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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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ewig.« Er erhebt sich schwankend und hält es dem Sandner vors Gesicht.
    Der beugt sich etwas zurück, damit das Nasenspitzerl nicht gefährdet ist.
    Das Messer glänzt makellos. Eine große Jagdwaffe. Der Sandner bringt sie in Verbindung mit den Karnickelkehlen. Scheint definitiv ein gescheites zu sein.
    Â»Damit könntest ruckzuck einen Ochsen abstechen«, lallt der Grainer, »geht nei wie in Butter.«
    Â»Das Messer weg!«
    Der Sandner fährt herum.
    Der Spargel, die Pistole beidhändig im Anschlag. Leicht in den Knien, schulmäßig.
    Â»Grainer, Messer weg, sag ich!« Hypernervös, knallroter Kopf. Noch ehe der Sandner reagieren kann, bewegt sich der Bauer.
    Â»Willst du mi eppa derschießen?«, lallt er fassungslos.
    Â»Legens es lieber weg«, mahnt der Sandner, »und du schieb die Waffe ein! Ois easy.« Er streckt die Hände beruhigend nach vorn. Aber es nützt nix. Die beiden spielen ihr eigenes Spiel.
    Â»Dann derschieß mich halt, du Würschterl«, fordert der Betrunkene den Polizisten höhnisch auf und wankt auf ihn zu.
    Â»Grainer, hörens auf mit dem Schmarrn – und du Pistole weg!«, schreit der Sandner. Jetzt ist er nervös. Die Situation ist grotesk. Er sollte sich nicht dazwischenhauen. Weder will er in die Schusslinie geraten, noch will er den schlachtreifen Ochsen geben. »Schluss damit«, befiehlt er.
    Nutzlos. Die Karawane zieht weiter.
    Â»Schieß scho, hä! Du gfotzerter Hosenbiesler!« Der Grainer macht noch einen Schritt und schwingt den Waffenarm wie ein kampflustiger Irokese. »Wuahaa!«
    Der Knall lässt dem Sandner das Ohrenschmalz hüpfen.
    Den Grainer brackt es auf den Boden.
    Die Tür springt auf, und der uniformierte Kollege erscheint. Auch er mit blankgezogener Waffe.
    Â»Macht ma des so bei euch!«, brüllt der Sandner außer sich und bückt sich zu Grainers Körper. »Die Leut glei übern Haufen schießen. Na bravo, super!«
    Der Grainer versucht, sich hochzurappeln. Der Schuss hat ihn unter der linken Achsel gestreift. Das Unterhemd färbt sich rot. Der junge Beamte fängt zu zittern an, schiebt seine Pistole hektisch ins Halfter.
    Â»A paar Zentimeter, und es wär ein Herztreffer geworden«, stellt der Sandner fest, »mitten in die Zehn.« Sein Puls beruhigt sich wieder.
    Den Grainer hat eher die Mischung aus Schreck und Schnaps umgehauen.
    Â»Des hätt der Depp eh ned zambracht«, murrt der. Dann fällt er in Bewusstlosigkeit.
    Es wird still in der Scheune. Der Sandner schaut von einem zum anderen.
    Â»Und habts a Idee, ihr glorreichen Helden?«
    Â»Der ...der hat mich angegriffen. Ich hab geglaubt ...«, setzt der Junge an.
    Â»Wegen dem Glauben sind scho viele verreckt.«
    Â»Nehmen wir ihn mit«, sagt der Zweite. »Tätlicher Angriff mit einem Messer ist eine ganz eindeutige Sachlage.«
    Â»Ned mit mir. Der Alte is zwar stramm wie a Viech, aber dafür soll er ned einfahren. Bloß weil dein Colega die Schützenliesl gibt. Ich glaub, du spinnst aweng!«
    Die Murnauer sind ratlos.
    Â»Oiso«, sagt der Sandner. »Zuerst ärztlich versorgen. Des geht ned beim Doktor, sonst brauch ma a Gschicht.« Er weist den Jungen an, loszufahren und seine Zimmerwirtin zu holen.
    Â»Des is ja bloß a Kratzer, und sie ist Krankenschwester – die kennt sich gwies aus.«
    Â»Und was sag ich der, des kommt der doch komisch vor?«
    Â»Ich erklär’s ihr scho, muss ja keine Kugel gewesen sein.«
    Â»Und dann nehmen wir ihn mit«, beharrt der Ochsenfrosch.
    Â»Schmarrn, den legen wir in sein Bett, decken ihn gut zu und lassen ihn seinen Seier ausschlafen. Und wenn er halbwegs gscheit is, vergisst er es, wenn er morgen überhaupt noch was davon weiß.«
    Der Grainer fängt an zu schnarchen.
    Â»Wird scho«, beruhigt der Sandner. Mehr sich selbst. Im Gegensatz zu seinen wohlgewählten, ruhigen Worten ist er auf hundertachtzig. Sein Shirt ist schweißfleckig.
    Der junge Schütze macht sich auf den Weg.
    D ie Marlies Hopf wohnt in Neuhausen, beim Rotkreuzplatz. Sie hat es nicht weit hin zur geistigen Entspannung gehabt. Schöne Ecke. Beinahe italienisch. Weiträumig, belebt, ein bisserl träge lädt dich das Platzerl zum Hinsetzen bei einem Milchkaffee ein oder einfach zum Durchpusten, den Blick umherschweifen lassen, bis der zur Ruhe kommen kann. Da drängelt nix oder springt

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