Fuchsteufelswild
der Rübezahl beschmeiÃt ihn mit einem dreckigen Grinsen. Herausfordernd starrt der ihn an. »Das merk dir gut. Wart ab. Das nächste Mal ...«
»Ja, ich wart. Mir sind ja noch ned fertig, mir zwei«, gibt der Sandner zurück, »no lang ned.«
Er dreht sich um, steigt ins Auto und lässt den Motor an. Um die Hausecke kommt der Hambacher junior geschlendert. Verblüfft bleibt er stehen. Beide Mittelfinger streckt das Würschterl ihm entgegen und grinst sich eins.
»Mit euch alle ned«, schreit der Sandner auÃer sich und gibt Gas. Wie er mit Fluchen fertig ist, hat er schon die halbe Strecke nach Bad Kohlgrub bewältigt. Der Hambacher hat ihm das Kraut ausgeschüttet. Die ganze Familie. Da bist du bereit für Vendetta. In der Ortsmitte lenkt er das Auto auf einen Parkplatz und steigt aus. Er schlendert Richtung Kurpark. Bewegung braucht er und kollegiale Anregung, sonst liefe er Gefahr zu platzen. Ein schmaler Wanderweg führt am Parkausgang in den Wald. Mystischer Erlebnispfad. Erlebnisse bräuchte er sich nicht erwandern, aber stad und friedlich ist es dort. Die heile Natur krault das Hirn mit sanfter Tatze.
Wie er die Wiesner anruft, stellt sie gleich auf Lautsprecher, weil sich im Büro die Ermittler stapeln würden, inklusive dem Wenzel. Jenga auf zwanzig Quadratmetern. Ergebnisaustausch, Lagebesprechung. Froh ist der Kriminaler, dass er nicht die stickige Luft mit ihnen teilen muss, sondern reizklimatisch aufgetankt wird. Ãberall um ihn herum sattes Grün. Seine Münchner Stadtlunge wirdâs ihm danken.
Nachdem sie die neuesten Informationen ausgetauscht haben, bemerkt der Sandner: »Zwei sind scho mal besser als keiner. Einer will vor dem Mord beim Opfer gewesen sein, einer danach. Aber der Brandl ist ja nicht aus Einsamkeit eingegangen, allein gelassen hat man ihn dabei nicht. Und last, not least hat ihm der alte Grainer auch einen Besuch abgestattet. Beim Brandl muss es zugegangen sein wie am Ostbahnhof in der Früh.«
Allgemeines Gemurmel von den billigen Plätzen.
»Sperr mas einfach beide weg«, regt die Wiesner an, »in eine Doppelzelle und verlieren den Schlüssel. Indizien sind eher mau. Der Aschenbrenner und die Spusi sagen, eindeutig kann man nicht feststellen, wer ihm das Gnack gebrochen hat, wenn halb München die Finger im Spiel respektive am Hals hat. So kommer ned weiter.«
Das scharrende Organ vom Wenzel erklingt im Hintergrund. Irgendwas von Ernsthaftigkeit, Dienstauffassung und Beweislage hört der Sandner ihn daherplappern. Vernachlässigbares Hintergrundrauschen.
»Dein Hopf hat ein klares Motiv. Mein Hambacher noch ned. Der fährt zu ihm, weil er ihm die Leviten lesen will zwecks der Anni, und bringt ihn ratzfatz um? Glaub ich nie und nimmer.«
»Also tippst du auf meinen Hopf?«
»Es sei denn, der Hambacher hätt ein anderes Motiv. Da bin ich dran. Und vergiss nicht, dass jemand was gesucht hat in der Wohnung? Was hätt der Hopf suchen sollen?«
»Vielleicht hat sei Frau was vergessen.«
»Sie spekulieren wieder einmal daher ohne Erkenntnis und ohne Beweis!« Der Staatsanwalt muss der Wiesner das Telefon entrissen haben. »Sie haben doch einen Tatverdächtigen.«
»Zwei halbe plus den Grainer und dem Kompagnon vom Brandl. Die zählen ein Viertel. Des sand summa summarum eineinhalb.«
»Sandner! Machen Sie sich nicht lustig über mich! Der Hopf hat ein klares Motiv, war zur Tatzeit bei der Wohnung, was wollen Sie mehr. Glaubens, das ist lustig, der Presse zu erklären, dass der beim Zugriff in die Isar geschmissen wird und leider fälschlich beschuldigt wurde? Wie stehen wir denn da! Schaffens die Indizien her, und der Mann wird festgenagelt. So einer wird doch schnell butterweich. Und Sie beteiligen sich bitte vor Ort an der Ermittlungsarbeit. Ihren Hambacher können die Murnauer bearbeiten.«
So läuft der Hase. Die Peinlichkeit will sich der Staatsanwalt ersparen. Vielleicht könnten am Ende Zweifel aufkommen, ob der sich dem »Ober« würdig erweist. Schnell vom Tisch und elegant gelöst will er die Geschichte haben. Der Sandner wünschte sich, es wär so einfach. Diesmal gibt er den Korinthenkacker. Und recht geben mag der Wenzel ihm schon zweimal nicht. Und der Sandner? Ein blinder Fleck trägt ja seinen Namen nicht umsonst. Seiner hat sogar noch einen Frauennamen dazu. Und jedes Mal haben sie beide nasse Hosen, der
Weitere Kostenlose Bücher