Fuchsteufelswild
dir lärmig ins Genick.
Im Hinterhof in der Nähe vom obligatorischen Burger-Tandler wartet der Hartinger schon auf die Wiesner.
»Glotz mich ned so an, ich weià scho, wie ich ausschau«, bescheidet sie ihm.
Auf ihr Läuten hin macht ihnen ein Kind im Schlafanzug auf. Ein Junge, circa zehn. Auch er schaut die Wiesner an, als würde sie sich in der Geisterbahn verdingen.
»Ist deine Mutter zu Hause?«, näselt sie.
Der Bub dreht sich zum Flur hin um. »Mama«, quiekt er und zack â ist er verschwunden.
Der Hartinger grinst.
»Sag jetzt nichts«, zischt seine Kollegin.
Die Frau, die nun an die Tür kommt, hätte sich die Wiesner anders vorgestellt. Das braune Haar kurz gehalten, groà gewachsen und hager, wirkt sie streng, beinahe maskulin. Die ungeschminkten Augen verzieren dunkle Ringe.
»Ja?«, fragt sie.
»Frau Hopf? Wir sind von der Kriminalpolizei und hätten ein paar Fragen. Dürfen wir reinkommen?«
»So spät noch? Muss des sein? Ich muss mich um meinen Sohn kümmern. Der is krank, hat Bauchschmerzen.«
»Ja freilich. Bloà an Moment. Wenn es nicht wichtig wär ...«
Die Frau macht wortlos die Tür frei und geht voran in ein groÃes Wohnzimmer. Wuchtige Vitrinen und bequeme tiefe Cordsessel dominieren den Raum. Nippes und Zierrat aus aller Welt auf jeder freien Fläche drapiert. Russische Babuschkas, verstaubte Zwetschgenmanderl, afrikanische Tierschnitzereien. Miniaturen statt GroÃwild. Die asiatische Statuettenpartei hat die Mehrheit der Sitze. Hindugötter, Buddhas, Fabeltiere â in zwangloser Grüppchenbildung. Die Hopfs gehören zu den Jägern und Sammlern. Fragt sich nur, was alles.
Zigarettenrauch liegt in der Luft. Sie dürfen sich setzen.
»Sie kommen wegen dem Herrn Brandl?«, will die Braunhaarige wissen.
Die Wiesner nickt.
Sie wird von der Hopf nicht gefragt, warum die Polizei auf sie kommt. Auf der aktuellen Liste der Teilnehmer ist sie nicht zu finden, hat keinen Kurs besucht.
»Sie kannten den Herrn Brandl? Wie gut?«
»Ich hab einmal an geleiteten Meditationen von ihm teilgenommen â nicht weit von hier, bei Calm&Peace. Das ist alles.«
»Schaun Sie, Frau Hopf, wir wissen, dass der Herr Brandl auch Kurse bei sich zu Hause gegeben hat. Und ...«
»Davon weià ich nichts.« Ihre aufgerissenen Augen erzählen eine andere Wahrheit.
Die Wiesner steht auf. Zu spät für Sandmännchens phantastische Abenteuer.
»Also, dann kommen wir wieder, wenn seine Nachbarn Sie auf einem Foto erkannt haben.«
Die Frau zündet sich eine Zigarette an, bläst den Rauch hektisch in den Raum.
Einen Moment lang dauert der Kampf der Polizistin. Nein, sie wird der Hopf den Glimmstängel nicht einfach aus der Hand reiÃen. Obwohl â im Moment würde sie eiskalt jedes Risiko eingehen. Nur ein Zug.
»Mama!«, plärrt ihr Sohnemann aus seinem Zimmer. »Kommst du?«
»Gleich!«, ruft die Hopf zurück. »Das ist nicht so, wie Sie vielleicht denken«, sagt sie dann in Richtung der Polizisten. Wieder inhaliert sie tief und hastig.
Die Wiesner hat den Spruch schon erwartet. Der Rauch kräuselt sich. Beinahe spielerisch treibt er zur Decke. Es ist, als würde er noch einmal höhnisch winken. Sie sieht ihm nach, bis er sich verteilt hat.
»Was war das für ein Gefühl zwischen Ihnen und dem Toni?«
»Gefühl, wie meinen Sie das?«
»Vielleicht Vertrautheit?«
»Das spielt doch keine Rolle, wenn ...«
In der Wohnungstür dreht sich ein Schlüssel. Herr Hopf.
»Bitte ...«, fleht seine Frau und lässt das Wort in der Luft hängen.
»Weià es Ihr Mann?«, fragt die Wiesner nach.
Die Frau zögert, dann nickt sie. »Ja, der weià das.«
In alter, gemütlicher Zeit hätte man gesagt, der Herr Hopf wäre eine stattliche Erscheinung. In Anbetracht des aktuellen Körperkults, bei dem nur ein Waschbrettbauch die Absolution ermöglicht, ist er ein rausgefressenes Mannsbild. Die Wiesner schüttelt eine teigige Hand. Eine Bierfahne schwallt ihr entgegen. FleiÃig gepichelt, der Gute.
»Polizei? Um was geht es?«
Die Wiesner ist nicht einfühlsam unterwegs. Die aktuellen Umstände betrachtet, wäre das auch zu viel verlangt.
»Um die Beziehung Ihrer Frau zum ermordeten Herrn Brandl.«
»Ich versteh nicht.« Er mimt den
Weitere Kostenlose Bücher