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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Mark war erleichtert. Das Schweigen zwischen ihnen war drückend geworden, und ihm war jede Unterbrechung recht, auch wenn sie etwas Unangenehmes bringen sollte.
    »Dick Weldon?«, meinte er.
    Der Colonel schüttelte den Kopf. »Er weiß, dass dieser Eingang nie benützt wird. Er wäre hinten herum gekommen.«
    »Soll ich hingehen?«
    Der Colonel antwortete mit einem Schulterzucken. »Wozu? Es waren wahrscheinlich doch nur die Woodgate-Kinder, die mich ärgern wollen. Ich habe sie anfangs immer ausgeschimpft, jetzt mache ich mir gar nicht mehr die Mühe. Irgendwann werden sie keine Lust mehr haben.«
    »Wie oft kommt das vor?«
    »Vier-, fünfmal die Woche. Es ist ausgesprochen langweilig.«
    Mark stand auf. »Dann lassen Sie mich dagegen wenigstens etwas unternehmen«, sagte er, zu dem Thema zurückkehrend, das dieses lange Schweigen hervorgerufen hatte. »Ich kann leicht eine einstweilige Verfügung erwirken, mit der den Kindern verboten wird, sich Ihrem Tor auf weniger als fünfzig Meter zu nähern. Wir werden die Eltern verantwortlich machen – ihnen mit einer Gefängnisstrafe drohen, falls die Belästigung durch die Kinder nicht aufhört.«
    James lächelte schwach. »Glauben Sie denn, ich möchte auch noch als Faschist beschuldigt werden? Ich habe weiß Gott Probleme genug.«
    »Das hat mit Faschismus überhaupt nichts zu tun. Vor dem Gesetz sind Eltern für ihre minderjährigen Kinder haftbar.«
    James schüttelte den Kopf. »Dann darf ich gar nichts sagen. Leo und Elizabeth haben sich viel schlimmere Dinge geleistet als von den Woodgate-Kindern je zu erwarten sind. Ich werde mich nicht hinter einem Blatt Papier verstecken, Mark.«
    »Von Verstecken kann keine Rede sein. Sie sollten es als Waffe sehen.«
    »Das kann ich nicht. Weißes Papier. Weiße Fahnen. Das riecht nach Kapitulation.« Er schwenkte den Arm in Richtung zum Vestibül. »Gehen Sie, und stauchen Sie sie richtig zusammen. Sie sind alle unter zwölf«, sagte er mit einem kleinen Lächeln, »aber Ihnen wird es gut tun, sie mit eingekniffenen Schwänzen davonlaufen zu sehen. Ich habe festgestellt, dass Befriedigung nicht vom Format des Gegners abhängt, sondern davon, ihn in die Flucht geschlagen zu haben.«
    Das Kinn auf die gegiebelten Hände gestützt, lauschte er den Schritten Marks nach, der über den alten Steinboden des Vestibüls ging. Er hörte, wie die Riegel geöffnet wurden, und vernahm Stimmen, als plötzlich die tiefe Niedergeschlagenheit, dieser Tage seine ständige Begleiterin, ihn wieder befiel und ihm peinliche Tränen in die Augen trieb. Er neigte den Kopf nach hinten an die Lehne des Sessels und blickte zur Zimmerdecke hinauf, um die Tränen zum Rückzug zu bewegen. Nicht jetzt, sagte er sich verzweifelt. Nicht vor Mark, der eigens die weite Fahrt hierher auf sich genommen hatte, um ihm über sein erstes Weihnachtsfest ohne Ailsa zu helfen.

8
    Wolfie lag unter einer Decke zusammengerollt in einem Winkel des Busses und hielt einen Fuchsschwanz an seinen Mund gedrückt, der so weich war wie ein Teddybärfell. Verstohlen lutschte er dahinter an seinem Daumen. Er war so hungrig. Immer träumte er von Essen. Fox übersah ihn einfach, seit seine Mutter und sein kleiner Bruder verschwunden waren. Das war lange her – Wochen vielleicht –, und Wolfie wusste immer noch nicht, wo sie waren und warum sie fortgegangen waren. Manchmal mahnten ihn die Nachwehen eines furchtbaren Entsetzens in den Tiefen seines Bewusstseins, dass er es sehr wohl wusste. Aber er verdrängte es. Er glaubte, dass es etwas damit zu tun hatte, dass Fox seine Dreadlocks abrasiert hatte.
    Tagelang hatte er geweint und Fox angefleht, ihn auch gehen zu lassen, bis Fox ihm mit dem Rasiermesser gedroht hatte. Seither versteckte er sich unter der Decke und hielt den Mund und schmiedete insgeheim Fluchtpläne. Bis jetzt hatte er den Mut noch nicht gefunden – seine Angst vor Fox, vor der Polizei und den Sozialarbeitern, seine Angst vor allem und jedem saß zu tief. Doch eines Tages, nahm er sich vor, würde er abhauen.
    Die meiste Zeit vergaß sein Vater, dass er da war. Wie jetzt. Fox hatte ein paar andere aus dem Lager in den Bus mitgenommen, und nun stellten sie einen Plan auf, um die Zufahrt zum Platz rund um die Uhr zu bewachen. Wolfie, der so still dalag wie eine zu Tode geängstigte Maus, fand, sein Vater höre sich an wie ein General, der seine Truppen herumkommandierte. Tut dies. Tut das. Ich bin der Boss. Aber Wolfie hatte Angst, weil immer wieder jemand ihm

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