Fuck machine: Storys
Borst in letzter Zeit mal gesehn?« fragt Jack.
»Nein.«
»Gib mir eins von deinen Bieren.«
»Nein. Ihr Kerle kommt hier vorbei, sauft mir alles weg, und dann haut ihr ab, und ich sitz auf dem Trockenen.«
»Na schön.«
Er springt auf, rennt raus und holt sich seine Weinflasche, die er auf dem Verandastuhl unter einem Kissen versteckt hat. Er kommt zurück, schraubt den Deckel ab und sukkelt dran.
»Ich bin unten in Venice gewesen, mit dem Zahn und hundert Rainbows. Ich dachte, ich hätte Bullen gesehn, und da bin ich mit dem Zahn und den hundert Rainbows zu Borst hochgerannt. Ich hab angeklopft und ihm gesagt: Schnell, laß mich rein! Ich hab hundert Rainbows, und die Bullen sind hinter mir her! Borst hat die Tür wieder zugemacht. Ich hab sie eingetreten und bin mit dem Zahn reingestürzt. Borst lag auf dem Fußboden und war grade dabei, irgendeinem Kerl einen zu holen. Ich bin mit dem Zahn ins Badezimmer gerannt und hab die Tür abgeschlossen. Borst hat angeklopft. Ich hab gesagt: Wag’s bloß nicht, hier reinzukommen!
Ich bin mit dem Zahn ungefähr ‘ne Stunde da dringeblieben. Wir haben zwei Nummern geschoben, um uns zu amüsieren. Dann sind wir wieder rausgekommen.«
»Hast du die Rainbows ins Klo geschmissen?«
»Ach Quatsch, es war falscher Alarm. Aber Borst war ganz schön sauer.«
»Scheiße«, sage ich, »Borst hat seit 1955 kein anständiges Gedicht mehr geschrieben. Seine Mutter unterstützt ihn. Verzeih. Aber ich meine außer Fernsehn, diesen köstlichen kleinen Sellerie und Grünzeug essen und in seiner dreckigen Unterwäsche übern Strand latschen, tut er doch nichts. Früher, als er noch bei diesen jungen Burschen in Arabien lebte, war er mal ein guter Dichter. Aber ich kann da kein Mitgefühl haben. Als Gewinner muß man ein bißchen auf Draht sein. Es ist, wie Huxley sagte, Aldous, das heißt: Jeder Mensch kann ein…«
»Wie kommst du so zurecht?« fragt Jack.
»Nichts als Ablehnungen«, sage ich. Der eine Kerl fängt an, auf seiner Flöte zu spielen. Der Blutegel sitzt bloß da.
Jack hebt seine Weinflasche. Es ist eine schöne Nacht in Hollywood, Kalifornien. Dann fällt der Kerl, der in dem Hof hinter mir wohnt, aus dem Bett; betrunken. Es macht einen ganz schönen Bums. Ich bin das gewöhnt. Ich bin den ganzen Hinterhof gewöhnt. Alle sitzen in ihren Buden, die Jalousien runter. Mittags stehn sie auf. Ihre Autos hocken staubbedeckt vorne, die Reifen sind langsam platt, die Batterien schwach geworden. Sie mischen Drogen in ihre Drinks, und man weiß nicht, wovon sie leben. Ich mag sie. Sie lassen mich in Ruhe. Der Kerl steigt ins Bett zurück, fällt wieder raus.
»Blöder Hund«, höre ich ihn sagen, »mach daß du wieder in dein Bett kommst.«
»Was ist denn das für’n Krach?« fragt Jack.
»Der Kerl hinter mir. Er ist sehr einsam. Trinkt ab und zu mal’n Bier. Voriges Jahr ist seine Mutter gestorben und hat ihm zwanzig Riesen hinterlassen. Er sitzt rum und wichst und guckt sich im Fernsehn Baseball und Cowboyschießereien an. Früher ist er Tankwart gewesen.«
»Wir müssen jetzt los«, sagt Jack.
»Willst du mitkommen?«
»Nein«, sage ich.
Sie erklären mir, daß es was mit dem House of Seven Gables zu tun hat. Sie wollen wen treffen, der mal was mit dem House of Seven Gables zu tun gehabt hat. Es ist nicht der Autor, nicht der Produzent, nicht die Schauspieler, es ist jemand anderes.
»Ach nein«, sage ich, und alle rennen sie raus. Es ist ein schöner Anblick. Dann setze ich mich wieder an die Affen. Vielleicht kann ich diese Affen irgendwie aufpeppen. Wenn ich sie alle zwölf auf einmal zum Ficken kriegte!
Das ist es! Aber wie? Und warum? Ich werde noch verrückt. Nimm das Royal Ballet of London. Aber warum? Also okay, das Royal Ballet of London hat diese Idee. Zwölf fliegende Affen, während sie tanzen. Nur daß ihnen irgendwer vor der Aufführung die Spanische Fliege gibt. Nicht dem Ballett, den Affen. Aber die Spanische Fliege ist ein Märchen, nicht? Okay, dann bring noch einen wahnsinnigen Wissenschaftler rein, mit einer echten Spanischen Fliege! Nein, nein, oh mein Gott, ich krieg’s einfach nicht hin!
Das Telefon klingelt. Ich nehme ab. Es ist Borst:
»Hallo, Hank?«
»Ja?«
»Ich muß es kurz machen. Bin pleite.«
»Ja, Jerry.«
»Also, ich habe meine zwei Geldgeber verloren. Die Effektenbörse und den letzten Dollar.«
»Ah hah.«
»Na, ich hab ja schon immer gewußt, daß das mal kommen würde. Ich hau also jetzt ab aus Venice. Ich kann’s hier nicht schaffen. Ich
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