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Fuck machine: Storys

Fuck machine: Storys

Titel: Fuck machine: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sie noch ein paar Schritte zu gehen, und da war er: Auf der anderen Straßenseite, wo die Klinik für Unterleibsleiden stand, war der Leichenwagen vorgefahren.
»Ich glaube, heute is’ DIE NACHT«, sagte Tony, »ich kann’s im Blut spüren, wirklich!«
»Die Nacht für was?« fragte Bill.
»Paß auf«, sagte Tony, »wir wissen jetz’ ziemlich genau, wie sie das machen. Wir holen uns eine! Wär doch irre! Hast du Mut?«
»Was’n los mit dir? Denkste etwa, bloß weil mir dieser Matrosenknilch den Arsch verdroschen hat, wär ich’n Feigling?«
»Das hab ich nich’ gesagt, Bill.«
»Du bist’n Feigling! Ich kann dich verdreschen, leicht…«
»Ja. Ich weiß. Davon red ich doch gar nich’. Ich sage, komm, laß uns bloß ma’ so zum Spaß ‘ne Leiche klaun.«
»Scheiße! Laß uns ZEHN Leichen klaun!«
»Warte. Du bist jetzt betrunken. Laß uns warten. Wir wissen, wie sie das machen, wie sie vorgehn. Wir haben jede Nacht zugeguckt.«
»Und du bist nicht betrunken, eh? Sonst hätt’ste überhaupt nich’ den MUT!«
»Still jetzt! Guck! Da kommen sie. Sie haben ‘ne Leiche. Irgend so’n armen Kerl. Siehst du, wie sie ihm das Laken übern Kopf gezogen haben? Es ist traurig.«
»Ja, ich seh’s. Und es ist traurig…«
»Okay, wir wissen, wie sie vorgehn: Wenn’s nur eine Leiche is’, werfen sie sie rein, zünden sich ‘ne Zigarette an und fahren weg. Wenn’s aber zwei Leichen sind, machen sie sich nich’ die Mühe, den Wagen zweimal abzuschließen. Ganz kühle Typen. Für die is’ das reine Routinesache. Wenn’s zwei Leichen sind, lassen sie den ersten Kameraden einfach hinter dem Wagen auf der Rollbahre liegen, gehn wieder rein, holen die andere Leiche und werfen sie dann zusammen in den Wagen. Wie viele Nächte haben wir das jetzt schon mit angesehn?«
»Weiß nich’«, sagte Bill, »mindestens sechzig.«
»Okay, da is’ also jetzt die eine Leiche. Wenn sie wieder reingehn, um noch eine zu holen - gehört die Leiche da uns. Machst du mit, wenn sie wieder reingehn?«
»Klar mach ich mit! Ich bin doppelt so mutig wie du!«
»Also okay dann, paß auf. Gleich wissen wir Bescheid… Ups, da gehn sie schon. Sie gehn wieder rein, um noch ‘ne Leiche zu holen!« sagte Tony.
»Machst du jetzt mit?«
»Klar.«
Sie rannten über die Straße und schnappten sich die Leiche beim Kopf und bei den Füßen. Tony hatte den Kopf, diesen traurigen, so fest in das Laken gewickelten Kopf, während Bill sich die Füße schnappte. Dann liefen sie über die Straße zurück, das reine weiße Leichentuch kam ins Flattern dabei, für Augenblicke war ein Fußgelenk zu sehen, ein Ellbogen, ein Stück Oberschenkelfleisch, und dann liefen sie die Eingangstreppen der Pension hinauf, kamen an die Tür, und Bill sagte: »Lieber Gott, wer hat den Schlüssel? Guck, wie ich Angst habe!«
»Viel Zeit haben wir nich’. Gleich kommen diese Scheißkerle mit der andern Leiche raus! Wir werfen ihn in die Hängematte! Schnell! Den gottverdammten Schlüssel müssen wir finden!«
Sie warfen die Leiche in die Hängematte. Im Mondlicht schaukelte sie hin und her.
»Können wir die Leiche nich’ wieder zurückbringen?« fragte Bill.
»Guter Gott, oh Mutter, oh Mächtiger, können wir die Leiche nich’ zurückbringen?«
»Keine Zeit mehr! Zu spät! Sie würden uns sehn. HEY! WARTE!« rief Tony.
»Ich hab den Schlüssel!«
»GOTTSEIDANK!«
Sie schlossen die Tür auf, schnappten sich das Ding in der Hängematte und liefen damit die Treppe hinauf. Tonys Zimmer kam zuerst. Erste Etage. Auf der Treppe bumsten sie mit der Leiche ganz schön laut an Wand und Geländer.
Dann hatten sie sie vor Tonys Tür und legten sie hin, derweil Tony nach seinem Türschlüssel suchte. Sie kriegten die Tür auf, ließen die Leiche aufs Bett plumpsen und gingen zum Kühlschrank; holten sich Tonys billige Gallone Muskateller, leerten jeder ein halbes Wasserglas, füllten dann nach, kamen zurück ins Schlafzimmer, setzten sich hin und blickten auf die Leiche.
»Meinst du, irgendwer hat uns gesehn?« fragte Bill.
»Dann würden die Bullen wohl schon hier sein.«
»Ob sie die Gegend hier durchsuchen werden?«
»Das geht doch nich’. Die können doch nich’ mitten in der Nacht rumlaufen, an Türen klopfen und fragen: Haben Sie einen Toten? «
»Ah ja Scheiße, wahrscheinlich hast du recht.«
»Klar hab ich recht«, sagte Tony.
»Trotzdem, ich würd ums Verrecken gern wissen, wie die zwei Typen sich gefühlt haben, als sie zurückkamen und gesehn haben, daß die Leiche weg

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