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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Rosenkohl vom Vortag aus dem Kühlschrank und trug sie zum Herd. »Nichts«, versetzte sie mit einem gezwungenen Lachen. »Kannst du noch mal Rosenkohl essen, oder soll ich lieber Erbsen machen?«
    »Erbsen«, sagte er boshaft, goss sich noch einen Whisky ein und verdünnte ihn mit Wasser aus dem Hahn. »Hast du schon gehört, was diese dämliche Prue Weldon angestellt hat?«
    Eleanor antwortete nicht.
    »Sie hat doch tatsächlich anonyme Anrufe bei James Lockyer-Fox gemacht«, fuhr er fort. Er setzte sich auf einen Stuhl und starrte ihren abweisenden Rücken an. »Von der Keuch- und Schnaufsorte offenbar. Spricht keinen Ton, hechelt nur in die Leitung. Das ist doch krank! Wahrscheinlich hat es mit den Wechseljahren zu tun.« Er lachte leise vor sich hin; er wusste, dass die Wechseljahre Eleanors schlimmstes Schreckgespenst waren. Er selbst behandelte seine Midlife-Crisis mit jungen Blondinen. »Dick hat schon Recht, sie hat einen Hintern wie ein Brauereipferd, kein Wunder, dass er kein Interesse mehr an ihr hat. Ich meine, wen würde so eine Frau noch reizen? Er hat von Scheidung gesprochen… er sagt, er hätte überhaupt keine Lust, ihr sein Geld nachzuschmeißen, wenn sie vor Gericht landet.«
    Er sah, wie Eleanors Hände zitterten, als sie einen Deckel von einem Topf hob.
    »Hast du gewusst, was sie da getrieben hat? Ihr seid doch ziemlich dicke Freundinnen… steckt immer zusammen, wenn ich heimkomme.« Er legte eine Pause ein, um ihr Zeit zu einer Antwort zu geben, und fuhr erst fort, als sie nichts sagte.
    »Übrigens, diese Streitereien, von denen du mir erzählt hast«, sagte er beiläufig, »zwischen Dick und James' Anwalt – und Dick und Prue –, die hatten nichts mit den Landfahrern zu tun. Dick kam gar nicht dazu, was über die Leute im Wäldchen zu sagen. Er bekam sofort ganz gewaltig eins auf den Deckel wegen Prues Anrufen. Als er ihr danach seine Meinung sagte, setzte sie sich aufs hohe Ross und behauptete, es wäre alles völlig in Ordnung. Diese Frau ist so unglaublich dumm. Sie glaubt allen Ernstes, James hätte sich nur deshalb bis jetzt nicht gewehrt, weil er schuldig ist – man müsse ihn ›ausräuchern‹, sagt sie –« wieder ein Lachen, etwas beißender diesmal –»oder ähnlichen Mist. Dick kann einem wirklich Leid tun. Ich meine, darauf kommt doch so ein dummes Luder wie Prue nie im Leben selbst – es würde mich interessieren, wer ihr diesen Blödsinn eingeredet hat.
Das
ist das Schwein, das wegen Verleumdung vor Gericht gehört. Prue ist bloß der dumme Papagei, der's nachplappert.«
    Diesmal folgte ein langes Schweigen.
    »Vielleicht hat Prue ja Recht. Vielleicht ist James wirklich schuldig«, brachte Eleanor schließlich hervor.
    »Wessen denn? Schuldig, im Bett gelegen und geschlafen zu haben, als seine Frau eines natürlichen Todes gestorben ist?«
    »Prue hat gehört, wie er Ailsa geschlagen hat!«
    »Ach, hör doch auf!«, rief Julian ungeduldig. »Sie hat gehört, was sie hören
wollte
. Sonst nichts. Wieso bist du so leichtgläubig, Ellie? Prue will unbedingt zu den besseren Leuten gehören und war sauer, weil die Lockyer-Fox' ihre Essenseinladungen ausgeschlagen haben. Ich würde sie auch nicht annehmen, wenn's mir nicht um Dick ginge. Der arme Kerl führt ein wahres Hundeleben.«
    »Du hättest was sagen sollen.«
    »Das habe ich – oft genug –, aber du hörst ja nie zu. Du findest sie amüsant. Ich nicht. Sonst was Neues? Ich sitze lieber im Pub als mir die kranken Fantasien einer angesäuselten Mittfünfzigerin anzuhören, bei der nichts mehr läuft.« Er legte seine Füße auf einen Stuhl, etwas, das sie hasste, wie er wusste. »So wie Prue redet, könnte man meinen, das Herrenhaus sei ihr zweites Zuhause, dabei weiß jeder, dass es nichts als Angeberei ist. Ailsa war ein sehr verschlossener Mensch – warum sollte sie sich ausgerechnet mit dem größten Klatschmaul von Dorset anfreunden? Das ist doch ein Witz.«
    Vor gut zwei Stunden war Eleanor zum ersten Mal aufgegangen, dass sie ihren Mann längst nicht so gut kannte, wie sie immer geglaubt hatte. Jetzt schlichen sich Angst und Argwohn in ihr Herz. Warum diese Betonung des Alters? Warum diese Betonung der Wechseljahre? Warum das Gerede von Scheidung? »Prue ist eine nette Frau«, sagte sie kleinlaut.
    »Nein, das ist sie nicht«, entgegnete Julian. »Sie ist eine frustrierte Xanthippe voller Komplexe. Ailsa hatte wenigstens andere Interessen als Klatsch, aber Prue braucht ihn ja wie die Luft zum Atmen. Ich habe

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