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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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magst du ihnen nicht austreiben. Sonst verreckens, die frischen Triebe, weil’s im Schatten der Alten kein Licht gibt.
    D ie Maria ist nicht zu Hause. Er weiß nicht, ob es nicht besser so ist. Das Reden ist manchmal bloß eine schlechte Angewohnheit. In seinem Zimmer packt er sein Zeug zusammen, um irgendwas zu tun. Zweifel hat er, ob es das Richtige ist. Er muss es sicher wissen, sonst wird ihn die Geschichte umtreiben bis zur Bahre. Große Wahl hat er keine. Wenn ihm das Murnauer Schandamerieduo nix liefern kann, bleibt ihm nur noch eine letzte Möglichkeit. Und die Aussicht darauf ist alles andere als erfreulich. Drecksarbeit.
    Wie er runterkommt, steht die Tür zum Keller offen. Er steigt die Steinstufen hinab. Eigentlich hat er die Maria erwartet, aber es ist der Maxi. Wie der zusammenfährt, als wär der Polizist der Leibhaftige, ist dem klar, was er getrieben hat. »Ich brauch ned in deinen Rucksack schauen, ich weiß, was drin ist.«
    Â»Was reden Sie da?« Der Bursch ist verwirrt und trotzig.
    Der Sandner stutzt, greift sich an den Kopf.
    Â»Des hab ich mich auch grad gefragt. Blöd. Vergiss es wieder. Des gscheit Daherreden is eh für die Katz.«
    Der Maxi drängt sich am Sandner vorbei und hastet die Treppe nach oben.
    Die Sanne hat Marihuana geraucht. Nicht täglich, aber sie war gut dabei. Probierphase. Die Corina hat mit ihr geredet, Engelszungen und Konsequenzen und Pädagogik rauf und runter. Warum sie wieder aufgehört hat damit, weiß der Sandner heut noch nicht. Vielleicht weil es einfach nicht mehr gepasst hat zu ihrem Leben, weil es kein Loch zu füllen gab.
    U m zum Grainer zu fahren, reicht ein Song. Den Leonard Cohen hat er im CD-Player – zur Einstimmung. Diesmal findet er den Bauern gleich. Er braucht nur an der Haustür zu klopfen. Der Grainer schaut ihn an, lässt die Tür offen und schlappt wieder zurück in die Stuben. Frisch rasiert hat er ausgeschaut und das Gwand ohne Flecken, gebügeltes Hemd. Als würde er ausgehen wollen. Der Sandner setzt sich zu ihm an den großen Holztisch.
    Â»Bist ja immer noch hier«, stellt der Bauer fest und starrt in seine Kaffeetasse, »oder willst mich mitnehmen?«
    Der Sandner beschließt, den Vorfall im Stadel nicht mehr zu erwähnen. »Mitnehmen? Dich kann ich ned brauchen, Grainer.« Der Alte wirft ihm einen sonderbaren Blick zu. Beinahe ein Lächeln, aber in Moll. Was weißt du schon, drückt das aus. Ja, was weiß er schon, der Polizist?
    Â»Ich hätt gern die Sachen von der Anni gesehen und ein Foto.«
    Â»Von der Anni? Wieso jetzt?«
    Â»Ich hätt gern gewusst, was das für eine war, die Anni. Und ich hätt auch gern gewusst, warum sie nimmer hier leben wollt, als sie zurückgekommen ist aus Indien.«
    Â»Weil ich ein dummer Bauer bin – auch einen Kaffee?«
    Der Sandner nickt. Irgendwie scheint ihm der Grainer verändert, die Körperhaltung straffer, den Kopf erhoben. Da liegt ein unbestimmter Wille in seinen Augen. Vielleicht nur eine Täuschung, das letzte Mal hatte er ja einen Fetzenrausch im Gesicht und konnte nicht mehr stehen. Jetzt stellt er dem Sandner eine volle Tasse hin.
    Â»Die Anni hat scho immer ihren eigenen Kopf ghabt. Ham Sie a Kind?«
    Der Sandner nickt, auch eine mit eigenem Kopf.
    Â»Irgendwann is des losgangen. Die Diskussionen, vielleicht hat ihr der Brandl Toni des auch ins Ohr gesetzt – wurscht. Über alles hat sie sich aufgeregt, alles schlechtgemacht, wie wir leben, was wir tun, die Kirch, die Leut. Alles in den Dreck gezogen. Nicht zum Aushalten war’s mit ihr. Da schuftest den ganzen Tag, und die Maz hat nix Besseres zum Tun wie hinterhergoschen. Ich hab’s ned verstanden und mei Frau au ned. Wir ham dacht, des renkt sich scho wieder ein, wenns eine Lehre anfängt oder an Besseren find wie grad den Toni. Ich hab ihr dann nimmer zughört – vielleicht hätt ich des sollen, aber so rotzfrech dürfen die Kinder ned sein, wenns noch nix vom Leben verstehn, oder? Und dann is ja abghaut nach Indien – einfach so, kein Brief, keine Karte, nix. Die Leut ham gsagt, der Toni hat ihr den Kopf verdreht, war doch eine Patente, die Anni, aber des is scho auch in ihr dringsteckt, weiß der Deifi, warum. Wie sie dann wieder zruck ist, hats es vielleicht zwei Wochen ausgehalten, und dann ist sie zu der alten Krammbichler gezogen. Sie könnt ned auf dem Hof leben.

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