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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Dick zu seinem Entschluss gratuliert. Steig aus, hab ich gesagt, bevor die Schriftsätze einlaufen. Er kann ja nun weiß Gott nichts dafür, wenn seine Frau sich irgendwas Aufregendes aus den Fingern saugen muss, weil sie selbst so verdammt langweilig ist, dass ihr sonst keiner zuhört.«
    Das veranlasste Eleanor, sich nun doch herumzudrehen. »Wieso bist du so sicher, dass James nichts zu verbergen hat?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Andersherum: Ich bin mir sicher, er
hat
was zu verbergen. Sonst wäre er in der Tat ein recht ungewöhnlicher Mann.«
    Er erwartete beinahe, sie sagen zu hören, du musst es ja wissen, aber sie senkte nur den Blick und versetzte lahm: »Na bitte!«
    »Das ist doch lächerlich, Ellie. Überleg bloß mal, was du alles zu verheimlichen suchst, seit wir hierher gezogen sind. Wo wir vorher gewohnt haben, wie hoch mein Gehalt war –« Er lachte wieder. »Wie alt du wirklich bist. Ich wette, du hast Prue nicht verraten, dass du fast sechzig bist. Du hast bestimmt vorgegeben, jünger zu sein als sie.«
    Ihr Mund verzog sich wütend, und er betrachtete sie einen Moment lang aufmerksam. Sie nahm sich offensichtlich eisern zusammen. Noch gestern hätte ihm eine solche Bemerkung eine vernichtende Erwiderung eingebracht.
    »Wenn es irgendeinen Hinweis darauf gäbe, dass James Ailsa getötet hat, hätte die Polizei ihn gefunden«, sagte er. »Jeder, der etwas anderes glaubt, ist verrückt.«
    »Du hast selbst gesagt, es wäre der perfekte Mord.«
    »Ich habe gesagt,
wenn
er sie ermordet hätte, wäre es der perfekte Mord. Das sollte ein Scherz sein, Herrgott noch mal. Du solltest hin und wieder selbst mal zuhören, anstatt immer nur alle anderen zu zwingen, dir zuzuhören.«
    Eleanor wandte sich wieder dem Herd zu. »
Du
hörst mir doch sowieso nie zu. Du bist ja immer unterwegs oder in deinem Arbeitszimmer.«
    Er trank seinen Whisky aus. Jetzt geht's los, dachte er und sagte: »Bitte, ich bin ganz Ohr. Worüber möchtest du mit mir sprechen?«
    »Über nichts. Es ist sinnlos. Du hältst ja immer zu den Männern.«
    »Ich hätte ganz sicher zu James gehalten, wenn ich eine Ahnung gehabt hätte, was Prue da veranstaltet hat«, sagte Julian kühl. »Und Dick ebenfalls. Er hat sich nie Illusionen darüber gemacht, dass er mit einem bösartigen Klatschweib verheiratet ist. Aber er wusste nicht, dass sie ihren ganzen Frust an James ausließ. Der arme alte Mann. Erst stirbt ihm seine Frau, und als wäre das nicht schlimm genug, macht ihm so eine Megäre mit heimtückischen Anrufen das Leben zur Hölle. Das ist eine Form der Verfolgung – so was tun notgeile alte Jungfern…«
    Eleanor spürte seinen Blick zwischen ihren Schulterblättern.
    »…oder in Prues Fall«, schloss er brutal, »Frauen, von denen ihre Ehemänner nichts mehr wissen wollen.«

    Drüben auf der Shenstead Farm war Prue so alarmiert wie ihre Freundin. Der Schreck war ihnen beiden in alle Glieder gefahren. Die Männer, derer sie so sicher gewesen waren, hatten sie überrascht.
    »Dad hat keine Lust, mit dir zu reden«, hatte Jack am Telefon kurz gesagt. »Er lässt dir ausrichten, wenn du nicht aufhörst, ihn auf seinem Handy anzurufen, lässt er die Nummer ändern. Wir haben ihm gesagt, dass er heute Nacht hier bleiben kann.«
    »Gib ihn mir einfach«, fauchte sie. »Er benimmt sich völlig lächerlich.«
    »Ich dachte, das wäre dein Fachgebiet«, gab Jack zurück. »Wir versuchen hier gerade, irgendwie zu begreifen, was für ein Teufel dich geritten hat, diesen armen alten Mann mit derartigen Anrufen zu bombardieren. Das ist ja so was von peinlich!«
    »Du weißt überhaupt nichts darüber«, sagte sie kalt. »Und Dick genauso wenig.«
    »Richtig! Wir wissen nichts, und wir wussten nichts. Mein Gott, Mama! Wie konntest du so was nur tun? Es ist schlimm genug, dass du zu Hause ständig über ihn hergezogen bist – aber ihn auch noch mit anonymen Anrufen zu quälen, und dann nicht mal was zu reden… Du glaubst doch nicht im Ernst, dass irgendjemand dir glaubt, was du erzählst! Du denkst dir immer deine eigenen Geschichten aus, um dich in ein besseres Licht zu setzen.«
    »Untersteh dich, so mit mir zu sprechen«, fuhr Prue ihn an, als wäre er immer noch der aufmüpfige Teenager. »Seit du mit dieser Frau verheiratet bist, kannst du nur noch an mir herumkritteln.«
    Jack lachte mit bitterer Ironie. »Natürlich –
Mutter
. Du erinnerst dich immer nur an die Dinge, an die du dich erinnern willst, alles andere verschwindet in

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