleicht hat sie keine Lust zu kommen, weiß aber nicht, wie sie ablehnen soll.« Er unterbrach sich. »Es wäre, offen gesagt, ein bißchen peinlich für sie und mich. Vielleicht will sie mich gar nicht mehr oft treffen. Warum sollte sie auch? Wirklich, jemanden zu einer Familienfeier einzuladen – es könnte so aussehen, als versuchten wir, sie irgendwie in Beschlag zu nehmen. Was ich nicht beabsichtige«, schloß er hastig.
»Also wirklich, Alan«, antwortete Laura heftig, »noch nie hat jemand wegen nichts und wieder nichts ein solches Getue gemacht. Du bist inkonsequent. Es ist eine einfache Einladung. Du hast selbst gesagt, du müßtest dich darum kümmern, ob sie Weihnachten etwas vorhat. Wenn sie nichts vorhat, aber gern etwas vorhätte, wird sie sich über die Einladung freuen. Wenn sie dich wirklich nicht sehen will, wird sie ablehnen. Ich bin sicher«, sagte Laura bissig, »daß sie durchaus imstande ist zu sagen, was sie will.«
»Ja«, sagte er niedergeschlagen.
Die Zeitung hob sich und raschelte wieder, heftiger diesmal. Mit vom Schlaf getrübten Augen tauchte Pauls Kopf auf. »Wie spät isses? Fußball … Fernseher … Tasse Tee …«
»Dir wird ein Weihnachtsfest in der Familie gefallen«, fällte Laura ihr endgültiges Urteil. Sie drückte auf den Knopf der Fernbedienung, und der Fernsehschirm begann zu flackern. »Wir werden uns gemeinsam Der Zauberer von Oz ansehen und Spiele spielen. Wir werden Charaden aufführen, Matthew und Emma sind dieses Jahr schon groß genug, um mitzumachen. Wir werden ein richtiges Feuer machen und auf dem Kamingitter Kastanien braten, vorausgesetzt, ihr geht auf den Hof, Paul und du, und spaltet viele Scheite. Es wird ein Riesenspaß.«
Abends, als Meredith beim Geschirrspülen war – sie hatte sich ein Abendessen aus Eiern mit Speck zubereitet –, klingelte das Telefon. Die Stimme am anderen Ende der Leitung kam nicht überraschend, aber sie brauchte Zeit, um sich zu fassen, bevor sie antwortete.
»Ja, ja, ich habe eine gute Reise gehabt, vielen Dank … Nun, ich bin ein bißchen müde. Es war eine lange Fahrt.«
Seine Stimme klang zurückhaltend. Er fragte, ob sie Lust hatte, am nächsten Abend mit ihm essen zu gehen. Er fragte es beiläufig, als wolle er andeuten, daß es ihm nichts ausmache, wenn sie es nicht schaffte, konnte aber nicht verbergen, daß er hoffte, sie würde kommen.
Seine offensichtliche Nervosität stärkte ihre Selbstsicherheit. Jetzt beherrschte sie die Situation wieder, wie gewohnt. »In ein Pub?« sagte sie fröhlich. »Nein, ich habe nichts dagegen, in einem Pub zu essen. Sie holen mich um sieben Uhr ab? Ja, ich freu mich auch, Sie zu sehen. Oh, und Alan!« Sie hob den Hörer wieder, den sie schon auflegen wollte. »Danke für die Karte.«
Der Hörer glitt mit einem leisen Klicken zurück auf die Gabel. Meredith strahlte und beglückwünschte sich selbst. Das war nicht schwierig gewesen, nicht wahr? Sie war freundlich gewesen, ungezwungen, nicht schwärmerisch, hatte nicht aufgeregt geplappert oder gekichert. Er war ein reifer Mann und wollte daher eine entsprechend
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