Fuchsjagd
kleine Wohnbereiche voneinander abschlossen. Es erinnerte Nancy an die schmalen Hausboote, die ihre Eltern oft in den Ferien gemietet hatten, als sie noch ein Kind gewesen war.
Man hatte offensichtlich gerade zu Mittag gegessen. Schmutzige Teller standen auf dem Tisch, und im ganzen Bus roch es nach Knoblauch und Tabak. Nancys plötzliches Erscheinen und das Tempo, mit dem sie mit drei großen Schritten durch den Gang kam, überraschte die Leute, und sie bemerkte mit Erheiterung den komischen Gesichtsausdruck der dicken Frau am Ende der Polsterbank, die sich gerade einen Joint anzünden wollte. Vielleicht fürchtete sie eine Razzia – ihre schwarzen Augenbrauen schossen jedenfalls spitz abgewinkelt bis fast zum Ansatz ihres blondierten Stoppelhaars hinauf. Aus keinem besonderen Grund, außer dass Schönheit nicht zu ihren hervorstechenden Merkmalen gehörte und sie in wallendes Lila gekleidet war, sagte sich Nancy, dass dies Bella sein müsse.
Sie winkte ein paar Kindern zu, die sich hinter einem halb zugezogenen Vorhang um einen kleinen batteriebetriebenen Fernsehapparat scharten, und platzierte sich dann genau zwischen der Spüle und Bella, so dass diese auf ihrem Sitz festgenagelt war. »Nancy Smith«, stellte sie sich vor, bevor sie auf die beiden Männer wies, die ihr folgten. »Mark Ankerton und James Lockyer-Fox.«
Ivo, der mit dem Rücken zum Fenster saß, wollte aufstehen, wurde aber durch den Tisch, der dicht vor ihm stand, und die Leute, die auf beiden Seiten an ihn gequetscht saßen, behindert. »Und ob wir was dagegen haben«, schnauzte er, wobei er Zadie, die, Bella gegenüber, noch Bewegungsfreiheit hatte, mit hektischen Kopfbewegungen zunickte.
Aber es war zu spät. Von James vorwärts gedrängt, bezog Mark Posten am Ende des Tischs, während James den Ausgang blockierte.
»Die Tür war offen«, sagte Nancy gut gelaunt, »und das gilt hier in der Gegend als Aufforderung einzutreten.«
»Am Seil hängt ein Schild. Darauf steht klar und deutlich ›Zutritt verboten‹«, erwiderte Ivo aggressiv. »Oder wollen Sie mir vielleicht weismachen, Sie können nicht lesen.«
Nancy blickte von Mark zu James. »Haben Sie ein Verbotsschild gesehen?«, fragte sie erstaunt.
»Nein«, antwortete James wahrheitsgemäß. »Und ein Seil habe ich auch nicht gesehen. Ich muss zugeben, dass meine Augen nicht mehr so gut sind wie früher, aber ich denke doch, eine Absperrung wäre mir aufgefallen.«
Mark schüttelte den Kopf. »Vom Wäldchen aus hat man völlig freien Zugang«, versicherte er Ivo höflich. »Vielleicht möchten Sie es ja selbst überprüfen. Ich kann Ihnen jedenfalls garantieren, dass keines da ist.«
Ivo drehte sich mühsam herum und schaute am Bus entlang nach draußen. »Es ist runtergefallen«, rief er wütend. »Wer von euch Idioten hat es festgemacht?«
Keiner meldete sich.
»Fox war's«, ertönte eine zittrige Kinderstimme hinter James.
Ivo und Bella sprachen gleichzeitig.
»Halt die Klappe«, schimpfte Ivo.
»Pscht, Schatz«, sagte Bella und versuchte trotz des scheinbar zufälligen Drucks von Nancys Arm, der auf der Rückenlehne der Bank ruhte, aufzustehen.
Mark drehte den Kopf in der Richtung, aus der das Stimmchen erklungen war. Als er in Wolfies auffallend blaue Augen unter dem wirren hellblonden Haar blickte, hatte er das Gefühl, die Lockyer-Fox-Gene würden ihm langsam zur fixen Idee. Oder vielleicht hatte das Wort »Fox« bei ihm Assoziationen ausgelöst. Er nickte dem Jungen zu. »Hey, Kumpel, was läuft denn so?«, sagte er, den Jargon seiner zahlreichen Neffen nachahmend.
Wolfies Unterlippe bebte. »Ich weiß nich«, nuschelte er. Sein Mut hatte ihn wieder verlassen. Er hatte Nancy schützen wollen, weil er wusste, dass sie das Seil abgenommen hatte, aber Ivos zornige Reaktion hatte ihn erschreckt. »Mir sagt keiner nie was.«
»Und wer ist Fox? Ein Freund?«
Der wuchtige Rempler, mit dem Bella plötzlich Nancy angriff, um sie aus dem Weg zu stoßen, prallte wirkungslos ab. »Hey, Lady, ich würd gern aufstehen«, knurrte sie. »Das hier ist mein Bus, verdammt noch mal. Sie können hier nicht einfach reinspazieren und die starke Frau markieren.«
»Ich tu doch gar nichts, Bella«, sagte Nancy freundlich. »Wenn hier jemand die starke Frau markiert, dann Sie. Wir sind zu einem Gespräch vorbeigekommen, nicht zu einem Schlagabtausch.« Sie wies mit dem Daumen nach hinten zu der Küchenzeile. »Sie wissen, dass ich mit dem Rücken an Ihrer Spüle klebe? Wenn Sie nicht
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