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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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trauten Heim auf dem Sofa. Nachdem die Nase nicht krumm ist, hat sie ein Polster, ein Pflaster und ein »Schonen Sie sich« vom Arzt bekommen. Im Moment ist sie schmerzfrei, also einsatzfähig nach Sandner’scher Definition. Der Hartinger hat sie nach Schwabing zur Wohnung gefahren und war fast nicht mehr abzuwimmeln gewesen. Sie würde sich schnell die Nase pudern, hat sie gemeint. Und das blutige Shirt wechseln. Du kannst ja nicht unter die Leut gehen, wenn du aussiehst, als hättest du grad lustvoll jemanden ausgeweidet. Jetzt kommen ihr Zweifel. Jämmerlich fühlt sie sich und erschöpft. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie atmet durch den Mund.
    Ausgerechnet der Yves. Er hat ihr im Krankenhaus erzählt, dass er sie vor dem Haus hat rumtorkeln sehen, blutend, orientierungslos und mit Handy in der Hand. Den Sandner anrufen, hätte sie genuschelt, dann wär sie ihm in die Arme gefallen. Er hätte sie dann erst mal zu sich getragen, glücklicherweise Erdgeschoss, und gleich den Notarzt gerufen. Sie hat daran keine Erinnerung. Blackout. Besser so. In den Armen von Yves herumzuhängen ist nix, was du geistig mit dir rumschleppen möchtest. Nur gruseliger Gedächtnisballast. Er hat sich gar nicht verändert, nur eine Wampe trägt er jetzt spazieren. Auf die Schuhe hat sie nicht geachtet. Aber den Biosiegel-Pulli hat sie ihm versaut.
    Vor dem Spiegel gelingt dem Mund ein vorsichtiges Grinsen bei dem Gedanken. So schlimm schaut es gar nicht aus. Der Rest vom Gesicht zumindest.
    Dem Hartinger sind vor einem halben Jahr zwei Zähne ausgeschlagen worden. Der hat ausgesehen wie ein Punchingball vom Schwergewichtler. Kein Dienstunfall. Bei der Hochzeitsfeier seiner Schwester ist aus heiterem Himmel ein Weißbierglas geflogen gekommen. Der Sandner hatte dazu bemerkt, das Altusrieder Brauchtum wär halt angemessen archaisch. Wenn der Hartinger nicht inzwischen in München verweichlicht wär, hätt er das fliegende Objekt ins Tor geköpft. Fand der Hartinger nicht angemessen spaßig. Demgegenüber könnten Optimisten in ihrem Fall sagen, das Glas sei halbvoll. Im Zwergenkücherl spült sie sich eine der zahlreichen dreckigen Tassen ab und brüht sich einen Schwarztee. Tough soll sie also sein, Mund abputzen und weiter. Na gut. Sollen sie haben, die Burschen.
    Â»Werds ihr scho seng.« Sie greift zum Handy. »Also, Hartinger, wie gehabt, in einer Stunde bei dieser Marlies Hopf.«
    Â»Es is doch scho sauspät. Machmas halt morgen. Meinst wirklich, des is a gute Idee, wenn du ...«
    Â»Es is keine gute Idee, wenn ich hier rumhock. Da werd ich zum Viech. Oder gehst du scho ins Bett? Dann ziehst du den Schlafanzug halt nomal aus.«
    Â»Aber ...«
    Â»Kein Aber. Ich werd dir scho ned in die starken Arme fallen, keine Angst. Also bis gleich.«
    I n Bad Kohlgrub gehen die Uhren nicht anders. Auf sein Bett wird auch der Sandner noch eine Weile verzichten müssen.
    Es läutet. Wie die Zimmerwirtin die Tür öffnet, sieht der Münchner sie zusammenfahren. Falls Uniformen bei ihr etwas auslösen, dann bestimmt keine Ausschüttung von Glückshormonen. Die Murnauer Kollegen stehen vor der Tür. Als der Dicke sich nach ihm erkundigt, entspannt sie sich sichtbar. Er fragt sich erneut, was da im Busch ist, schiebt es dann gedanklich beiseite.
    Â»Wir wollten Sie abholen. Wir haben ja keine Nummer und haben uns gedacht ...«
    Â»Scho gut, fahrens mich zu meinem Wagen?«
    Â»Na, Sie wollten doch vom Brandl die DNA-Probe. Wir haben den Beschluss. Der Dienstweg ist geklärt. Sie dürfens dem Alten erklären. Ihren Wagen – des macht ... äh, mein Schwager aus Saulgrub. Morgen früh, hat er gesagt.«
    Der Sandner seufzt. »Also, auf geht’s.«
    D as Anwesen scheint menschenleer. Im Haus finden sie den Grainer nicht. Die Schnapsflasche auf dem Tisch ist leer. Da hat er ordentlich zugeschlagen.
    Sie verteilen sich, um die diversen Schuppen zu durchsuchen. Der Sandner nimmt sich den Hinrichtungsplatz der Karnickel vor. Tatsächlich hockt der Alte drinnen auf einem Schemel. Vor ihm steht ein altertümliches Schleifgerät. Er wetzt ein Messer.
    Â»Du scho wieder«, kommt es verwaschen.
    Voll bis unter den Kragen. Der Sandner zögert.
    Â»Mein Vater hat auch so geschliffen.«
    Der Grainer schaut auf. Glasige, wässrige Augen.
    Â»Wenn du ein gescheites hast, hält’s dir so

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