Fuchsjagd
aufhören zu drücken, klappt das Ding zusammen – und das wär doch schade, wo Sie extra einen Wassertank und eine Pumpe haben einbauen lassen. Wenn die Rohre hinüber sind, geht da nichts mehr.«
Bella musterte sie einen Moment mit taxierendem Blick, dann lockerte sie den Druck. »Sie sind wohl eine ganz Schlaue, was? Woher wissen Sie meinen Namen?«
Nancy zog amüsiert eine Augenbraue hoch. »Er steht riesengroß auf Ihrem Bus.«
»Sind Sie von der Polizei?«
»Nein. Ich bin Captain bei den Royal Engineers. James Lockyer-Fox ist Colonel der Kavallerie im Ruhestand und Mark Ankerton ist Jurist.«
»Ja, Wahnsinn!«, sagte Zadie ironisch. »Das sind die schweren Geschütze, Freunde. Auf die Zuckerwatte folgen die Kanonen.« Sie sah mit spöttischem Blick in die Runde. »Was glaubt ihr, dass die von uns erwarten? Die bedingungslose Kapitulation?«
Bella brachte sie mit einem Stirnrunzeln zum Schweigen, ehe sie sich wieder Nancy zuwandte. »Lassen Sie wenigstens den Jungen vorbei«, sagte sie. »Er ist doch völlig verängstigt, der arme kleine Knirps. Lassen Sie ihn an den Fernseher zu den anderen.«
»Gern«, sagte Nancy und nickte James zu.
James trat etwas zurück, um Platz zu machen, und bot Wolfie die Hand, aber der Junge wich vor ihm zurück. »Ich geh nich«, sagte er.
»Keiner tut dir was, Schatz«, versicherte Bella.
Wolfie wich noch weiter zurück, zur Flucht bereit. »Fox hat gesagt, er ist ein Mörder«, murmelte er, den Blick starr auf James gerichtet. »Ich geh nich da rüber auf die andre Seite. Es kann ja wahr sein, und da drüben kommt man nich mehr raus.«
Es folgte verlegenes Schweigen, das James mit einem Lachen brach. »Du bist ein kluger Junge«, sagte er zu dem Kind. »An deiner Stelle würde ich auch nicht auf die Seite hinübergehen. Hat Fox dir das beigebracht, dich vor Fallen zu hüten?«
Wolfie hatte noch nie bei jemandem so viele Lachfältchen um die Augen gesehen. »Ich sag ja nich, dass ich wirklich glaub, dass Sie ein Mörder sind«, erklärte er. »Ich sag nur, dass ich auf alles gefasst bin.«
James nickte. »Das ist sehr vernünftig. Es ist noch gar nicht so lang her, da ist der Hund meiner Frau in eine Falle geraten. Und er ist auch nicht mehr rausgekommen«
»Was ist mit ihm passiert?«
»Er ist gestorben – unter großen Schmerzen. Die Falle hatte ihm das Bein gebrochen, und jemand hatte ihm mit einem Hammer die Schnauze zertrümmert. Der Mann, der ihn erwischt hat, war leider kein guter Mensch.«
Wolfie fuhr schaudernd zurück.
»Woher wissen Sie, dass es ein Mann war?«, fragte Ivo.
»Weil die Person, die den Hund getötet hatte, ihn auf meiner Terrasse deponierte«, antwortete James und sah ihn an, »und eine Frau hätte ihn nicht tragen können – jedenfalls dachte ich das bisher«, fügte er mit einem nachdenklichen Blick zu Bella hinzu.
»Sie brauchen mich gar nicht so anzusehen«, rief diese empört. »Für Grausamkeit hab ich nichts übrig. Was war es überhaupt für ein Hund?«
James antwortete nicht.
»Eine dänische Dogge«, sagte Mark, der sich fragte, warum James ihm erzählt hatte, der Hund wäre an Altersschwäche eingegangen. »Er war schon alt – halb blind –, das gutmütigste Tier auf Gottes Erdboden. Jeder hat ihn geliebt. Er hieß Henry.«
Bella machte ein mitleidiges Gesicht. »Das ist wirklich traurig. Wir hatten mal einen Hund, der hieß Frisbee. Er wurde von so einem Schwein in einem Porsche überfahren… wir haben Monate gebraucht, um es zu verwinden. Der Kerl glaubte, er wäre Michael Schumacher.«
Mitfühlendes Gemurmel am ganzen Tisch. Sie kannten alle den Schmerz um ein totes Tier. »Sie sollten sich wieder einen anschaffen«, riet Zadie, der die beiden Schäferhunde gehörten. »Da kommt man schneller drüber weg.«
Die anderen nickten beifällig.
»Also, wer ist Fox?«, fragte Nancy.
Augenblicklich versteinerten ihre Mienen, alles Mitgefühl war wie weggeblasen.
Sie sah Wolfie an. »Wie steht's mit dir, Freund? Verrätst du mir, wer Fox ist?«
Der Junge wand sich. Es gefiel ihm, »Freund« genannt zu werden, aber er spürte auch das Unbehagen der anderen im Bus. Er wusste nicht, was es verursacht hatte, spürte nur, dass es besser wäre, wenn diese Leute bei Fox' Rückkehr nicht mehr hier wären. »Er ist mein Dad, und wenn der euch hier sieht, wird er stinksauer. Ist vielleicht besser, wenn ihr wieder geht, bevor er kommt. Er mag keine fremden Leute.«
James neigte sich zu Wolfie hinunter und blickte ihn forschend
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