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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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abzuschließen, wenn er das Haus auf diesem Weg verließ. Es war eine Sache von Sekunden, über den Rasen zu sprinten, nachdem der Colonel und seine Gäste im Wald verschwunden waren, und ins Wohnzimmer zu treten. Einen Moment lang verharrte Fox und lauschte dem tiefen Schweigen des Hauses, doch die Wärme des offenen Feuers war zu intensiv nach der Kälte draußen. Ihm wurde heiß, so dass er hastig Kapuze und Schal abwarf.
    In seinen Schläfen hämmerte es, und er streckte haltsuchend den Arm nach dem Sessel des Alten aus, als ihm in Strömen der Schweiß ausbrach. Eine Geisteskrankheit hatte die Schlampe es genannt, aber vielleicht hatte der Junge Recht; vielleicht hatten der Haarausfall und die Schwäche ja organische Ursachen. Ganz gleich, was es war, es wurde schlimmer. Er hielt die Lehne des Ledersessels umklammert und wartete, dass ihm wieder besser würde. Er hatte vor keinem Menschen Angst, aber die Angst vor dem Krebs wühlte wie eine Schlange in seinen Eingeweiden.

    Dick Weldon war nicht in Stimmung, seine Frau zu verteidigen. Unter dem Einfluss des Weins, den sein Sohn ihm eingeflößt hatte und den er sonst höchst selten trank, war seine ganze aufgestaute Wut hervorgebrochen, vor allem nachdem ihm Belinda, während Jack draußen in der Küche Mittagessen machte, das Wesentliche ihres Telefongesprächs mit Prue berichtet hatte.
    »Es tut mir Leid, Dick«, hatte sie im Ton aufrichtigen Bedauerns gesagt, »ich hätte mich zusammennehmen müssen, aber es macht mich einfach wütend, wenn sie mir vorwirft, ich würde Jack von ihr fern halten. Dabei ist er derjenige, der sie am liebsten überhaupt nicht sehen möchte. Ich bemühe mich lediglich, den Frieden zu bewahren – ziemlich erfolglos, wie man sieht.« Sie seufzte. »Ich weiß, dass du das lieber nicht hören würdest, aber es muss mal gesagt werden – Prue und ich können einander nicht ausstehen. Ich hasse ihr hochnäsiges Getue, und sie hasst meinen Gleichheitsfimmel. Sie hat sich eine Schwiegertochter gewünscht, auf die sie stolz sein kann, und kein Landei, das nicht mal Kinder auf die Welt bringen kann.«
    Dick sah den feuchten Schimmer in ihren Augen, und sein Zorn auf seine Frau nahm zu. »Es ist nur eine Frage der Zeit«, sagte er rau und tätschelte ungeschickt ihre Hand. »Als ich noch Milchwirtschaft betrieben habe, hatte ich mal zwei Kühe, die haben ewig gebraucht, bis sie trächtig geworden sind, aber am Ende haben sie's gepackt. Ich hab dem Tierarzt gesagt, dass er das Gerät nicht tief genug reinschiebt – hat geklappt wie geschmiert, als er bis zum Ellbogen rein ist.«
    Belindas Lachen klang halb wie ein Schluchzen. »Vielleicht machen wir da auch was falsch. Vielleicht arbeitet Jack mit dem falschen Gerät.«
    Er brummte mit beifälliger Erheiterung. »Ich hab immer gesagt, der Bulle hätte es besser gemacht. Die Natur sorgt schon dafür, dass alles richtig läuft – die Probleme machen immer nur die Schnellverfahren, die der Mensch sich ausdenkt.« Er zog sie an sich und drückte sie. »Glaub mir, Kind, keiner ist so stolz auf dich wie ich. Du hast mehr aus unserem Jungen gemacht, als wir je fertig gebracht haben. So wie er heute ist, würde ich ihm mein Leben anvertrauen – das war nicht immer so. Hab ich dir erzählt, dass er mal die Scheune abgefackelt hat, weil er sich da mit seinen Freunden versteckte, um zu rauchen? Ich bin mit ihm schnurstracks zur Polizei gefahren und hab ihn verwarnen lassen.« Er lachte gedämpft. »Es hat nicht viel gebracht, aber wenigstens hab
ich
mich danach besser gefühlt. Wirklich, Lindy, seit er mit dir verheiratet ist, ist aus ihm ein prächtiger Bursche geworden. Ich würde dich um keinen Preis hergeben.«
    Sie weinte sich eine halbe Stunde bei ihm aus, und als einige Gläser Wein später Julian anrief, war Dick überhaupt nicht danach, heile Welt zu spielen.
    »Glaub bloß nichts, was Ellie dir erzählt«, sagte er fast lallend. »Diese beiden sind doch so blöd, dass es kracht, und bösartig dazu. Ich weiß nicht, warum ich meine Frau geheiratet habe – zaundürr und keine Titten, so war sie vor dreißig Jahren, und jetzt hat sie einen Arsch wie ein Brauereipferd. Ich hab sie nie gemocht. Nichts als Rumgenörgel den ganzen Tag – was andres kann sie nicht. Eins sag ich dir – wenn die sich einbildet, ich zahl die gottverdammten Kosten, wenn sie wegen Verleumdung und böswilligen anonymen Anrufen drangekriegt wird, dann hat sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die kann sie gefälligst

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