Fuchsjagd
aus ihrer Scheidungsabfindung zahlen.« Er musste einen Moment Pause machen, weil er sein Glas umgestoßen hatte. »Wenn du auch nur einen Funken Grips hast, verfährst du mit dieser Beißzange, mit der du verheiratet bist, genauso. Prue hat mir erzählt, dass sie James ausräuchert.«
»Was soll das denn heißen?«
»Keine Ahnung«, antwortete Dick, »aber James macht's garantiert keinen Spaß.«
In der Bibliothek verführte die Neugier Fox, das Tonband abzuspielen. Über den Lautsprecher erklang eine Frauenstimme, die er sofort erkannte. Eleanor Bartletts Stimme. Schrill. Keifend. Gewöhnlich. Was darauf schließen ließ, dass sie ganz woanders herkam, als sie behauptete.
»…Ich kenne Ihre Tochter… ich hab mit eigenen Augen gesehen, was Sie aus ihr gemacht haben. Sie haben das arme Ding missbraucht, Sie widerlicher Mensch. Sie dachten wohl, dass Sie ungeschoren davonkämen… dass niemand je was erfahren würde, weil Elizabeth schon so lange dichtgehalten hatte… Und wer würde ihr schon glauben, hm? So haben Sie doch gedacht, oder? Aber es ist rausgekommen, stimmt's?… Die arme Ailsa. Es muss ein fürchterlicher Schock für sie gewesen sein zu erfahren, dass sie nicht Ihr einziges Opfer war… kein Wunder, dass sie Sie für wahnsinnig erklärt hat… Ich hoffe nur, Sie haben jetzt richtig Angst. Wer wird Ihnen noch glauben, dass Sie sie nicht getötet haben, wenn die Wahrheit rauskommt? Das Kind beweist alles… Haben Sie deshalb von Elizabeth verlangt, dass sie abtreibt? Waren Sie deshalb so wütend, als der Arzt sagte, dass es dafür zu spät ist? Ailsa brauchte sich nur an die Auseinandersetzungen von damals erinnern, und alles ergab einen Sinn… Gott, muss sie Sie gehasst haben…«
Fox ließ das Band weiterlaufen, während er den Schreibtisch durchsuchte. Auf Eleanors Tirade folgte eine Nachricht Darth Vaders und dann eine zweite. Er machte sich nicht die Mühe zurückzuspulen, nachdem er das Band angehalten hatte. James hatte aufgehört, sich die Bänder anzuhören, als er dazu übergegangen war, die Terrasse mit der Flinte im Arm zu bewachen, und es war unwahrscheinlich, dass Mark Ankerton der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Darth-Vader-Monolog auffallen würde. Nüchtern beobachtend vermerkte Fox, dass die starke Wirkung nicht von der endlosen Wiederholung der Tatsachen herrührte, sondern vor allem von den fünf Sekunden Schweigen, bevor Darth Vader sich meldete. Es war ein Spiel, das die Nerven des Zuhörers strapazierte…
Und Fox, der durchs Fenster oft genug das eingefallene Gesicht und die zitternden Hände des Alten gesehen hatte, wusste, dass das Spiel funktionierte.
Julian kam Eleanor um einiges raffinierter als Dick seiner Prue. Aber er war auch im Vorteil, weil Eleanor beschlossen hatte, ihn nicht auf seinen Seitensprung anzusprechen. Ihm war mittlerweile klar, dass sie es mit der Taktik hielt, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, das Problem würde sich von selbst lösen. Das überraschte ihn – Eleanor war eigentlich von Natur aus viel zu aggressiv, um Zurückhaltung zu üben. Aber nach seinem Gespräch mit Dick ahnte er, dass es einen Grund für die Zurückhaltung gab. Eleanor konnte es sich nicht erlauben, ihren Mann gegen sich aufzubringen, falls James' Anwalt seine Drohung, sie zu belangen, wahrmachen sollte. Sie verstand den Wert des Geldes, auch wenn sie sonst gar nichts verstand.
Auf den Gedanken, dass sie das Alleinsein fürchten könnte, kam er nie. Für ihn stand fest, dass eine Frau mit solchen Ängsten den Drang, ständig ihren eigenen Kopf durchzusetzen, gezügelt hätte. Aber selbst wenn er die Wahrheit geahnt hätte, hätte das nichts geändert. Mitgefühl war nicht seine Art. Er erwartete keines von anderen, also konnten andere es auch nicht von ihm erwarten. Jedenfalls war er nicht so verrückt, für eine Frau, die er gründlich satt hatte, Geld hinzulegen, um ihr einen Gerichtsprozess zu ersparen.
»Ich habe eben mit Dick gesprochen«, teilte er Eleanor mit, als er wieder in die Küche kam, und griff nach der Whiskyflasche, um zu prüfen, wie viel noch darin war. »Du trinkst ganz schön, findest du nicht?«
Sie kehrte ihm den Rücken und öffnete den Kühlschrank. »Es waren nur zwei. Ich habe einen wahnsinnigen Hunger. Ich habe mit dem Mittagessen extra auf dich gewartet.«
»Das tust du doch sonst nicht. Ich mache mir immer selbst was warm. Was ist heute anders?«
Immer noch mit dem Rücken zu ihm nahm sie eine Schüssel mit
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