Fuchsteufelswild
er das Experiment wegen Verdachts auf grobe Lächerlichkeit ab. Gerade beneidet er die Leut, die sich für Meditation erwärmen können. Den Geist erquicken und laben.
Wer immer der Sandra das Gesicht mittels Tür verbiegen wollte, war mit dem Ausradieren vom Brandl noch nicht am Ziel seiner Wünsche. Oder es ist gar nicht der Mörder gewesen, sondern jemand, der sich etwas vom Toten besorgen wollte? Nachdem das letzte Hemd ja keine Taschen hat, könnte ein Haderlump auf die Idee gekommen sein, etwas aus Brandls Besitz einzuschieben. Einen Hinweis auf den Mörder? Und der Sandner? Weià nix. Ãrgerlich verlässt er sein Zimmer und trampelt die Treppe wieder hinunter. Nicht mal mehr einen fahrbaren Untersatz hat er. Fest sitzt er im Ort. Kruzifix!
Seine Zimmerwirtin steht grad an der Haustür und diskutiert mit ihrem Maxi. Wie der den Polizisten sieht, verschwindet er flugs nach drauÃen.
»Dann mach halt, was du willst!«, plärrt sie ihm hinterher. Allerweil die beste Lösung. Für Fehler brauchst du ja kein Fangnetz, sonst lernst du nix. Der eigene Wille wird unterschätzt. Zum Beispiel würden sich die Kriege, man nennt sie ja Interventionen, enorm reduzieren mangels Beteiligung der todgeweihten Basismitarbeiter. Nix: »Morituri te salutant.« Dass die Leut sich gern zerreiÃen (lassen) für die Konzernbagage oder Heilslehren jeder Couleur, ist ja nur eine Mär. Das funktioniert reibungslos, weil keiner glaubt, er könne tun, was er wolle. Ein grandioser Irrtum. Der Augustinus hat gesagt: »Liebe und tu, was du willst.« So schautâs aus.
Ob jetzt allerdings der Maxi vernünftige Entscheidungen für sich trifft, mag der Sandner nicht beurteilen. Zumindest sieht er nicht danach aus, als würde er gleich als Söldner anheuern. Wie die Maria in ihr Wohnzimmer geht, kommt der Sandner ihr nach.
»Der Bierschnaps ist aus«, verkündet sie ihm.
»Das ist besser so«, meint er. »Der Maxi machtâs dir ned leicht.«
»Der sollâs mir auch ned leicht machen, ein Muttersöhnchen brauch ich ned.«
Themenwechsel. Die elterliche Pädagogikleier will der Sandner nicht zum Klingen bringen.
»Sag amal, was macht der Hambacher eigentlich beruflich?«
»Zimmer und Ferienwohnungen vermieten.«
»Und des Haus seiner Tante?«
»So genau weià ich des auch ned. Verkauft, glaub ich.«
»Des Zimmervermieten lohnt sich, oder?«
»Im groÃen Stil scho. Für mich? Relativ â manchmal â is aber ned immer gspaÃig.«
»Dankschön.«
»So hab ich des ned gemeint. Des passt scho. Ich mach des ned, weil ich eine Berufung hab. Ich machâs, damit ein paar Euro reinkommen.«
»Aber leben kann ma davon ned, oder?«
»Na, aber wenigstens bin ich frei und mach, was ich will«, kommt ihre ausweichende Antwort. »WeiÃt, früher hab ich als Krankenschwester gearbeitet, in Garmisch. Aber mir hatâs ned gelangt, die Leut immer nur technisch zu versorgen und ned palliativ, verstehst du. Des hat mich verrückt gemacht. Wenn so eine arme Haut niemand in den Arm nimmt und du bloà Infusionen neipresst und Spritzen, so verhaut kannst du gar ned gelebt haben, dass du so verrecken musst.«
Der Sandner sagt nix. Ãbers Verrecken hat er sich nicht unterhalten wollen. Das ist aus der Frau herausgebrochen. Eine Frage des Blickwinkels. Den Tod verdienst du dir ja qua Geburt. Ãber die verschiedenen Wege dorthin könnte der Sandner schon Gschtanzln singen. Mit einem Lächeln auf den Lippen haben sie bei der K11 noch keinen gefunden. Aber die Anverwandten haben die Trauer manchmal nicht zelebrieren können, ohne sich die Lippen wund zu beiÃen. Ab und an sind sie ihm als talentierte Laienspielgruppe untergekommen. Gerade wenn jemand zu Lebzeiten auf seinem Geld gebrütet hat wie der Drache Fafner auf dem Nibelungenschatz. Das kannst du niemandem empfehlen. Die wenigsten wollen, dass ihre Todesstund für die bucklige Verwandtschaft ein neuer Feiertag im Kalender wird. Mit Angedenken hat das nix zu tun, Geld ist vergesslich, quasi dement, bezüglich seiner Herkunftsgeschichte. Neben den zwischenmenschlichen Begierden â der Platzhirsch unter den Mordmotiven. Man könnte die beiden zusammenfassen. Letztendlich gehtâs allerweil rund ums Besitzen. Wie passt der Tod vom Toni dazu? Moneten oder Begehren, eine uralte Frage.
D ie Wiesner sitzt im
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