Fuchsteufelswild
lässt. Ganz dicht unter der Oberfläche schwimmt die, bereit, sich zusammenzuballen. Streck nur den Schädel raus, Hambacher junior, und sie reiÃt dich mit wie der Kaventsmann.
Der Bärtige übertreibt ein wenig mit der Ãberraschung, als der Polizist sich zu ihm heraufgearbeitet hat.
»Ja da schau her â Ãberraschungsbesuch. Hättens was gesagt, dann hätt ich einen Helm für Sie gehabt.«
Der hätte dem Sandner zwei Stunden früher nützen können.
»Hams einen Unfall gehabt?« Der Hambacher deutet mit besorgter Miene auf Sandners Schramme.
»Des gschissene Landleben«, meint der leichthin, »des scheint manche Leut wepsig zu machen. Weils Hirn im eigenen Saft köchelt. Da wird nix Gscheites draus am End.«
»Wie meinens des?« Das muss sein Gegenüber erst arbeiten lassen, bevor er es versteht. Er kommt ganz nahe. Zwanzig Zentimeter. Nach oben schauen muss der Sandner, damit er die Schweinsäuglein im Blick behält. Saurer Bieratem inklusive. Imponiergehabe. Wer rückwärts geht, verliert. Kurz wirft er einen Blick in die Tiefe. Zehn Meter. Kein Geländer. Zweimal an einem Tag könnte einmal zu viel sein.
»Also â was wollens?«, herrscht ihn der Bauherr an. Er glaubt zu ahnen, was der Sandner fragen wird. Wissen wird er wollen, wo der Schorsch junior verblieben ist. Darauf ist er vorbereitet.
Aber der Sandner will sich nicht die Zähne ausbeiÃen. Er schlägt sie lieber in die Weichteile.
»Sie waren am Samstag beim Brandl Toni.«
Der Mann ist verdutzt. Weit reiÃt er die Augen auf.
»Wer behauptet denn so was?«, dröhnt er.
Nicht überzeugend, bloà ein kleiner Schmierenkomödiant. Wenn die Frau vom Hambacher den Zettel geschrieben hätte â und eine andere Idee spuckt Sandners Hirn nicht aus â, wird er den Hambacher niederstrecken. Der ist zu aufbrausend für das Duellieren mit feiner Klinge.
»Verlässliche Zeugen. Und Ihre Frau hat sich so weggebeamt, die hättâs ned gemerkt, wenns ihr das Bett unterm Oasch weggestohlen hätten. Ihr Alibi ghört der Katz. Was ist jetzt, rückens raus mit Ihrer Gschicht.«
Nun schaut der Hambacher nach unten. Wenn jetzt wieder wer springt, lässt der Sandner bei der nächsten Befragung die freiwillige Feuerwehr samt Sprungtuch aufturnen. Der Fall wirkt wohl unmittelbar auf die Erdanziehung. Aber der Hambacher wollte sich bloà sammeln.
»Oiso gut«, brummt er, »gemma nunter.«
»Freilich â nach Ihnen.«
Langsam steigt der Sandner hinter dem Hambacher das Gerüst wieder hinunter. Kaum auf festem Boden, dreht sich der Bärtige zu ihm um.
»Sandner, ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Haben Sie überhaupt Befugnisse hier? Und wer soll das sein, Ihr ominöser Zeuge?«
»Jetzt passens auf«, diesmal tritt der Sandner ganz nah heran, »die Wohnung ist voller Fingerabdrücke und genetischem Material. Da is von Ihnen gwies was dabei. Bei den Spuren hättens gleich auf uns warten können. Ob Sie auf den Kopf gefallen sind, könnens jetzt beweisen. Wenn Sie eingnaht sind, scheià ich auf die Befugnis und stoà no drauf an. Und den Zeugen werd ich Ihnen präsentieren, Hambacher.« Der Sandner nimmt wieder Abstand. Nicht übertreiben mit dem engen Kontakt. Die Hypothesen sind leicht dahergebaut. Zum Richtfest fehlt dem Sandner allerdings der Beweis. Er ist halt vorgeprescht, ohne die kriminaltechnischen Untersuchungsergebnisse abzuwarten. Ein Wort vom Hambacher, und alles ist paletti. Der hat sich inzwischen eine Zigarette vom Grauhaarigen geschnorrt und fläzt sich auf ein kleines Mäuerchen.
»Eigentlich rauch ich schon lang nicht mehr.«
Er bekommt keine Antwort. Abwarten.
»Also der Ferdl hat mir letzte Woche erzählt, der Brandl wär jetzt in München. Er hättâs vom Grainer erfahren. Und wegen der Geschichte mit der armen Anni hab ich gedacht, des kann man doch nicht so stehen lassen. Und ich hab ihn angerufen und gesagt, wir müssten amal reden. Am Samstag bin ich zu ihm hin.«
»Er hat Ihnen seine Adresse gegeben â einfach so? Scho komisch â ausgerechnet Ihnen?«
»Nix ist da komisch. Ja, ich sollt kommen und wir reden. Von Mann zu Mann. Des muss Samstag so um sieben gewesen sein, wie ich dort war. Wie ich mit ihm dann geredet hab und er so a schmieriger Wicht war, halt wie ein Fisch, wegen der
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