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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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machen?«
    Er seufzte resigniert. »Sind Sie denn gar nicht neugierig?«
    »Überhaupt nicht, nein.«
    »Darf ich fragen, wie das kommt?«
    »Warum etwas in Ordnung bringen, was nie in Unordnung war?« Sie wartete auf eine Antwort, und als keine kam, fuhr sie fort: »Ich kann mich irren, Mr. Ankerton, aber ich habe den Eindruck, in Ordnung zu bringen ist hier nur das Leben Ihres Mandanten… und so auf Anhieb fällt mir nicht ein einziger Grund ein, weshalb mir diese Aufgabe aufgebürdet werden sollte.«
    Er fragte sich, durch welche seiner Äußerungen er ihr eine so zutreffende Schlussfolgerung erlaubt hatte. Vielleicht hatte seine Hartnäckigkeit auf Verzweiflung schließen lassen. »Er möchte Sie lediglich kennen lernen. Vor ihrem Tod hat seine Frau ihn wiederholt gebeten, Nachforschungen nach Ihnen anzustellen. Ich vermute, er hält es für seine Pflicht, ihren Wünschen nachzukommen. Können Sie das respektieren?«
    »Hatten sie Anteil an der Entscheidung, mich adoptieren zu lassen?«
    Er nickte.
    »Dann richten Sie Ihrem Mandanten bitte aus, dass es eine absolut gute Entscheidung war und er nichts zu bereuen hat.«
    Mark schüttelte verwirrt den Kopf. Wendungen wie »unverarbeiteter Groll« und »Angst vor Zurückweisung« lagen ihm auf der Zunge, aber er war klug genug, sie nicht auszusprechen. Selbst wenn die Entscheidung ihrer Familie, sie zur Adoption freizugeben, einen immer noch schwelenden Groll hinterlassen hatte – was er bezweifelte –, würde solches Psychogeschwafel sie nur noch mehr verärgern. »Und wenn ich Ihnen noch einmal versicherte, dass Sie dem Colonel einen großen Gefallen täten, wenn Sie sich mit ihm träfen? Könnte das Sie umstimmen?«
    »Nein.« Sie sah ihn einen Moment lang schweigend an, dann hob sie wie bedauernd eine Hand. »Es tut mir Leid, ich habe Sie offensichtlich enttäuscht. Sie werden meine Weigerung vielleicht besser verstehen, wenn wir hinausgehen und ich Sie mit Tom Figgis bekannt mache. Er ist ein wirklich netter alter Mann, der seit vielen Jahren bei meinem Vater arbeitet.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Tom kennt sich in der Geschichte von Coomb Valley besser aus als jeder andere. So ein Erbe ist etwas Besonderes. Es würde Sie und Ihren Mandanten vielleicht interessieren, ein bisschen was darüber zu hören.«
    Ihm fiel auf, dass sie das Wort »Mandant« jedes Mal mit leichtem Nachdruck versah, als wollte sie sich so von den Lockyer-Fox' distanzieren. »Das ist nicht nötig, Captain Smith. Sie haben mich bereits davon überzeugt, dass Sie sich diesem Land hier tief verbunden fühlen.«
    Sie sprach weiter, als hätte sie seine Bemerkung nicht gehört. »Vor zweitausend Jahren war hier eine römische Ansiedlung. Tom weiß ungemein viel darüber. Er neigt ein wenig zur Weitschweifigkeit, aber er gibt sein Wissen immer gern weiter.«
    Er lehnte höflich ab. »Danke, aber die Fahrt nach London ist weit, und in der Kanzlei wartet noch eine Menge Arbeit auf mich.«
    Sie antwortete mit einem teilnahmsvollen Blick. »Sie sind ein viel beschäftigter Mann – keine Zeit, untätig herumzustehen. Tom wird enttäuscht sein. Er zeigt gern, was er weiß, besonders den Londonern, die von Herefordshires uralten Traditionen keine Ahnung haben. Wir halten sie hier in Ehren. Sie sind unsere Verbindung zur Vergangenheit.«
    Er seufzte im Stillen. Glaubte sie im Ernst, er hätte nicht längst begriffen? »Tja, hm, bei allem guten Willen, Captain Smith, eine Unterhaltung mit einem Mann, den ich nicht kenne, über einen Ort, den ich nicht kenne, ist für mich im Augenblick nicht von höchster Priorität.«
    »Natürlich nicht«, stimmte sie kühl zu und stand auf. »Für mich übrigens auch nicht. Wir haben beide Wichtigeres zu tun, als fremden alten Männern zuzuhören, wenn sie in Erinnerungen an Menschen und Orte schwelgen, die uns nichts bedeuten. Wenn Sie Ihrem Mandanten meine Ablehnung in diesem Sinn erklären, wird er gewiss einsehen, dass sein Verlangen für mich eine unannehmbare Zumutung ist.«
    Er war da sehenden Auges hineingetappt. In seinem Lächeln lag eine gewisse Selbstironie. »Rein interessehalber«, sagte er und stand auf, »hätte es etwas geändert, wenn ich von Anfang an klar gesagt hätte, dass nicht Ihre Mutter, sondern Ihr Großvater Sie ausfindig machen wollte?«
    Nancy schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Das erleichtert mich. Dann habe wenigstens nicht ich alles vermasselt.«
    Sie lächelte, mit echter Wärme diesmal. »Ich

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