Fuchsjagd
habe? Prue lieferte eine oberflächliche Beschreibung, mit der man nichts anfangen konnte. Es sei nicht James Lockyer-Fox gewesen und auch nicht Mark Ankerton, versicherte sie immer wieder.
Die Polizistin fragte sie, wie sie überhaupt auf Colonel Lockyer-Fox und Mr. Ankerton komme, und wurde dafür mit wirrem Gestammel von Einbruch, Nötigung, Inzest, anonymen Anrufen, Tonbändern, Darth Vader, dem Mord an einem Hund und mit Beteuerungen von Prues Schuldlosigkeit überschwemmt. »Sie sollten mit Eleanor Bartlett reden«, insistierte Prue, als hätte die Polizei bei ihr angerufen und nicht umgekehrt. »
Sie
hat das alles angezettelt.«
Die Beamtin gab die Information an einen Kollegen weiter, der an den Ermittlungen über den Tod von Ailsa Lockyer-Fox beteiligt gewesen war. Vielleicht interessiere ihn das, sagte sie. Eine Mrs. Weldon habe da allerhand finstere Familiengeheimnisse bei den Lockyer-Fox' angedeutet.
Was Prue veranlasste, so freimütig zu sprechen, war reines Selbstmitleid. Ausgehungert nach ein wenig Zuwendung, öffnete sie sich der beruhigenden Stimme am Telefon und den beiden zuverlässig aussehenden Beamten, die so prompt eintrafen, um Haus und Hof nach einem Eindringling zu durchsuchen, mit so viel dankbarer Bereitwilligkeit, wie sie das unter Druck niemals getan hätte. Die Augen wurden ihr feucht, als einer der Constables ihr eine Tasse Tee in die Hand drückte und versicherte, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Der Eindringling, wer immer er auch gewesen sein mochte, habe sich aus dem Staub gemacht.
Als eine halbe Stunde später Sergeant Monroe erschien, überschlug sie sich fast vor Hilfsbereitschaft und erging sich in einem umständlichen Bericht der Ereignisse im Hause Lockyer-Fox. Sie berichtete von dem anonymen Anrufer mit der verstellten Stimme, von der »Ermordung« des Hundes Henry und erwähnte zum Schluss auch noch Marks Bemerkung über einen Einbruch im Herrenhaus.
Monroe runzelte die Stirn. »Wer ist dieser Anrufer? Wissen Sie das?«
»Nein, aber ich bin sicher, dass Eleanor Bartlett es weiß«, erklärte sie eifrig. »Ich dachte, die Informationen stammten von Elizabeth – so hat Eleanor es mir gegenüber immer dargestellt. Aber Mr. Ankerton sagte, Eleanor hätte einen Text gehabt, und ich glaube, er hat Recht. Wenn man den beiden zuhört – ihr und diesem Mann –, dann merkt man, wie viele Wiederholungen es da gibt.«
»Was genau wollen Sie damit sagen? Dass der Mann den Text geschrieben hat?«
»Ja, doch, ich denke schon.«
»Sie sagen also, dass Mrs. Bartlett sich mit diesem Mann zusammengetan hat, um Colonel Lockyer-Fox zu erpressen?«
So etwas war Prue nie in den Sinn gekommen. »O nein! Es ging darum, dem Colonel seine Schuld vor Augen zu halten, damit er endlich gesteht.«
»Was denn?«
»Den Mord an Ailsa.«
»Mrs. Lockyer-Fox ist eines natürlichen Todes gestorben.«
Prue machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, so hat das Untersuchungsgericht entschieden – aber geglaubt hat das niemand.«
Der Sergeant hielt es für das Klügste, diese undifferenzierte Behauptung zu übergehen. Er blätterte in seinen Notizen zurück. »Und Sie sind der Ansicht, der Colonel habe seine Frau getötet, weil diese am Tag vor ihrem Tod von ihrer Tochter erfahren habe, das Kind sei von ihm? Wissen Sie denn mit Sicherheit, dass Mrs. Lockyer-Fox ihre Tochter an dem fraglichen Tag überhaupt gesprochen hat?«
»Sie war in London.«
»London ist groß, Mrs. Weldon. Unseren Ermittlungen zufolge nahm sie an einer Ausschusssitzung einer der wohltätigen Einrichtungen teil, die sie unterstützte. Ferner sagten sowohl Elizabeth als auch Leo Lockyer-Fox aus, sie hätten ihre Mutter seit sechs Monaten nicht mehr gesehen. Das ist mit dem, was Sie unterstellen, nicht zu vereinbaren.«
»Ich unterstelle gar nichts«, korrigierte sie. »Und habe es auch nie getan. Ich habe bei meinen Anrufen nie was gesagt.«
Monroes Stirnrunzeln vertiefte sich. »Aber Sie wussten, dass Ihre Freundin nicht vor diesen Unterstellungen zurückschreckte – wer hat ihr denn den Bären von dem Zusammentreffen von Mutter und Tochter aufgebunden?«
»Das kann nur Elizabeth gewesen sein«, antwortete Prue mit Unbehagen.
»Weshalb sollte sie das tun, uns aber erzählen, sie habe ihre Mutter seit sechs Monaten nicht mehr gesehen?«
»Das weiß ich doch nicht.« Sie kaute nervös auf der Unterlippe. »Ich höre zum ersten Mal, dass Sie überhaupt von Ailsas Besuch in London wussten. Eleanor hat immer behauptet,
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