Fuchsjagd
Frieden und die Freiheit der Menschen –
Ihre
spiegeln immer nur das Bemühen eines Einzelnen, über einen anderen zu siegen.«
Mark fühlte sich zu mildem Protest gedrängt. »Zählt denn der Einzelne nichts in Ihrer Philosophie? Wenn nur die Menge zählte, hätte niemals eine Hand voll Suffragetten das Stimmrecht der Frauen durchsetzen können – und Sie wären heute nicht beim Militär, Captain Smith.«
Sie schien belustigt »Da haben Sie für diesen besonderen Fall nicht gerade die beste Analogie gewählt. Wer hat hier den Vorrang? Die Frau, die Sie vertreten, oder die Tochter, die von ihr im Stich gelassen wurde?«
»Sie natürlich.«
»Danke.« Nancy rückte in ihrem Sessel nach vorn. »Sie können Ihrer Mandantin mitteilen, dass ich gesund und glücklich bin, dass ich es nicht bedauere, adoptiert worden zu sein, und dass die Smiths die einzigen Eltern sind, die ich anerkenne und zu haben wünsche. Wenn das hartherzig klingt, tut es mir Leid, aber es ist auf jeden Fall
ehrlich
.«
Mark rutschte zur Kante seines Sessels, um sie zum Sitzenbleiben zu veranlassen. »Ich bin nicht von Elizabeth beauftragt, Captain Smith, sondern von Ihrem Großvater, Colonel James Lockyer-Fox. Er dachte, Sie wären eher bereit, sich zu melden, wenn Sie glaubten, Ihre Mutter suchte nach Ihnen –« er hielt einen Moment inne –»aber Ihren Worten entnehme ich, dass diese Vermutung falsch war.«
Sie ließ ein, zwei Sekunden verstreichen, ehe sie antwortete. Ihr Gesicht verriet, wie das ihres Großvaters, keine Regung. Erst als sie zu sprechen begann, wurde die Verachtung offenkundig. »Mein Gott! Sie sind wirklich mit allen Wasser gewaschen, Mr. Ankerton. Angenommen, ich
hätte
mich gemeldet, angenommen, ich wäre ganz versessen darauf gewesen, meine leibliche Mutter ausfindig zu machen – wann wollten Sie mir dann eröffnen, dass ich allenfalls einen Colonel kennen lernen könnte, der reif fürs Altersheim ist?«
»Es war immer beabsichtigt, Sie mit Ihrer Mutter bekannt zu machen.«
Ihr Ton war sarkastisch. »Haben Sie es für nötig gehalten, Elizabeth davon zu informieren?«
Mark wusste, dass er seine Sache schlecht machte, aber er wusste nicht, wie er die Situation retten sollte, ohne sich noch tiefer hineinzureiten. Er lenkte das Augenmerk wieder auf ihren Großvater. »James ist über achtzig Jahre alt, gewiss, aber er ist absolut fit«, sagte er, »und ich bin überzeugt, dass Sie beide glänzend miteinander zurechtkommen würden. Er sieht den Leuten ins Auge, wenn er mit ihnen spricht, und für Narren hat er nichts übrig – ganz ähnlich wie Sie. Ich bitte vielmals um Verzeihung, wenn mein Vorgehen –« er suchte nach einem Wort –»
plump
war, aber James war nicht überzeugt davon, dass ein Großvater eine Mutter an Anziehungskraft übertreffen könnte.«
»Zu Recht.«
Die Worte hätten aus dem Mund des Colonel kommen können. Ein kurzes, verächtliches Blaffen, das dem anderen allen Wind aus den Segeln nahm. Mark hätte es lieber mit der habgierigen kleinen Erbschleicherin zu tun gehabt, vor der er gewarnt hatte. Mit Geldforderungen hätte er fertig werden können. Diese totale Geringschätzung der Verbindung zu den Lockyer-Fox' brachte ihn völlig aus dem Konzept. Gleich würde sie ihn fragen, warum ihr Großvater sie sehen wolle. Und darauf durfte er keine Antwort geben.
»Sie entstammen einer sehr alten Familie, Captain«, sagte er. »Die Lockyer-Fox' sitzen schon seit fünf Generationen in Dorset.«
»Und die Smiths sind seit zwei Jahrhunderten in Herefordshire«, versetzte sie schnippisch. »Wir bewirtschaften dieses Land seit 1799 ohne Unterbrechung. Wenn mein Vater sich in den Ruhestand zurückzieht, bin ich an der Reihe. Sie haben also völlig Recht, ja, ich stamme aus einer sehr alten Familie.«
»Der größte Teil des Grundbesitzes der Familie Lockyer-Fox ist verpachtet. Es ist ein sehr großer Besitz.«
Sie fixierte ihn mit zornigem Blick. »Meinem Urgroßvater gehörte Lower Croft und seinem Bruder gehörte Coomb. Mein Großvater erbte beide Besitze und machte einen daraus. Mein Vater bewirtschaftet seit dreißig Jahren das ganze Tal. Wenn ich heirate und Kinder bekomme, wird nach mir der ganze Besitz den Enkeln meines Vaters gehören. Da ich beides fest vorhabe
und
beabsichtige, meinen Kindern den Namen Smith mitzugeben, bestehen gute Aussichten, dass diese Äcker weitere zwei Jahrhunderte hindurch von Smiths bewirtschaftet werden. Muss ich noch mehr sagen, um Ihnen meine Position klar zu
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